Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Monströse Welten 1: Gras

Monströse Welten 1: Gras

Titel: Monströse Welten 1: Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
Vom Netzwerk:
Dunkelheit hüllte sie ein.
    Marjorie strahlte mit der Taschenlampe die Tunnelwände an und erkannte zahlreiche kleine Löcher. »Wozu sind die gut?« fragte sie.
    »Vermutlich Abflüsse«, erklärte Vater James. »Das ganze Wasser muß schließlich irgendwohin abfließen.«
    »Und wohin? Es wird doch nicht nach oben fließen!«
    »Eigentlich befinden wir uns in einem Hügel«, sagte Bruder Mainoa und hustete. »Commons, einschließlich des Sumpfwaldes, ist auf einem felsigen Plateau gelegen, das sich über die Prärie erhebt. Wie eine Schüssel auf einem Tisch. Wenn man Löcher in die Schüssel bohrt, fließt das Wasser ab.«
    »Glauben Sie, daß die Migerers den Tunnel gegraben haben?« fragte sie.
    Erneut hustete er, als ob er die Schwindsucht hätte. »Ich glaube schon. Die Hippae haben sie wahrscheinlich mit dem Bau beauftragt.«
    »Durch den Fels?«
    »Nur zum Teil durch Fels. Das Gestein hier ist ziemlich weich. Und das können sie bearbeiten. Ich habe es selbst gesehen.«
    »Wie weit noch?« fragte sie.
    »Dort vorne ist etwas«, erwiderte Bruder Mainoa nach einer Weile.
    Beim Näherkommen erkannten sie, daß es sich um eine wasserdichte, trockene Ausbuchtung des Tunnels handelte, die mit Gras ausgepolstert war. Marjorie leuchtete die Kammer mit der Taschenlampe aus. Auf dem Boden lagen zerfetzte Unterwäsche, zwei linke Stiefel und eine verschlissene Jagd-Jacke. »Sie war hier«, sagte Marjorie. »Janetta.«
    »Und noch jemand«, stellte Bruder Mainoa seufzend fest und zeigte auf die Stiefel. »Zwei linke Stiefel. Sie gehören wahrscheinlich Janetta und Dimity bon Damfels.«
    Plötzlich ertönte im Tunnel eine Geräuschkulisse aus Trillern und Knurren.
    »Wir sollen weitergehen«, sagte Bruder Mainoa. »Von hinten nähert sich Gefahr.«
    Sie nahmen den Marsch durch den glitschigen Tunnel wieder auf, wobei die Angst ihren Schritt beschleunigte. Marjorie warf einen Blick auf Don Quixote und fragte sich, ob er nicht ein viel besseres Gespür für die Füchse hatte als sie. Er bewegte sich zielstrebig voran, als ob er einem Ruf folgte. Und nicht nur er. Alle Pferde.
    Weit hinten im Tunnel ertönte ein Schrei. Das Echo lief an ihnen vorbei – ee-yah, ee-yah, ee-yah – und brach sich an den Wänden.
    Sie erhielten die mentale Aufforderung, sich zu beeilen. Das entsprechende terranische Wort erschien pulsierend vor dem geistigen Auge der Menschen, schwarze Großbuchstaben auf orangefarbenem Grund, dazu unterstrichen und mit einem Ausrufungszeichen versehen. ›EILT!‹
    »Was?« sagte Marjorie dumpf. »Was war das?«
    »Das tut er manchmal«, sagte Mainoa kurzatmig. »Er hat zwar kein Faible für Schriftsprache, aber manchmal schnappt er ein Wort von mir auf und projiziert es irgendwohin.«
    Ein neues Bild erschien; sie saßen auf und trieben die Pferde an. Das Bild war kaum verblaßt, als ein anderes erschien: Sie waren noch immer beritten und lagen flach auf den Rücken der Pferde, während diese durch das Wasser trabten und zielstrebig in die Dunkelheit eindrangen, als ob sie sich an einem Leitsystem orientierten, das nur ihnen allein bekannt war. Die Gefangenen, die man auf Irish Lass gesetzt hatte, murrten vernehmlich.
    »Maul halten, oder wir werfen euch den Hippae zum Fraß vor«, drohte Rillibee. Die Kletterer verstummten.
    Schließlich erblickten sie in der Ferne einen rosigen Lichtschimmer. Der Tunnel stieg an. Die Pferde stemmten sich mit den Hinterbeinen in den Morast und stießen sich ab. Die Konturen eines Fuchses zeichneten sich gegen das Licht ab; dann war er wieder verschwunden. Der Tunnel endete auf einer kleinen, von Teichen umgebenen Insel. Vor ihnen wichen die Bäume zurück und gaben den Blick auf eine im glühenden Sonnenuntergang liegende Anhöhe frei. Diffuse Schemen kamen hinter ihnen aus dem Tunnel und liefen in den Wald.
    Das Wort ›WEITER‹ erschien vor ihrem geistigen Auge, diesmal rot auf weiß, mit Ausrufezeichen. ›WEITER!‹
    Sie taten wie geheißen. Die Pferde wateten zur Baumgrenze und stiegen den hohen Hang hinauf. Die Reiter drehten sich um, auf das Schlimmste gefaßt. Aber da war nichts. Vielleicht hatten die Füchse ihnen einen Vorsprung verschafft.
    »Ich bringe die beiden zur Polizeistation«, sagte Rillibee und zog an dem Seil, mit dem die Gefangenen verschnürt waren. Dann wies er den Hügel hinauf. »Dort ist das Krankenhaus, in dem Stella und Ihr Mann liegen. Gleich neben dem Hafenhotel.«
    Marjorie trieb Don Quixote den Hang hinauf. Erst auf halber Höhe wurde ihr

Weitere Kostenlose Bücher