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Monströse Welten 1: Gras

Monströse Welten 1: Gras

Titel: Monströse Welten 1: Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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und mit genauso wenig Persönlichkeit. Weder ihre Mimik noch der Ausdruck in den Augen deuteten darauf hin, daß ihr eine innewohnte. Neben ihr im Kreis stand Shevlok bon Damfels. Er hatte sich von ihr gelöst.
    »Das ist nicht Janetta«, schluchzte er.
    »Natürlich ist sie es.«
    »Quatsch nicht, Mann!«
    »Das ist meine Tochter.«
    »Nicht Janetta«, wiederholte er. »Nein. Nein. Diese Person ist älter.«
    »Natürlich«, rief Geraldria. »Natürlich ist sie älter geworden, Shevlok.«
    »Und sie ist nicht mehr dieselbe. Nicht mehr dieselbe.«
    Wer hätte da widersprechen wollen? Dieses Geschöpf hatte überhaupt keine Ähnlichkeit mit einem Menschen. Es drehte sich um und musterte sie reihum mit seinem merkwürdigen Gänse-Blick, als ob es schauen wollte, ob jemand etwas Interessantes hatte, ein paar Körner vielleicht oder ein Stück Brot. Es öffnete den feuchten, rosigen Mund. »Hnnngah«, rief es, wie ein Kätzchen. »Hnnngah.«
    Nun meldeten sich besonnenere Leute zu Wort und fragten Eugenie noch einmal, wo sie das Mädchen gefunden hatte und wie lang sie es schon hatte. Nun gerieten die bon Maukerdens in Wallung, der Obermun und die Obermum, Schwestern und Nichten, Brüder und Neffen.
    Vince bon Maukerden baute sich erzürnt vor Rigo auf. »Ganz egal, wann sie verschwunden ist: Sie ist hier, in diesem Zustand! Woher sollen wir denn wissen, daß Sie es nicht waren, die sie so zugerichtet haben?«
    »Sie«, zischte Gustave, »die nicht einmal den Mut haben, mit uns auszureiten. Eine solche Handlungsweise ist typisch für einen fragras.«
    »Weshalb hätten wir das denn tun sollen?« fragte Marjorie mit lauter, nachsichtiger Stimme. »Die Wahrheit ist doch ganz leicht zu ermitteln. Fragen Sie die Leute von Commoner Town.«
    »Gemeine!« spottete Gustave. »Sie haben keine Ehre. Sie würden lügen!«
    Und dann geriet die Menge erneut in Bewegung, als man das seltsame Mädchen fortbrachte.
    Die ersten Gäste gingen. Shevlok. Die bon Maukerdens. Gustave und seine Obermum. Andere indes blieben. Und die bon Damfels’ blieben am längsten und gingen immer wieder Eugenies Geschichte durch. Es war vor allem Sylvan, der immer wieder die gleiche Frage stellte: »Hat sie etwas gesagt, Madame Le Fevre? Irgendein Wort? Sind Sie sicher?« Worauf Eugenie nichts anderes blieb, als energisch den Kopf zu schütteln. Ihr Haustier hatte nicht das geringste gesagt.
    Erst später wurde Marjorie bewußt, weshalb Sylvan so beharrlich gewesen war. Dimity bon Damfels war ebenso wie Janetta bon Maukerden bei der Jagd verschollen. Wenn Janetta in diesem Zustand wieder aufgetaucht war, wäre es dann nicht möglich, daß auch Dimity lebendig aufgefunden wurde, irgendwo, irgendwann?
     
    Bei den bons selbst gab es keine Ärzte, dafür gab es aber in Commons einige Praxen. Keiner der Aristos hatte sich bisher dazu herabgelassen, diesen Beruf zu ergreifen, aber den Einwohnern von Commons war dieser Dünkel fremd. Manchmal ging ein Städter für ein paar Jahre nach Semling und kehrte mit einer qualifizierten Ausbildung zurück. Ebensowenig gab es Architekten oder Ingenieure unter den bons, wiewohl auch diese Sparten in Commons vertreten waren. Also war es eine ›Gemeine‹, Lees Bergrem, die Janetta bon Maukerden untersuchte – Dr. Lees Bergrem, Chefarzt des Krankenhauses.
    Eine Magd, die Zeugin des Vorgangs wurde, erzählte es ihrem Bruder, der es jemand anders weitererzählte, und der wiederum meldete es Roald Few.
    Und Roald berichtete es Marjorie. »Dr. Bergrem hat irgendein Ding an ihren Kopf gehalten, um zu sehen, was mit ihrem Gehirn los ist. Und da war nichts, überhaupt nichts.«
    »Wird sie sich wieder erholen?«
    »Dr. Bergrem weiß es nicht, Lady. Aber es hat den Anschein, denn Miss Eugenie hat ihr doch das Tanzen beigebracht, wissen Sie? Und ein Lied, das sie jetzt vor sich hinsummt. Anscheinend ist sie doch lernfähig. Dr. Bergrem wollte sie ins Krankenhaus einweisen, aber Geraldria bon Maukerden war nicht damit einverstanden. Dumm, diese Frau. Dr. Bergrem hat auf Semling studiert, ja, das hat sie. Und auch auf Reue. Sie hat Bücher über ihre Untersuchungen hier auf Gras geschrieben. Es gibt Leute, die sagen, sie wäre besser als die meisten Ärzte, sogar besser als die terranischen.«
    Marjorie, eingedenk ihrer Verpflichtung, so viel wie möglich über Gras zu lernen, forderte die Bücher von Dr. Bergrem per Fax-Modem von Semling Prime an.
    Pausenlos klingelten die Tellys wegen dieser Sache. Janetta bon Maukerden war wieder

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