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Monströse Welten 1: Gras

Monströse Welten 1: Gras

Titel: Monströse Welten 1: Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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trainieren, bis wir zwölf Stunden am Stück schaffen«, verkündete der schwarzgewandete Meister.
    »Mein Gott, Mann!«
    Stella berührte die entschärften Widerhaken am Nacken des schimmernden Simulacrums und fuhr mit dem Finger am Zügel entlang, der an der untersten Spitze befestigt war.
    »Glauben Sie denn, das wäre so einfach, Sir? Eine Jagd dauert manchmal zehn, elf Stunden. Manchmal sogar noch länger.«
    »Da bleibt ja kaum noch Zeit für andere Dinge!«
    »Für die Jäger gibt es nichts anderes, Eure Exzellenz.
    Ich dachte, das wüßten Sie schon.« Obwohl der Mann das ganz sachlich gesagt hatte, sah Rigo ihn mißbilligend an. Stella hatte sich in eine Ecke verzogen und hinter einem Stapel Möbel versteckt. Dort störte sie nicht und bekam trotzdem alles mit.
    »Wie kommt es dann, daß Sie so kurzfristig verfügbar waren?« knurrte Rigo.
    »Das liegt daran, daß Gustave bon Smaerlok mir gesagt hat, ich solle Sie trainieren.«
    »Er hofft wohl, ich würde es nicht schaffen, was?«
    »Ich glaube, er wäre dankbar, wenn Sie sich der Ausbildung nicht gewachsen zeigten. Das ist aber nur mein Eindruck; er selbst hat sich nämlich nicht dazu geäußert.«
    »Und werden Sie ihm Bericht erstatten?«
    »Nur wenn ich glaube, daß Sie in der Lage sind, an einer Jagd teilzunehmen. Das möchte ich Ihnen noch sagen, Eure Exzellenz: Normalerweise beginnen wir im Alter von zwei Jahren mit der Ausbildung – was wäre das in Terra-Jahren? Zehn oder elf Jahre? Die Kinder trainieren jeden Tag, jede Woche, jede Periode, in allen Jahreszeiten, ungefähr für ein ganzes Jahr. Ein Gras- Jahr. Über sechs Terra-Jahre.«
    Rigo sagte nichts. Zum erstenmal wurde ihm bewußt, daß ihm vielleicht nicht genug Zeit bleiben würde, an einer Treibjagd teilzunehmen. Nicht wenn er so lange brauchte wie die Kinder…
    Nun, dann mußte er es eben schneller schaffen. Mit voller Konzentration lauschte er den Ausführungen des Rittmeisters.
    In der Ecke, verschanzt hinter einer Barrikade aus Sesseln und Sofas, lauschte auch Stella mit höchster Konzentration den Worten des Meisters.
    Sie hatte mit Sylvan bon Damfels getanzt.
    Auch wenn das Vergnügen nur von kurzer Dauer gewesen war, so hatte die Zeit doch ausgereicht, um sie wissen zu lassen, daß alles, was sie wollte, in diesem Körper war, hinter diesen Augen, in dieser Stimme, in der Berührung dieser Hände.
    Als sie nach Gras gekommen war, hatte sie geglaubt, sie würde Elaine niemals vergessen können, die Freundin, die sie zurückgelassen hatte. Nun gab es nicht einmal mehr in ihrer Erinnerung Platz für irgend jemanden außer für Sylvan. Als er sie auf der Tanzfläche angelächelt hatte, war ihr bewußt geworden, daß sie an ihn gedacht hatte, seit sie ihn zum erstenmal gesehen hatte, auf der bon Damfels-Jagd. Damals hatte sie Sylvan in Jagdbekleidung gesehen, wie er das Reittier bestieg und wie er losritt. Als sie engumschlungen miteinander tanzten, erinnerte sie sich an alle Gelegenheiten, bei denen sie ihn gesehen und mit ihm gesprochen hatte, und ihr leidenschaftliches Herz verlangte, wie immer, nach mehr. Sie würde mit Sylvan bon Damfels reiten, wie sie mit Sylvan bon Damfels getanzt hatte – oh, und sie stellte sich auch noch andere Dinge vor, die sie mit Sylvan bon Damfels tun würde.
    Er hatte ihr in die Augen geschaut.
    Er hatte ihr gesagt, wie schön sie wäre.
    Hinter den Möbeln freute sie sich zum erstenmal über ihren Aufenthalt hier auf Gras. Mit gespitzten Ohren, damit ihr ja kein Wort von dem entging, was der Rittmeister ihrem Vater erzählte, sog sie die Informationen ein und speicherte sie alle. Sie war auch entschlossen, es zu lernen. Schnell. Schneller, als es bisher jemand gelernt hatte.
     
    Derselbe Gleiter, der den Rittmeister nach Opal Hill gebracht hatte, flog auch James und Jandra Jellico ein. In Marjories Arbeitszimmer warteten sie auf die Ankunft von Rowena.
    Als Rowena schließlich eintraf, befand Sylvan sich in ihrer Begleitung.
    »Erzählen Sie uns alles, was Sie wissen«, forderte Sylvan die Jellicos mit sanfter Stimme auf. »Ich weiß, daß keiner von Ihnen etwas Verwerfliches getan hat; also sagen Sie uns alles, was Sie wissen.«
    Marjorie und Tony saßen abseits und hörten zu. Niemand erhob Einwände gegen ihre Anwesenheit. Für den Fall, daß doch solche Einwände laut geworden wären, hatte Marjorie schon beschlossen, an der Tür zu lauschen.
    Obwohl im Grunde so wenig zu berichten war, zog die Unterhaltung sich doch über eine ganze Stunde

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