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Monströse Welten 1: Gras

Monströse Welten 1: Gras

Titel: Monströse Welten 1: Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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Möglichkeit. Die Bevölkerung soll sich hinter diese Linie zurückziehen. Evakuieren Sie den Wirtschaftsbezirk und Portside. Sorgen Sie dafür, daß diejenigen, die nicht an der Verteidigung der Stadt beteiligt sind, die Winterquartiere aufsuchen. Stellen Sie sicher, daß die Schiffe auf dem Hafen verriegelt sind. Wir brauchen sie vielleicht noch. Wo ist das Kraftwerk?«
    »Außerhalb der Stadt, in den Winterquartieren. Zutritt wäre quasi nur über unsere Leichen möglich.«
    »Darauf wird es vielleicht auch hinauslaufen«, dachte Rigo laut. Roald störte ihn nicht bei seinen morbiden Gedankengängen. Was das Ablenkungsmanöver betraf, so war das leichter gesagt als getan. Er trat ans Fenster, sah jedoch nicht das hektische Treiben auf der Straße, sondern blickte nur auf sein verdammtes Spiegelbild.
    »Botschafter?«
    »Ja, Sebastian?«
    »Ein Grüner Bruder möchte Sie sprechen. Der Obermotz persönlich. Chef des ganzen Haufens.«
    »Wie ist sein Name?«
    »Jhamless Zoe. Er sagt, es sei dringend.«
    »Ich habe höchstens drei Minuten für ihn.«
    »Ich habe ihm gesagt, Sie seien beschäftigt. Ich habe ihm auch den Grund genannt. Dort drüben ist ein leerer Raum. Ich bringe ihn hin.«
    »Botschafter«, sagte der Ältere Bruder anmaßend, »erzählen Sie mir alles, was Sie über die Pest wissen.« Obwohl es kühl war im Raum, schwitzte der Mann.
    »Nicht so voreilig. Mit welcher Begründung denn?« entgegnete Rigo und musterte das bizarre Gesicht des anderen.
    »Ich handle im Auftrag von Heiligkeit, genau wie Sie. Ich soll mit Ihnen kooperieren.«
    »Ich verfüge über keine derartigen Informationen. Mir wurde gesagt, meine Mission auf Gras sei streng geheim.« Rigo sah, daß eine Schweißperle über die winzige Nase des Mannes kullerte und unter der Spitze hängenblieb.
    »Ich habe den Auftrag von Cory Strange erhalten, dem neuen Hierarchen. Die Botschaft kam mit demselben Schiff, mit dem auch Sie hier eingetroffen sind.«
    Rigo lächelte freudlos. »Dann gibt es also einen neuen Hierarchen. Ich wünschte, er hätte das Amt früher angetreten, Bruder Zoe. Dann hätte ich nämlich jetzt nicht diesen Ärger am Hals. Nun, Ihre Autorität erkenne ich jedenfalls nicht an! Genausogut könnten Sie ein unbedeutender Novize sein. Wenn Sie es aber nicht von mir erfahren, dann spätestens in zehn Minuten im Hotel. Also: Es gibt keine Pest auf Gras. Das ist zumindest ein Indiz dafür, daß hier ein Gegenmittel existiert. Wir wissen aber nicht, worum es sich dabei handelt, wo es zu finden ist und wie es wirkt. Wir wissen auch nicht, ob Fremde, die hierherkommen, geheilt werden, und falls doch, ob der Effekt dauerhaft ist oder nur für eine gewisse Zeit anhält. Die Antwort liegt vermutlich hier auf Gras. Das ist alles, was wir wissen.«
    Der Ältere Bruder zog ein Taschentuch aus der Kutte und wischte sich das Gesicht damit ab. »Ich… ich… ich weiß es zu schätzen, daß Sie mir diese Informationen gegeben haben, Botschafter.« Dann wandte er sich um und verließ hastig den Raum.
    Rigo wollte ihm schon folgen, als er einen zusammengefalteten Zettel auf dem Boden liegen sah. Er war dem Bruder aus der Tasche gefallen, als er das Taschentuch herausgezogen hatte. Rigo hob das Papier auf, strich es glatt und überflog den Inhalt. Vielleicht war es so wichtig, daß er es dem Mann zurückgeben mußte.
    ›Mein lieber, alter Freund Nods‹, stand in einer deutlichen, schwungvollen Handschrift geschrieben; es hätte genauso gut ein Computerausdruck sein können.
    Mit zunehmendem Unglauben las Rigo den Text, dann ein zweitesmal. ›Hier wie andernorts grassiert die Pest… Es liegt nicht in unserem Interesse, daß Informationen über die Pest und ein eventuelles Gegenmittel weitere Verbreitung finden… welche die Welten für eine alleinige Kolonisierung durch Heiligkeit säubert…‹
    »Rigo.«
    Er drehte sich um. Da stand sie neben ihm. »Marjorie! Ich dachte, du wärst bei Stella.« Sie war sehr blaß. Sehr müde.
    »Ich bin in ihr Zimmer gegangen. Ich habe sie aber gar nicht richtig gesehen. Sie liegt in einem Reha-Tank. Rillibee ist bei ihr geblieben.«
    »Wie geht es ihr?«
    »Die Ärztin hat sich ziemlich optimistisch geäußert. Aber sie hat ausdrücklich gesagt, es gäbe keine Garantie für eine vollständige Genesung. Vermutlich liegen noch andere Schäden vor.« Marjorie rieb sich die Augen.
    Er stand in einer verkrampften Haltung da. Obwohl sie ihm keine Vorwürfe gemacht hatte, fühlte er sich trotzdem schuldig. Er

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