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Monströse Welten 1: Gras

Monströse Welten 1: Gras

Titel: Monströse Welten 1: Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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sie den Menschen auch geraten, den Hafen hier anzulegen, wo die Hippae nicht hinkommen.«
    »Geraten?« fragte Marjorie.
    »Sie wissen schon, wie ich es meine«, sagte Bruder Mainoa seufzend. »Empfohlen. Beeinflußt. Wie auch immer.«
    Sie spürte, daß die Füchse sich zurückzogen. »Wohin gehen sie?«
    »Sie suchen nach dem Weg, den es laut Rillibees Aussage geben muß. Sie denken dabei an Migerers.«
    »Maulwürfe? Dann glauben sie also, es handele sich um einen Tunnel.«
    »Etwas in der Art.« Mainoa schauderte und stützte den Kopf in die Arme. »Marjorie, ich bin ein müder, alter Mann. Ich bin nicht mehr in der Lage, euch bei der Suche nach einem Tunnel zu helfen.«
    Rillibee legte den Arm um Mainoa. »Und ich bin ein müder junger Mann, Bruder. Wenn die Füchse nach dem Weg suchen, genügt das. Ich muß mich jetzt ein wenig ausruhen. Oder glaubst du, daß sie unsere Hilfe brauchen?«
    »Auf jeden Fall«, sagte Bruder Mainoa. Aber wie dem auch sei, er war am Ende seiner Kraft. Marjorie legte sich wieder auf die Pritsche und spürte, daß der Schmerz nachließ. Dann schlief sie ein, ohne daß die Füchse ihr im Traum erschienen wären. Rillibee lag in einer kindlichen Pose da, und Mainoa hatte sich zusammengerollt und schnarchte leise. Vater James saß auf der Plattform, ans Geländer gelehnt, und fragte sich, was Marjorie wirklich erlebt, was sie wirklich gesehen oder geträumt hatte. Long Bridge und Steeplehands zerrten murrend an den Fesseln.
    Noch bevor der Erste am späten Nachmittag zurückkehrte, wußten sie, daß die Füchse den Weg nach Commons gefunden hatten. Er befand sich noch ein Stück weit von der Stadt entfernt, als plötzlich Pferde und Reiter im Bewußtsein der Menschen abgebildet wurden, und die Botschaft war klar. Sie wurden in einem weiten Halbkreis durch Tümpel und Flüsse geführt und ritten lange Alleen entlang. Ohne Führer hätten sie den Weg unmöglich gefunden. Unter manchen Tümpeln verbarg sich Treibsand. Andere waren gespickt mit tödlichem, spitzen Gehölz. Sie wußten es, denn die Füchse hatten es ihnen gesagt.
    Schließlich erreichten sie das Grasland; sie befanden sich in der Nähe des Sees, wo sie Stella gefunden hatten. In der näheren Umgebung lagen große Heugarben herum, und im Erdreich klaffte eine Tunnelöffnung, die nach dem Vorbild der Hippae-Kavernen ausgeschachtet war. Das Gras hatte die Öffnung verdeckt. Als sie Stella gefunden hatten, waren sie nur wenige Meter von der Stelle entfernt und hatten sie nicht entdeckt.
    »Das ist das Werk von Migerers«, sagte Bruder Mainoa.
    Irgendwo schrie ein Fuchs. Der Laut ging den Menschen durch Mark und Bein.
    »Das Werk des Teufels«, ergänzte Mainoa. »Das behaupten unsere Führer. Dieser Tunnel verläuft tief unter dem Sumpf. Ein Fuchs hat ihn durchquert, die ganze Strecke bis zum Hafen.«
    Die Frage erübrigte sich, wer ihn zuvor benutzt hatte. Überall fanden sich die Abdrücke der dreizehigen Hufe der Hippae, sofern sie nicht vom Wasser, das von der Decke tröpfelte, verwischt worden waren. »Hinein«, erging die Aufforderung an sie. »Hindurch! Schnell!«
    Marjorie führte Don Quixote in den Tunnel und wurde sofort von dem schlammigen Wasser durchnäßt, das durch den weichen Stein sickerte. Die anderen folgten ihr, wobei sie über die stickige Luft, die stinkenden ›Hippaeäpfel‹ und den matschigen Boden schimpften. Die Gefangenen zerrten fluchend an den Fesseln. Der Tunnel war nicht hoch genug zum Reiten. Er war sogar so niedrig, daß Irish Lass’ Ohren an den Wurzeln schabten, die durch die Decke wuchsen. Sie hatten zwar Lampen dabei, aber sie tauchten den Tunnel nur in ein trübes Licht. Pferde und Menschen kämpften sich über den aus Schlick und Fels bestehenden Boden.
    »Die Füchse folgen uns«, rief Rillibee in seiner Eigenschaft als Nachhut. »Ich spüre ihre Anwesenheit. Für Hippae ist der Tunnel zu niedrig.«
    »Nicht, wenn sie robben«, wandte Bruder Mainoa ein. »Wie große Löwen. Hintereinander. Aber es stimmt schon; eigentlich ist der Tunnel nicht für sie konzipiert.«
    Nach einigen Metern fiel der Tunnel steil ab. Das Wasser, das bisher Richtung Ausgang geströmt war, kehrte nun die Flußrichtung um. Die Pferde setzten sich auf der abschüssigen Bahn auf die Hinterbacken und wieherten protestierend. Etwas trieb sie an, eine unhörbare Stimme. Schließlich wurde der Tunnel wieder eben und das Wasser tiefer. Sie wateten durch das Wasser, wobei ein ständiger Zufluß von oben erfolgte.

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