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Monströse Welten 2: Hobbs Land

Monströse Welten 2: Hobbs Land

Titel: Monströse Welten 2: Hobbs Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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»Botschaften von allen möglichen Leuten, die mir sagten, wie ich mit euch zu verfahren hätte. Der Awateh will dich haben, Maire. Schon die ganze Zeit. Wie ich gehört habe, braucht er dich als Symbol. Du bist der Schlüssel für eine großmaßstäbliche Rekrutierung von Frauen.«
    Maire lächelte gequält. »So etwas hat Sammy sich schon gedacht, Phaed.«
    »Na schön, aber wo man nun diese Blockade über uns verhängt hat, weiß der arme, alte Prophet nicht mehr so recht, was er überhaupt mit dir anfangen soll. Er tobt wie ein alter Bulle und rennt einer Kuh hinterher, und wenn er sie dann hat, tötet er sie, damit sie ihm nicht mehr wegläuft.«
    »Es hat aber nicht den Anschein, daß ich weglaufen könnte, Phaed.«
    »Alle meinen, man sollte dich ihm zum Fraß vorwerfen, damit er endlich Ruhe gibt. Der arme, alte Mann ist schon halb wahnsinnig; er befürchtet, die Vollendung des Großen Werks nicht mehr zu erleben.« Dann starrte er Sam an; er wollte sehen, wer als erster den Blick niederschlug.
    Sam hielt dem Blick stand. Er betrachtete seinen Vater nicht als Rivalen. Es war ihm unbegreiflich, weshalb sein Vater ihn überhaupt herausforderte. Schließlich war er aus freien Stücken gekommen.
    »Das Große Werk?« fragte er.
    »Der letztendliche Sieg des Allmächtigen Gottes«, erwiderte Phaed grinsend. »Im Buch steht geschrieben, daß wir ganze Welten erobern werden.« Phaed wischte den Staub vom Stuhl und setzte sich. »Die Propheten haben es verkündet, also wird es geschehen.«
    »So direkt hast du dich nie geäußert, als wir noch zusammen waren, Phaed«, sagte Maire leise. »Du hast mir nie ins Gesicht gesagt, daß du ein Killer wärst.«
    Sam wollte schon einwenden, daß Phaed überhaupt nicht gesagt hätte, er sei ein Killer. Doch dann überlegte er es sich anders. Jetzt war nicht die Zeit dazu.
    »Das Buch der Propheten ist ein Buch für Männer«, erwiderte Phaed. »Wir gehen damit nicht bei den Frauen hausieren. Und ich werde dir auch jetzt nichts sagen. Du wirst einfach zuhören, während ich es meinem Sohn erzähle. Das ist zulässig. Die Frauen erfahren davon, indem sie den Gesprächen der Männer zuhören. So stur wie sie sind, hören sie eh nicht hin, wenn man ihnen direkt etwas sagt. Das gilt übrigens auch für dich, Maire.«
    Maire nickte. »Das ist richtig, Phaed. Ich mag deine Propheten nicht besonders. Sie sind mir zu blutrünstig.«
    »Du mußt sie auch nicht mögen«, entgegnete Phaed grinsend und schaute Sam verschwörerisch an, als ob er sagen wollte: ›Die Frauen verstehen sowieso nichts davon.‹ »Schließlich hat das Schwert sich dir auch nicht in seiner ganzen Herrlichkeit offenbart. Wir sind die Nachfolger, die Jünger des Blutes und des Schwerts, Voorstods und der Propheten.«
    Sam schüttelte den Kopf. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, daß sein Vater den Quatsch wirklich glaubte, den er da erzählte. »Das sind die Legenden, die Maire zurückgelassen hat«, sagte Sam leise und ergriff die Hand seiner Mutter. »Und daran hat sie wohl auch gut getan, ob sie die Inhalte nun kannte oder nicht. Du solltest nicht so mit ihr sprechen.«
    »Sie hat schon immer ziemlich nahe am Wasser gebaut«, sagte Phaed in einem sentimentalen Tonfall. »Aber so sind die Frauen nun mal. Sie sind eben schwach. Nun, Maire, wirst du singen, damit unsere Frauen wieder zurückkommen? Dem Awateh wird irgendwann wieder einfallen, was er von dir wollte; ich werde aber dafür sorgen, daß dir nichts geschieht.«
    Sam stockte der Atem. So, so, er würde also dafür sorgen, daß ihr nichts geschah. Das kam ihm bekannt vor. Einen größeren Handlungsspielraum hatte sein Vater nämlich nicht.
    »Ich kann aber nicht mehr singen«, sagte sie mit erstickter Stimme. »Der Arzt sagt, ich hätte eine Geschwulst im Hals. Eure Ärzte können es gern nachprüfen, wenn ihr mir nicht glaubt. Ansonsten werde ich alles tun, was in meiner Macht steht.«
    Phaed erhob sich und schaute sie an; er versuchte, hinter der alten Frau das Mädchen zu erkennen, das er einst geheiratet hatte. Er erinnerte sich noch an ihr Aussehen und an die leisen Schreie, die sie ausgestoßen hatte, als er sie vor dem Kamin gefickt hatte, vor den Augen der Gharm; ihre Anwesenheit hatte ihn noch zusätzlich stimuliert, wogegen ihr Gesicht sich mit Schamesröte überzogen hatte. Er hätte nicht gedacht, daß er ihr Verschwinden bedauern würde, genausowenig wie er vermutet hätte, daß er sich über ihre Rückkehr freuen würde. Nun wurde ihm

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