Monströse Welten 1: Gras
darauf kehrte er zurück. »Hirne meint, wir sollten ihn sprengen. Allerdings weiß er nicht, was wir als Sprengstoff nehmen sollen.«
»Habt ihr vielleicht Sprengstoff, mit dem ihr die Winterquartiere aus dem Fels sprengt oder den ihr in den Minen verwendet? Ihr habt doch Minen. Dann besorgt das Zeug!«
»Daran haben wir auch schon gedacht, Botschafter, aber die Hippae versammeln sich auch schon an diesem Ende des Tunnels. Sie würden uns erwischen, bevor wir nahe genug herangekommen sind.« Alverd biß sich nachdenklich auf die Lippe.
»Und das andere Ende…«
»Dasselbe, Botschafter. Hippae auf beiden Seiten. Als ich hörte, daß sie hier aufgetaucht sind, habe ich einen Gleiter zum anderen Ende geschickt. Der Pilot hat ungefähr hundert Bestien gezählt, wobei ein paar den Eingang bewachen. Unter diesen Umständen kommen wir nicht an den Tunnel heran.«
»Etwas aus der Luft abwerfen?«
»Was denn? Wir haben Sprengstoff, aber keine Bomben. Nein – wie sagen Sie dazu – Zünder. Es gibt hier zwar Leute, die in der Lage wären, eine Bombe zu bauen, wenn wir die Materialien hätten; vielleicht könnten sie die Komponenten sogar selbst herstellen, wenn die Zeit ausreichen würde. Sie und Ihr Freund hier sagen aber, so viel Zeit hätten wir nicht mehr. Wenn es uns gelänge, tief genug in den Sumpfwald vorzudringen, den Tunnel von oben zu orten und wenn uns dann ein paar Tage oder gar Wochen zur Verfügung stünden, könnten wir ihn anbohren und fluten. Aber so viel Zeit haben wir nicht. Uns bleiben noch ein paar Stunden. Falls überhaupt. Wir kennen die Pläne der Hippae. Ihre Frau hat gesehen, daß sie ihre Kriegserklärung in den Boden der Kaverne gestanzt haben. Wir haben es auch gesehen. Bruder Mainoa hat uns die Bedeutung erklärt. Sie planen, die Stadt zu stürmen und uns alle umzubringen, wie sie es auch mit den Arbai gemacht hatten. Brot und Spiele für die Hippae.«
»Wo befindet sich der Tunnelausgang?« fragte Rigo.
»Auf einer kleinen Insel im Wald, am Fuß dieses Hügels«, erwiderte Bruder Mainoa. »Hier, an der Ostseite des Hafens, ist der Wald am schmalsten. Er ist vielleicht zwei bis drei terranische Meilen breit. Sonst ist er breiter, aber hier ragen zu beiden Seiten des Sumpfes Höhenzüge auf. Das Tal ist wie ein Flaschenhals, und hier haben die verdammten Migerers mit ihrer Wühlarbeit angesetzt. Sie müssen viele Jahre gebraucht haben, den Tunnel tief genug durch den Fels zu treiben. Andernfalls wäre er schon längst vollgelaufen.«
»Ist es überhaupt möglich, den Tunneleingang zu erreichen? Ist das physikalisch machbar?« fragte Rigo Alverd Bee.
»Wenn die Hippae nicht dort wären, ginge das auf jeden Fall. Aber nicht unter den gegebenen Umständen. Sie würden uns vorher abfangen.« Alverd fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, bleckte die Zähne und zog eine Augenbraue hoch. »Wir haben weder Panzer noch sonstige Kampffahrzeuge. Die kleinen Roboter, die wir außerhalb der Stadt einsetzen, würden auch nichts ausrichten. Wir könnten sie höchstens mit Gleitern in den Tunnel zurücktreiben, aber sie wären wieder draußen, bevor jemand die Sprengladungen angebracht hätte.«
»Wenn wir sie aber ablenken würden, könntet ihr nahe genug herankommen und den Tunnel sprengen.«
»Und wie stellen Sie sich das vor?« wandte Alverd sich an Rigo, wobei sich auf seinem Gesicht gleichermaßen Hoffnung wie Skepsis spiegelten.
»Das muß ich mir noch überlegen. Könnten Sie es schaffen?«
»Vielleicht. Möglicherweise.«
»Dann bereiten Sie alles vor.«
»Mein Gott, die Lage scheint ziemlich hoffnungslos«, sagte Alverd kopfschüttelnd.
»Die Bewohner von Gras sind vielleicht die letzten Menschen überhaupt, Bürgermeister Bee«, erwiderte Rigo mit düsterem Blick. »Davon müssen wir jedenfalls ausgehen. Wie würden Sie lieber sterben? Abwarten oder kämpfen?«
Erneut bleckte Alverd die Zähne und ging davon. Rigo wandte sich an Roald Few. »Wenn wir die Hippae ablenken, wäre es möglich, daß einige uns umgehen. Schaffen Sie die Leute deshalb in die Winterquartiere und verbarrikadieren Sie die Zugänge. Haben Sie Waffen? Wenn nicht, dann rüsten Sie sie wenigstens mit Lasermessern aus.«
»Wir haben Waffen. Aber ich glaube, wir sollten zuerst eine vorgeschobene Verteidigungslinie errichten, bevor wir uns in die Winterquartiere zurückziehen, Botschafter. Der EBG stellt eine natürliche Barriere dar. Ich schlage vor, wir errichten dort die erste Front.«
»Das wäre eine
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