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Monströse Welten 1: Gras

Monströse Welten 1: Gras

Titel: Monströse Welten 1: Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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menschliche Dummheit, die Stella in diese Kiste befördert hatte.
    Vergebung, ertönte eine leise Stimme in ihrem Kopf. Gerechtigkeit. Mit Schuld würde ich meine Zeit nicht vergeuden.
    Die Ärztin riß sie aus ihren Gedanken. »Sie selbst sehen aber auch nicht gut aus. Die Beule an Ihrem Kopf ist so groß wie ein Hühnerei. Schauen Sie.« Sie leuchtete in Marjories Augen und verkabelte sie mit diversen Geräten. »Gehirnerschütterung«, diagnostizierte sie. »Bleiben Sie eine Weile hier sitzen, bevor Sie noch zusammenbrechen. Ich schicke Ihnen jemanden, der Sie wäscht. Haben Sie Kleidung zum Wechseln dabei?«
    Einige Krankenschwestern erschienen. Sie brachten Schüsseln mit Wasser und Handtücher. Jemand lieh ihr eine Bluse. Dann setzte Marjorie sich neben Stellas Kasten, wobei sie selbst über Schläuche und Drähte mit einer Box verbunden war. Allmählich verblaßte die Vision, die sie im Sumpfwald gehabt hatte. Sie erinnerte sich zwar noch daran, aber nur noch verschwommen.
    Die Worte wurden undeutlich. Sie wußte nicht mehr, was Gott zu ihr gesagt hatte. Dann kam die Ärztin zurück, setzte sich neben sie und erzählte ihr mit leiser Stimme von ihrem Medizinstudium auf Semling, dem Aufbaustudium auf Reue und den jungen Leuten aus Commons, die kürzlich zu Wissenschaftlern ausgebildet worden waren und nun an der Lösung eines Rätsels arbeiteten, an dem Lees Bergrem selbst interessiert war.
    »Ich weiß«, sagte Marjorie. »Ich hatte Ihre Bücher angefordert.«
    Die Ärztin errötete. »Das sind aber Fachbücher und nicht für Laien geschrieben.«
    »Dachte ich mir schon. Trotzdem habe ich sie zum Teil verstanden.«
    Die Ärztin erkundigte sich nach dem Sumpfwald und den Füchsen. Marjorie berichtete ihr von den Angreifern und erzählte ihr auch sonst alles, was sie wußte; und vielleicht noch mehr… Die Vision verschwieg sie indessen.
    »Oh, ich hätte ihnen durchaus verziehen«, sagte sie. »Ich hatte aber Bedenken, sie laufen zu lassen. Weil ich befürchtete, daß die Gesellschaft oder Gott mich deswegen verurteilt hätten. Auf ein paar Schmerzen mehr oder weniger wäre es mir nicht angekommen. Auch nicht auf ein paar Morde und Vergewaltigungen. Das alles zählt nämlich nicht im Himmel. So sagt man doch, Doktor, nicht wahr? Aber dazu hat Gott sich eigentlich gar nicht geäußert. Er hat lediglich gesagt, wir sollen unsere Arbeit tun…«
    Die Ärztin schaute sie befremdet an und sah ihr in die Pupillen.
    Marjorie nickte. »Man verkündet uns Gottes Wort aus Büchern. Das ganze Leben hatte ich Gottes Wort in der Tasche, und dabei hat Er seine Worte ganz woanders niedergeschrieben…«
    »Psst«, machte Dr. Bergrem und tätschelte ihr den Arm. Marjorie entspannte sich und ließ es dabei bewenden. Schließlich verließ die Ärztin den Raum, und nun hörte sie nur noch den eigenen Atem und das Summen der Apparate. Sie dachte an Dr. Bergrems Buch. Sie dachte über das Konzept der Intelligenz nach. Sie dachte über Stella nach. Schwach erinnerte sie sich an das Antlitz Gottes und daran, wie Vater Sandoval mit Libellenflügeln aussah. Als ob sie es vor langer Zeit in einem Märchen gelesen hätte.
     
    Im überfüllten Raum, in dem Rigo saß, bestand Bruder Mainoa mit letzter Kraft darauf, daß Maßnahmen ergriffen würden. »Der Tunnel muß geschlossen werden«, sagte er. »Sofort. Sonst dient er den Hippae als Einfallstor nach Commons. Sie waren schon hinter uns. Zwar in geringer Zahl, weil der Tunnel so eng ist, daß sie nur in Einerreihe hindurchgehen können, aber diese wenigen würden schon genug Schaden anrichten.«
    »Es sind Ihnen also einige gefolgt«, resümierte Alverd Bee, der Bürgermeister. »Als Sie hier ankamen und uns über die Existenz des Tunnels informierten, habe ich sofort zwei Posten abgestellt. Sie melden, ein paar Bestien würden sich am Eingang befinden.«
    »Im Augenblick sind es noch ein Dutzend; bei Sonnenuntergang sind es vielleicht schon hundert«, gab Rigo zu bedenken. »Bruder Mainoa hat recht. Dieser Tunnel muß zerstört werden.«
    »Leider habe ich nicht die geringste Ahnung, wie man das bewerkstelligen könnte«, sagte der Bürgermeister. »Hättest du vielleicht eine Idee, Roald?« wandte er sich an seinen Schwiegervater.
    »Ja, was könnte man da tun«, sagte Roald nervös. »Ihn sprengen. Fluten. Oder irgendwie blockieren.« Er kratzte sich am Kopf. »Hirne Pollut kennt sich in solchen Dingen aus. Fragt ihn.«
    Alverd machte sich auf die Suche nach Hirne Pollut.
    Bald

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