Monströse Welten 2: Hobbs Land
der Fluch von Voorstod. Hinter solchen Worten versuchen die Seelen von Voorstod ihre Schuld zu verbergen.« Sie straffte sich und wandte sich ab. »Zorn, Eisen und Voorstod: Das sind die Worte, die ich zurückgelassen habe.« Tränen liefen ihr übers Gesicht.
»Und dorthin willst du zurück?« fragte Spiggy. Eine solche Frage konnte auch nur von ihm kommen. Obwohl er den Gott Horgy Endure entdeckt hatte, fehlte ihm im Gegensatz zu manch anderem auf Hobbs Land noch das Gespür für kommende Entwicklungen.
Das Signal ertönte erneut. Fenice auf Ahabar war in pulsierender Leuchtschrift zu lesen.
Maire wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und schritt entschlossen auf das Tor zu. Sam wirkte interessiert und erwartungsvoll. Samstag holte tief Luft. Sie ging schweren Zeiten entgegen. Die Lage in Voorstod war verworren und unsicher. Sie würde sich ausschließlich auf sich selbst verlassen und ihrer inneren Stimme folgen müssen. Sie mußte stark und vorsichtig sein. »Ich will«, versprach sie sich selbst oder jemandem, der größer war als sie. »Ich will.«
Spiggy öffnete das Tor. Dort, im Kiesbett, stand der Transmitter. Er glühte in blassem Licht. Das Kraftfeld des Transmitters strahlte sogar bis zum Tor aus. Auf der anderen Seite waren Fenice und die Straße nach Jeramish.
»Geht mit unserem Segen«, murmelte Dern und legte Maire die Hand auf den Arm.
Samstag und Maire verneigten sich zum Abschied und betraten den Transmitter. Sam war bereits darin verschwunden.
* * *
Obwohl seine Geschwister nicht damit einverstanden waren, bestand Shanrandinore Damzel darauf, dem Zirkel der Skrutatoren einen Minderheits-Bericht vorzulegen.
»Hältst du das wirklich für notwendig?« fragte Holorabdabag Reticingh. »Es ist deiner Karriere nicht gerade förderlich, wenn du Sand ins Getriebe streust.«
»Sand wohin streuen, Onkel Holo?«
Reticingh schüttelte den Kopf. »Eine alte Redensart. Ich weiß zwar nicht, was es wörtlich heißt, aber im übertragenen Sinn bedeutet es, daß man seine Energien nicht mit imaginären Feinden vergeuden soll.«
»Wer sagt denn, daß das nur Einbildung sei?« fragte Shan pikiert.
Reticingh wurde rot. Eine solche Behauptung war Blasphemie, und Shan wußte das auch. Kein Baidee würde jemals einem anderen unterstellen, daß er phantasierte, verrückt oder dumm sei. »Jedes Bewußtsein interpretiert die Realität anders«, lehrte der Katechismus.
»Das sagt doch auch keiner«, wiegelte Reticingh ab. »Beruhige dich, Shan. Es ist nur so, daß außer dir niemand Grund zur Sorge sieht. Dr. Feriganeh und Merthal ebensowenig wie Bombi und Volsa. Wir wissen nicht, ob du dich irrst oder ob du recht hast. Wir wissen nur, daß nach übereinstimmender Meinung…«
»Ich glaube, daß ich ein besseres Gespür habe als die anderen«, fiel Shan ihm ins Wort. »Ich glaube, daß ich durch die Zeit bei den Porsa sensibilisiert wurde. Ich glaube, daß Zilia Makepeace dasselbe gespürt hat wie ich.«
»Wußtest du schon, daß sie diese Aussage widerrufen hat?«
»Was soll das heißen?«
»Sie hat den Bericht an den Rat revidiert. Der Vorsitzende Rasiel Plum hat mir mitgeteilt, daß Makepeace schließlich zu dem Ergebnis gekommen sei, sie habe sich alles nur eingebildet. Sie führt es auf ein Kindheitstrauma auf den Celphischen Ringen zurück, wodurch sie ein generelles Mißtrauen den Menschen gegenüber entwickelt habe.«
»Wenn sie so etwas sagt, muß die Gefahr noch größer sein, als ich zunächst angenommen hatte«, sagte Shan mit grimmigem Blick.
Reticingh warf die Hände hoch. »Welche Gefahr denn, Shan?«
»Etwas kontrolliert das Bewußtsein der Siedler auf Hobbs Land. Alle sind davon betroffen, ohne Ausnahme. Einschließlich Zilia Makepeace.«
Reticingh setzte sich und plante sorgfältig das weitere Vorgehen. Für solche Situationen existierte eine Routine. Dem Overmind sei Dank hatte er sie bisher noch nicht oft anwenden müssen.
»Gut, Shan, dann werten wir die Indizien nach der konventionellen Methode aus.«
Shan nahm auf dem Besucherstuhl Platz und entspannte sich. Wenn Reticingh bereit war, die Indizien zu analysieren, dann sollte ihm das nur recht sein.
»Ein Aspekt der mentalen Beeinflussung, die du unterstellst, wäre, daß die Leute auf Hobbs Land in allem dieselbe Meinung vertreten. Sie wären absolut gleichgeschaltet. War das denn der Fall?«
Shan wollte schon mit einem dezidierten ›Ja‹ antworten, als er sich plötzlich an das letzte Gespräch erinnerte, das er mit
Weitere Kostenlose Bücher