Monströse Welten 2: Hobbs Land
nicht die Voraussetzungen für ihre Entstehung aufweist.«
»Fast ein einmaliger Fund«, sagte der Doktor enthusiastisch. »Auf zwei Gürtelwelten existieren ähnliche, ebenfalls ›schlummernde‹ Gewächse. Meine Kollegen werden mich um diesen Fund beneiden.«
»Wunderbar«, sagte Samstag. »Nun leben wir schon so lange hier, und Sie kommen her und finden gleich eine völlig neue Lebensform!«
Diese Bemerkung ließ Shan aufhorchen. Er musterte sie, und dann wurde ihm bewußt, daß er sie schon einmal gesehen hatte. »Ich habe heute morgen einen Spaziergang gemacht. Dabei ist mir aufgefallen, daß, während wir auf dem Hochplateau gearbeitet haben, die Mitarbeiter der Zentralverwaltung einen Tempel erbaut haben, der dem restaurierten Tempel in der Siedlung Eins gleicht. Zumindest glaube ich, daß er ihm gleicht. Ich habe ihn mir nicht näher angeschaut. Weißt du vielleicht, weshalb man das getan hat?«
»Das liegt wohl daran, daß Hobbs Land keine Geschichte hat«, sagte Sam, bevor Samstag sich dazu äußern konnte. »Es gibt weder Monumente noch historische Stätten. Daher besitzt die Architektur der Ureinwohner für uns einen gewissen symbolischen Wert. In gewisser Weise stellen die Tempel eine Analogie zu den rituellen Gewändern dar, die Ihre Gruppe trägt. Die Kleidung vermittelt Ihnen ein Gefühl der Zusammengehörigkeit.«
»Dann glauben Sie also, daß die Tempel sich als Symbol etablieren werden? Oder handelt es sich nicht eher um einen kurzlebigen Trend?« Es lag eher an seiner Jugend als am Tonfall, daß die Frage arrogant wirkte.
»Das wird sich herausstellen«, erwiderte Sam achselzuckend. »Wenn wir erst einmal auf eine eigene Geschichte zurückblicken, sind wir vielleicht nicht mehr auf die Relikte der Owlbrit angewiesen. Was mich betrifft, so würde ich mir aber wünschen, daß wir die kleinen Tempel erhalten. Wir könnten unsere Geschichte durchaus als Verlängerung der Historie der Owlbrit betrachten.«
»Mir gefallen diese Bauten aber nicht«, sagte Maire. Plötzlich hatte sie das Bedürfnis, Sam Kontra zu geben. »Ich wünschte, sie hätten Türme statt dieser flachen Rundlinge errichtet.«
»Sie sind anderer Meinung als Ihr… ist er Ihr Sohn?« fragte Shan.
»Ja, ist er«, sagte sie lachend. »Wir sind in vielen Dingen anderer Meinung.«
»Sagen Sie«, wandte Shan sich an Sam, wobei es fast den Anschein hatte, als ob er Maire überhaupt nicht zugehört hätte, »hat die Zentralverwaltung auch einen Chor?«
»Nicht daß ich wüßte«, erwiderte Sam verblüfft.
Samstag und Maire, die der Zentralverwaltung bei der Aufstellung des Chors assistiert hatten, schwiegen geflissentlich. Shan kam jedoch nicht mehr dazu, die Befragung fortzusetzen, denn nun erschienen Spiggy und Dern, um sich in bohemeartiger Manier zu verabschieden.
»Wollten uns von euch verabschieden«, eröffnete Spiggy den Damzels und nickte dem Rest der Gruppe zu. Dann nahm er Bombis Hand in beide Hände und sagte leutselig: »Wir hatten die Untersuchung schon vor zehn Jahren durchführen wollen. Gut, daß es nun erledigt ist. Werden Sie irgendwelche Empfehlungen aussprechen?« Er sah den drei Damzels ins Gesicht. »Irgendwelche Empfehlungen bezüglich der Erhaltung oder des Wiederaufbaus der Tempel?«
Bombi, der von Spiggys warmherziger Art eingenommen war, erwiderte: »Im Moment nicht. Es gibt tausend Dörfer mit einem Tempel. Weitergehende Forschungsarbeiten werden wahrscheinlich auf der Grundlage der Untersuchungsergebnisse erfolgen.«
»Sie erinnern sich sicher, daß im Zusammenhang mit den Erloschenen einige Anschuldigungen erhoben wurden«, meldete Dern sich zu Wort. »Haben Sie irgendwelche Anhaltspunkte für verbrecherische Handlungen gefunden?«
»Sie meinen die Sache, mit der Sie sich ursprünglich ans Büro für Umwelt- und Naturschutz gewandt hatten?« fragte Volsa. »Nein, wir haben keine Anhaltspunkte für Handlungen gefunden, die in den Zuständigkeitsbereich des Rats fallen würden. Ich glaube, daß Zilia Makepeace sich geirrt hat…«
»Vielleicht hat sie sich nur teilweise geirrt«, warf der neben seiner Schwester stehende Shan ein.
Erstaunt zog Dern Blass die Augenbrauen hoch und musterte die beiden jungen Baidee. »Sie sind anderer Ansicht? Was denn nun?«
»Es gibt keinen Beweis«, sagte Shan, »daß die Siedler ein Verbrechen an den Erloschenen begangen hätten. Wir haben das Hochplateau gründlich untersucht und sind zu dem Schluß gekommen, daß keine sterblichen Überreste der Erloschenen
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