Monströse Welten 1: Gras
sagte sie, »müssen wir Vorsichtsmaßnahmen gegen diese Bestien treffen. Wir müssen damit rechnen, daß sie auch hierher kommen.«
»Was?« fragte er. »Wie meinen Sie das?«
»Sie können nicht klettern«, erklärte sie. »Aber sie sind nicht dumm. Vielleicht gelingt es ihnen, die Aufzüge in Betrieb zu nehmen. Wir müssen den Strom abschalten. Wir befinden uns hier im dritten Stock. Ohne Aufzüge kommen sie vielleicht nicht so weit.«
»Die Schaltkästen sind wahrscheinlich im Keller«, sagte er.
»Dann gehen wir eben in den Keller.«
Unschlüssig schaute er zum Lift und dann wieder auf sie.
»Machen Sie schon, Junge«, sagte sie barsch. »Ich könnte Ihre Mutter sein, also darf ich Sie auch anschreien. Treffen Sie eine Entscheidung!«
Er ließ die Waffe sinken.
»Geben Sie uns Feuerschutz«, sagte sie. »Vielleicht dringen sie ins Hotel ein, während wir unten sind.«
Zusammen betraten sie den Aufzug und fuhren nach unten. Für Marjories Geschmack war er viel zu langsam. Langsame Aufzüge galten wohl als Ausweis für Luxus. Schließlich nahm das Hafenhotel dieses Prädikat für sich in Anspruch. Sie schwebten wie Federn nach unten und hielten im fünften Untergeschoß an. Aus dem Display ging hervor, daß es insgesamt zehn Untergeschosse gab.
»Das sind die Winterquartiere«, sagte Marjorie. »Ich hatte ganz vergessen, daß es hier auch welche gibt.«
»Es wird hier wohl ziemlich kalt, was?« fragte der Soldat und schaute sich um.
»Ich glaube, die Kälte ist nur ein Teil des Problems«, erwiderte Marjorie. »Wohin jetzt?«
Er zeigte auf eine schwere Stahltür gegenüber dem Fahrstuhlschacht. Der Raum dahinter war mit Konsolen und Instrumenten angefüllt.
»Vielleicht sollten wir alles abschalten«, sagte Marjorie.
»Alles? Dann haben Sie dort oben gar nichts mehr, auch kein Wasser. Außerdem, wie sollen wir dann zurückkommen?«
»Wir klettern im Fahrstuhlschacht nach oben«, antwortete sie spontan. Sie ging an den Konsolen entlang und studierte die Beschriftung. Hauptschalter. Hauptpumpe. Die Hauptpumpe und der Hauptschalter schienen an getrennten Stromkreisen zu hängen. Also würde die Wasserversorgung vielleicht nicht unterbrochen. Sie schob die Blende zurück und legte den Hauptschalter um. Es wurde dunkel.
»Verdammt«, knurrte sie.
Plötzlich stach ihr ein grelles Licht in die Augen. »Ich hatte ganz vergessen, sie einzuschalten«, entschuldigte der Soldat sich und justierte die Helmlampe. »Welchen Weg nehmen wir?«
»Durch den Schacht«, sagte sie. »Über die Notleiter.«
Sie gingen zum Aufzug zurück, beugten sich über einen kühlen, dunklen Abgrund und bekamen schließlich eine Metallsprosse zu fassen. Sie begannen den Aufstieg, wobei Marjorie die Führung übernahm. Die Lampe des Soldaten leuchtete den Schacht aus.
»Das ist eine praktische Sache«, sagte sie atemlos, als sie sich dem dritten Stock näherten. »Ihr Helm, meine ich. Hat er auch Infrarotlicht?«
»Ja«, bestätigte er. »Und noch sechs weitere Filterkombinationen. Man kann sogar lebende von toter Materie unterscheiden. Außerdem hat er einen Bewegungsmelder. Und wenn man ihn mit den Anzugkontrollen verbindet, verwandelt er sich in eine automatische Waffe.« Stolz schwang in seiner Stimme mit. Marjorie freute sich über diese Zuversicht. Er würde sie noch brauchen. Ihr Leben würde vielleicht davon abhängen.
»Nun«, sagte sie, als sie den dritten Stock erreicht hatten, »Sie können ebensogut mit hineinkommen. Wir schließen die Tür ab für den Fall, daß etwas hier hochkommt.«
Rigo schlief noch immer. Er wirkte erschöpft.
»Er wird Hunger haben, wenn er aufwacht«, sagte sie. »Wir haben aber nichts zu essen hier.«
»Notrationen«, sagte da der Junge und tippte auf eine große Beintasche. »Eine Person kann zehn Tage davon leben. Für drei Leute wird es auch eine Weile reichen. Das Zeug schmeckt zwar nicht besonders, aber die Cherubim sagen, es macht satt.« Er deutete auf den Schläfer. »Ist er krank gewesen?«
Sie nickte. Ja, Rigo war krank gewesen. Alle Reiter waren krank gewesen.
»Wie ist Ihr Name?« fragte sie ihn. »Sind Sie ein Geheiligter?«
Er grinste stolz. »Favel Cobham, Ma’am. Ja, ich bin ein Geheiligter, Ma’am. Die ganze Familie. Ich wurde gleich nach der Geburt registriert. Ich werde ewig leben.«
»Sie Glücklicher«, sagte sie und drehte sich wieder zu Rigo um. Sie und Rigo würden nicht einmal dieses Leben bis zu Neige auskosten, wenn die Hippae ins Hotel eindrangen. Tony
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