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Monströse Welten 1: Gras

Monströse Welten 1: Gras

Titel: Monströse Welten 1: Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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Außer den Harpunen der Jäger, aber diese Geräte waren so lang und unhandlich, daß sie für Verteidigungszwecke unbrauchbar waren. Er fühlte sich einsam und verlassen und schämte sich gleichzeitig dafür.
    Er kleidete sich an; er haßte die Schlaghosen und die albernen, vorne spitz zulaufenden Stiefel. Schließlich reichte der Kammerdiener ihm Hut und Handschuhe, und er betrachtete sich im Spiegel. Zumindest von der Hüfte aufwärts wirkte er wie ein echter Gentleman. Als ob es darauf angekommen wäre. Als ob es überhaupt noch auf etwas angekommen wäre!
    Er würde sich nicht dafür entschuldigen, Persun, Sebastian und Asmir mitgebracht zu haben. Es war sicher nicht verboten, Diener auf die Jagd mitzunehmen. Andere taten das schließlich auch. Wenn ein bon Haunser von einer bon Damfels-Jagd zurückkehrte und die Gästequartiere der bon Damfels’ aufsuchte, waren es seine eigenen Diener, die es hergerichtet, ein Bad eingelassen und frische Kleidung bereitgelegt hatten. Als Rigo zum erstenmal ausgeritten war, hatte er das noch nicht gewußt. Niemand hatte es ihm gesagt. Er und Stella hatten erst nach der Ankunft auf Opal Hill ein Bad genommen.
    Bei seinem zweiten Jagdausflug hatte er wohl einen Diener mitgenommen, aber das Bad war nach wie vor kein Thema gewesen. Stella war verschwunden, und er hatte an nichts anderes mehr gedacht. Er, Rigo, hatte einen Adjutanten gehabt. Stella auch einen zur Seite zu stellen, hatte er aber ganz vergessen. Er verdrängte diese unangenehme Überlegung.
    »Rigo?« ertönte eine leise Stimme an der Tür.
    Nun projizierte er seinen Selbsthaß auf sie. »Eugenie! Was tust du denn hier?« Lächerlich; im ersten Augenblick hatte er geglaubt, es sei Marjorie.
    »Ich dachte, ich könnte dir vielleicht helfen. Wo Marjorie doch weg ist…«
    »Ich habe einen Kammerdiener, Eugenie.« Besagter Mann verließ diskret den Raum. »Marjorie hilft mir nicht beim Anziehen.«
    Nervös wedelte sie mit den Händen und wechselte das Thema. »Hast du schon etwas von Stella gehört?«
    »Ich habe bisher von niemandem etwas gehört. Und du hast auch nichts in meinem Schlafzimmer verloren. Das weißt du doch.«
    »Ich weiß.« Eine Träne kullerte über ihre Wange. »Ich habe das Gefühl, nirgendwo hinzugehören.«
    »Geh nach Commons«, sagte er. »Nimm dir ein Zimmer im Hafen-Hotel. Amüsier dich. Um Gottes willen, Eugenie, ich habe jetzt keine Zeit, mich um dich zu kümmern.«
    Ihr stockte der Atem. Sie wurde blaß und wandte sich ab. Diese Bewegung, der Schwung des Halses. Wie Marjorie. Nun hatte er sie beide vor den Kopf gestoßen! Was war er nur für ein Mensch?
    Er ekelte sich vor sich selbst; er ging hinaus zum Kiesbett, wo der Gleiter wartete und wartete ungeduldig darauf, daß Sebastian mit dem anderen Gleiter erschien, um Eugenie nach Commons zu bringen, falls sie das überhaupt wollte. Frauen. Verdammte Frauen. Weil kein anderer Pilot verfügbar war, würde Asmir Eugenie in die Stadt bringen müssen.
    »Gras ist ein langweiliger Ort für Frauen«, bemerkte Persun Pollut. »Meine Mutter sagt das öfter.« Persun hatte die Arme auf dem Rücken verschränkt und betrachtete den Garten. Ein kummervoller Ausdruck stand in seinem Pferdegesicht.
    »Ihren Schilderungen nach zu urteilen, ist Ihre Mutter aber sehr beschäftigt«, erwiderte Rigo in feindseligem Ton.
    »Oh, das sollte auch nicht heißen, daß das Leben in Commons langweilig sei, Eure Exzellenz. Ich meine hier draußen. Hier draußen langweilen die Frauen sich zu Tode. Wenn die Männer auf der Jagd sind. Und überhaupt…«
    Rigo wollte sich jetzt nicht mit Frauen befassen. Anscheinend verstand er auch nichts von Frauen. Er hatte kein Gespür für sie. Das galt auch für Marjorie. Mit ihr kam er auch nicht zurecht. Wer hätte gedacht, daß sie die Initiative ergreifen, sich mit den Grünen Brüdern in Verbindung setzen und noch dazu Tony und Vater Sandoval einspannen würde. Das war er gar nicht von ihr gewohnt. Auf Terra begnügte sie sich mit ihrer Rolle als Mutter und Reiterin. Und die übrige Zeit hatte sie karitativen Aktionen gewidmet, Lady Spendabel, die Illegalen Kleiderspenden zukommen ließ. Sie war nicht wie Eugenie, die den halben Tag im Schönheitssalon verbrachte. Oder wie Espinozas Frau, die von der Bevölkerungs-Polizei verhaftet wurde, weil sie illegale Abtreibungen vorgenommen hatte, um dumme kleine Schlampen vor der Exekution zu bewahren. Daraufhin hatte der arme ›Spino‹ seinen Freunden nicht mehr in die Augen schauen

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