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Monströse Welten 2: Hobbs Land

Monströse Welten 2: Hobbs Land

Titel: Monströse Welten 2: Hobbs Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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doch als sie vor dem Tempel Lucky und zwei ihrer Jungen begegnete, begrüßte Lucky Samstag mit einem langgezogenen, komplexen Jaulen, das Samstag als Aufforderung interpretierte, sich erst vorsichtig heranzupirschen und Witterung aufzunehmen, bevor sie sich auf irgend etwas einließ. Samstag sagte in der Sprache der Menschen, sie würde das beherzigen, und Lucky nickte, als ob sie den Sinn von Samstags Worten voll erfaßt hätte. Dann setzte sie sich hin und leckte sich mit allen Anzeichen der Zufriedenheit eine Vorderpfote.
    »Hast du das Du-weißt-schon?« fragte Gotoit mit gesenkter Stimme.
    Samstag nickte. Sie hatte die Briefchen ins Mantelfutter eingenäht.
    »In Ordnung«, sagte Gotoit und umarmte sie. »Es wird alles gut werden.«
    Samstag, die gar nicht so sicher war, daß alles gut werden würde, drückte Gotoit ebenfalls und mußte sich beherrschen, nicht in Tränen auszubrechen.
    * * *
    In der dritten Periode der Tagschicht holten Africa Wilm und Samstag Sam und Maire im Clanhaus der Girats ab und flogen mit einem Gleiter zur Zentralverwaltung. Der Flug verlief schweigend. Africa hatte versucht, mit Samstag Konversation zu betreiben, was jedoch mißlungen war. Nicht daß Samstag nicht reden wollte; vielmehr war es so, daß Africa nicht wußte, was sie sagen sollte.
    »Es wird alles gut werden«, sagte Samstag und strich ihrer Mutter über die Wange. Das war indes nur Zweckoptimismus, und beide wußten es auch.
    Es hatte eine Zeit gegeben, sagte Africa sich, als sie das, was nun vor sich ging, mißbilligt hätte; damals hätte es ihr mißfallen, über notwendige Maßnahmen nur informiert zu werden. Nun fragte sie sich jedoch, ob sie irgendeinen Zwang verspürte und mußte das verneinen. Kein Zwang. Nur Informationen. Die Aktion war notwendig. Anders als früher war sie nun nicht in der Lage, die Information zu ignorieren oder wegzurationalisieren. Wenn man heute eine Information erhielt, wußte man, daß sie wahr war, und es hatte keinen Sinn, sie in Frage zu stellen oder zu diskutieren. Man hatte sie einfach zur Kenntnis zu nehmen.
    »Paß bitte auf China auf, Africa«, sagte Sam, als sie die Peripherie des Transmitters erreicht hatten.
    Africa nickte und versprach, daß sie ein Auge auf China haben würde. Genauso wie Samstag ohne Zweifel informiert worden war, daß etwas getan werden müsse, hatte auch Sam eine entsprechende Information erhalten. Africa umarmte ihre Tochter und murmelte etwas, wobei der Sinn der Worte eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit den Mahnungen der Katze Lucky aufwies. Pirsche dich heran. Sei auf der Hut.
    Africa begleitete sie nicht bis zum Transmitter, sondern sie flog gleich wieder zurück. Tränen strömten ihr übers Gesicht. Sie war nicht hysterisch, sagte sie sich. Sie… vermißte nur ihre Tochter. Plötzlich hatte sie das Gefühl, von Ruhe und innerem Frieden erfüllt zu werden, doch sie sträubte sich gegen diese Empfindung. Ihre Gefühle waren angemessen. Es war angemessen, sich einsam zu fühlen. Es war angemessen und menschlich, zu trauern.
    Das tröstliche Gefühl verging wieder, als ob es sich Africas Argumentation angeschlossen hätte. Wahrscheinlich stimmte es ihr zu, daß Trauer im Augenblick angemessener war. Trost war sicher wichtig, aber auch die Trauer hatte ihre Berechtigung.
    Innerhalb des Transmitterbereichs begegneten Sam, Maire und Samstag den Baidee, die auf dem Hochplateau die antiken Monumente untersucht hatten. Einschließlich der Techniker bestand das Team aus zehn Personen. Sam begrüßte Volsa, Shan und Bombi und wurde dann einigen anderen Mitgliedern der Gruppe vorgestellt – Dr. Feriganeh und einem geschäftigen kleinen Mann namens Merthal. Die Techniker widmeten sich derweil ihrer esoterischen Ausrüstung, wobei sie sich leise unterhielten.
    »Haben Sie etwas Interessantes gefunden?« wandte Sam sich an Volsa; weil er bereits in der Siedlung ihre Bekanntschaft gemacht hatte, hielt Sam diese Frage für zulässig.
    »Einen seltenen Pilz«, erwiderte Volsa, wobei die Sympathie, die sie schon in der Siedlung für Sam empfunden hatte, wieder aufkeimte. Lächelnd drehte sie sich zu Samstag um. Sie hatte das Mädchen schon im Chor gesehen. »Einen unterirdischen Pilz mit langen, radialen Körpern. Unsere Botaniker vermuten, daß diese Gewächse schon seit mehreren Jahrhunderten existieren. Sie ›schlummern‹. Auf dem Hochplateau sind viele Meteoriten eingeschlagen. Wir glauben, daß diese Gewächse nicht von dieser Welt stammen, weil sie nämlich

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