Monströse Welten 1: Gras
Quixote und El Dia Octavo abgeschaut. Es war eine Verhöhnung und Demütigung. Mit der linken Hand packte er die Zügel und tastete dann in der Tasche nach dem Lasermesser.
Ein einfaches Werkzeug, mit dem Persun Holz bearbeitete und Grashalme schnitt, und das er vielleicht auch bei der Bearbeitung der Täfelung von Marjories Arbeitszimmer benutzt hatte. Ein simples Werkzeug.
Und doch… war es auch eine Waffe. Er starrte auf die klappernden Widerhaken. Sie wirkten wie Horn. Oder wie Zähne. Wenn sie wirklich aus einem dieser Materialien bestanden, würde die Bestie es vielleicht gar nicht merken, wenn er sie abtrennte. Länge und Energie der Klinge konnten stufenlos variiert werden. Bei höherer Leistung würde die Klinge die Widerhaken am Ansatz abtrennen. Während das Hippae tanzte. Rigo streckte den Arm aus, aktivierte per Daumendruck das Messer und berührte die Spitze des zweiten Widerhakens. Das Messer ritzte eine Kerbe hinein, wie eine heiße Klinge, die in Wachs schnitt. Das Hippae reagierte nicht. Verstohlen schaute Rigo sich um. Niemand hatte die Aktion mitbekommen. Es schaute nämlich niemand zu. Diese Tanzvorführung war gar nicht für die Zombies an der Mauer gedacht, nicht einmal für Jerril, Eric oder Stavenger. Die Hippae betrieben es als Selbstzweck. Sie waren die einzigen, die sich daran erfreuten, und gingen derart in ihrer arroganten Machtdemonstration auf, daß sie sich nicht um die Reiter kümmerten. Rigo schliff den untersten Widerhaken ab und modellierte ihn zu einem Griff. Dann steckte er das Messer wieder in die Tasche und harrte der Dinge, die da kommen würden.
Der nächste Akt bestand in einer Herausforderung. Sie bellten sich an. Sie drehten sich die Hinterteile zu und kickten sich Brocken zu. Brocken? Etwas Schwarzes und Pulvriges, das sie mühevoll zusammengetragen hatten. Er wurde von schwarzem Staub bestäubt. Dann drehten die Hippae sich wieder um und stiegen auf die Hinterhand. Sie klapperten mit den Widerhaken, stießen die Luft zwischen den Zähnen aus und zogen sich tänzelnd zurück, bis sich eine beträchtliche Lücke zwischen ihnen auftat. Hundert Yards. Zweihundert Yards. Rigo riskierte einen Blick zur Mauer und den Berittenen. Nichts. Keine aufgeregten Schreie. Nur diese Totenstille. Zähneknirschend hielt er sich fest. Dann senkte das grüne Monster den Kopf und griff an. Rigos Tier folgte seinem Beispiel.
Der Grüne griff von rechts an, wobei er den Kopf so gedreht hatte, daß die Zacken nach außen wiesen. Rigos Tier hatte die gleiche Position eingenommen. Sie glichen zwei Schlachtrössern, die mit donnernden Hufen aufeinander zustoben. Keine der Bestien sah, wohin sie lief. Stavenger saß mit leerem Blick da, wie ein Dummy. Unmittelbar vor dem Zusammenstoß zog Rigo den rechten Stiefel aus dem Loch und verlagerte das Gewicht auf den linken Fuß; das rechte Bein riß er hoch und bog es zurück. Halt verschaffte er sich, indem er die linke Hand um den abgeschliffenen Widerhaken klammerte.
Die Widerhaken von Stavengers Bestie verhakten sich in denen von Rigos Tier und schnitten durch die Luft, wo sich eben noch Rigos rechtes Bein befunden hatte, einen Fingerbreit am Körper des blauen Hippae vorbei. Aus seiner Position sah Rigo, daß Stavengers rechter Stiefel aufgeschlitzt war. Blut sprudelte aus dem Bein und strömte in den Staub. Die Tiere hatten überhaupt nicht vor, sich zu verletzen. Die Widerhaken waren auf die Beine der Reiter gerichtet.
Rigo setzte sich auf die Schultern der Kreatur, zückte das Messer und sägte die vier direkt vor ihm befindlichen Widerhaken ab. Er klopfte dagegen, und sie klappten nach einer Seite weg. Durch diese Amputation bestand zumindest nicht mehr die Gefahr, daß er aufgespießt wurde. Mittlerweile hatten die Hippae gewendet und setzten zur nächsten Attacke an. Sie mußten wie Raketen zielen; sobald sie den Kopf gesenkt hatten, sahen sie nicht mehr, wohin sie liefen. Aufgrund eines Instinkts oder langer Praxis verfügten sie jedoch über ein untrügliches Gespür für die Position des Gegners. Diesmal kamen sie von links, mit wirbelnden Widerhaken, und stürzten sich schreiend aufeinander; wieder riß Rigo das Bein hoch und balancierte auf der anderen Seite des Tiers, wobei er gleichermaßen durch Wut und Angst motiviert in dieser Stellung verharrte.
Diesmal wurde Stavengers linker Stiefel aufgeschlitzt, und das Blut strömte auch aus diesem Bein. Sein Gesicht war nach wie vor ausdruckslos. Die Hippae würden das Spiel
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