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Monströse Welten 2: Hobbs Land

Monströse Welten 2: Hobbs Land

Titel: Monströse Welten 2: Hobbs Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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dafür, woher jemand kommt. Meine Mutter hat einmal gesagt, die meisten Leute in meiner Siedlung stammten von Phansure.«
    »Dann ist es auch kein lohnendes Ziel«, sagte jemand sotto voce. Jep war froh, das zu hören, tat aber so, als hätte er es nicht gehört.
    »Habe gehört, du würdest für die Gharm schwärmen«, sagte der Wortführer mit spöttischem Unterton. »Ein echter Gharm-Liebling.« Damit wollte er die Versammlung offensichtlich in Rage versetzen.
    Ein zorniges Raunen lief durch den Saal.
    »Die Männer, die mich entführt haben, haben mir zwei Gharm zugeteilt«, sagte Jep so ruhig wie möglich. »Sie versorgen mich mit Nahrung. Ich spreche mit ihnen, wenn es nötig ist; außerdem hat es mir niemand verboten. Ich versuche nur, mich zu beschäftigen.«
    Das wurde mit viel Gelächter und einer einzelnen zornigen Bemerkung quittiert; andere schienen betrunken zu sein oder wirkten amüsiert. Auf einen Wink des schmallippigen Propheten hin rief der jüngere Prophet die Versammlung wieder zur Ordnung.
    »Und was würdest du bevorzugen?« wandte er sich an Jep, wobei er den Anschein echter Neugier erweckte. »Wessen Gesellschaft würdest du vorziehen?«
    »Das weiß ich nicht«, erwiderte Jep. »Und überhaupt verstehe ich die Frage nicht. Am liebsten wäre ich natürlich daheim bei meinen Freunden. Ich vermisse die Schule.«
    Der Prophet schien das interessant zu finden. »Und was lehrt man euch dort so? Über Voorstod?«
    Jep schüttelte den Kopf. »Voorstod hat bisher nicht auf dem Stundenplan gestanden. Ich weiß auch nicht, ob es später drankommt. Hauptsächlich lehrt man uns landwirtschaftliche Methoden. Zum Beispiel, wieviel Dünger die verschiedenen Getreidesorten benötigen.«
    Trotz der Agitation des Provokateurs verlor die Versammlung allmählich das Interesse an Jep. Schauergeschichten hätten sie vielleicht interessiert, aber daß jemand überhaupt nichts von ihrer Existenz wußte, war echt langweilig. Jep spürte, wie die Gemüter sich beruhigten. Nur der schmallippige Prophet blickte noch düster drein. Wenn es nach diesem Mann gegangen wäre, wäre er bereits tot, und nur aus dem einen Grund, weil er kein Voorstoder war. Dieser Mann hätte ihn draußen an einem Haken zum Trocknen aufgehängt. Daran bestand kein Zweifel. Aber für den Moment hatte die Vernunft die Oberhand behalten. Jep hatte den Leuten keine Angriffsfläche geboten. Einige Propheten und Teile des ›Fußvolks‹ verließen ihre Plätze und gingen in einen Nebenraum, wo ein Büffet aufgebaut war.
    »Du darfst auch etwas essen, wenn du willst«, sagte Mugal zu Jep, der das Podest betrachtete, auf dem der Prophet gesessen hatte.
    Jep kam zu dem Schluß, daß Mugal ein Narr war. Der schmallippige Prophet ließ sich von seinen Kollegen bewirten, und Jep hatte nicht das geringste Interesse, sich mit diesem Fanatiker im selben Raum aufzuhalten. »Ich habe keinen Hunger«, sagte er, um dann nachzuschieben: »Wer ist denn der Mann, der mich töten wollte?«
    »Gottes Liebling, Lehrer der Gerechten.«
    »Hat er auch einen Namen?«
    »Awateh, der Prophet.«
    »Wie kommt es, daß ihr sowohl Propheten als auch Priester habt?«
    »Wir haben Propheten für Männer, Priester für Frauen und Pastoren für Gharm und Tiere«, sagte Preu. »Die Propheten stehen für die Sache. Die Sache ist nur für Männer.«
    »Haben sie denn dieselbe Religion?«
    Epheron musterte ihn intensiv. »Ja und nein, Junge. Sie haben zwar denselben Ursprung, aber nicht dieselbe Stärke. Wir haben denselben Gott, aber die Heiligen Bücher unterscheiden sich. Es gibt ein Buch für die Priester und ein ähnliches für die Pastoren. Und wieder ein anderes für den Propheten.«
    Jep überflog den Speisesaal. Da stand der Prophet Awateh und beobachtete ihn. Jep zog den Kopf ein und atmete tief durch.
    »Entspann dich, Junge«, sagte Preu Flandry. »Er hätte dich am liebsten aufgefressen, aber er hat es nicht getan. Amüsier dich. Hier steigt ’ne Party! Und später schau’n wir mal, was in Ahabar so los ist.«
    Die in der Nähe sitzenden Männer hatten das mitbekommen und stießen nun ein Gelächter aus. Jep versuchte, das zu ignorieren. Schwitzend verfolgte er, wie Arbeiter die Halle betraten und die Komponenten eines Großbildschirms abstellten. Im Mittelpunkt der Halle bauten sie ihn zusammen, und als sie ihn dann einschalteten, erschien eine große Konzerthalle, die mit festlich gekleideten Leuten gefüllt war. Nun kamen die Voorstoder vom Essen zurück und nahmen

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