Monströse Welten 2: Hobbs Land
grunzend. »Unsere Seher sagen, es sei Wahrheit in Ihren Liedern. Sie wollen, daß Sie in Sicherheit gebracht werden. Sobald wir den Ausgangspunkt der falschen Fährte erreicht haben, machen wir Rast.«
Sie gingen zwischen zwei Felsen hindurch und erreichten dann eine Gefällstrecke; die tobende Meute kam derweil immer näher.
»Die falsche Fährte beginnt zwischen diesen Felsen und zieht sich ein weites Stück bergauf«, flüsterte Nils. »Sie gehen jedoch bergab. Auf diese Art vergrößern wir den Abstand zu den Verfolgern.«
Hinter ihnen stieß ein Hund ein heiseres Bellen aus, worauf das ganze Rudel sich anschloß.
»Spürhunde«, flüsterte Nils. »Sie haben eine gute Nase und ein sehr gutes Gehör. Legen Sie sich hin und rühren Sie sich nicht.«
Der Geruch des Laubs, mit dem der Boden bedeckt war, stieg ihnen in die Nase. Sie versuchten flach zu atmen. Die Meute stob auf dem Weg vorbei, den sie soeben gekommen waren. Dann verloren die Geräusche sich in der Dunkelheit. Als alles ruhig war, stupste Nils Maire an und winkte ihr zu. Dann marschierten sie bergab, um, wie Nils sich ausdrückte, die größtmögliche Entfernung zwischen sich und den Punkt zu bringen, an dem den Jägern dämmern würde, daß sie geleimt worden waren. Sie hörten ein Rascheln im Gehölz.
»Gharm«, erklärte Nils. »Sie präparieren unsere Spur mit diversen Duftnoten, damit die Hunde die Orientierung verlieren.«
»Das könnt ihr aber gut«, bemerkte Maire.
»Schließlich haben wir schon hundert Jahre Übung darin«, erwiderte Nils. »Und anscheinend funktioniert es auch. Es verhilft unseren Leuten zur Flucht in die Freiheit.«
»Weißt du vielleicht, wer hinter mir her ist?«
»Phaed jedenfalls nicht. Er ist fortgegangen. Vielleicht ist es Mugal Pye. Sie hatten nämlich einen schlimmen Streit, Phaed und Mugal Pye. Nun versuchen sie sich gegenseitig bei den Propheten anzuschwärzen.«
»Wohin gehen wir eigentlich?«
»Wir bringen Sie zu einem sicheren Versteck«, sagte Nils. »Und dann warten wir ab, ob die Tchenka, die Sie uns versprochen haben, auch wirklich kommen. Wenn sie kommen, werden Sie unsere Mama-Gem. Und Samstag und Jep sind dann auch unsere Mama-Gemmen. Ihr seid von unserem Blut, von unserem Clan und von unserem Volk.«
»Und wenn die Tchenka nicht kommen?«
»Das wäre schlimm«, erwiderte Nils traurig. »Dann hätten Sie eine Grausamkeit begangen.«
»Die Tchenka werden kommen«, versicherte Maire. »Wenn sie zu uns kommen, dann kommen sie auch zu euch.«
»Das hat Samstag auch gesagt«, sagte Nils. »Aber wir glauben es erst dann, wenn wir es mit eigenen Augen gesehen haben. Wir geben nichts auf das Versprechen eines Menschen.«
Neben einem Felsen blieben sie stehen. Ein anderer Gharm erwartete sie bereits. »Das ist Finner«, sagte Nils. »Er wird Sie zum Versteck bringen. Pirva und ich müssen wieder auf der Farm sein, bevor der Farmer und die Männer zurückkommen.«
»Kann ich später wiederkommen?« fragte Maire flehend. »Ich muß Sam helfen?«
»Wir werden alles für ihn tun, was in unserer Macht steht«, sagte Nils. »Wir werden immer ein Auge auf ihn haben. Aber nun müssen Sie erst einmal an sich selbst denken.«
Maire zuckte die Achseln. Sie fragte sich, was sie überhaupt noch hier wollte. Sie war nur nach Voorstod gekommen, um Jep zu retten, und dieses Ziel hatte sie schließlich erreicht. Aber vielleicht kam es auch gar nicht mehr darauf an, wo sie war oder was sie tat.
Finner winkte ihr zu und ging den Hügel hinab. Maire folgte ihm.
Die Wanderung dauerte die ganze Nacht, wobei die Gharm-Führer wie beim Staffellauf ausgetauscht wurden. Soweit Maire anhand des Stands der Sterne sah, marschierten sie in südlicher Richtung, ins Gebirge, das sich zwischen Sarby und County Kate erstreckte. Die Verfolger hingegen waren nach Westen gelockt worden, zur Küste.
»Die falsche Fährte wird die Männer zu einem Bootshafen führen«, sagte der Gharm-Führer. »Ein Boot fehlt, und bei den anderen ist der Boden eingeschlagen. Sie werden glauben, daß Sie Kurs auf die Blockadeschiffe genommen hätten.«
»Ob sie wirklich glauben, ich würde versuchen, die Blockadeschiffe zu erreichen? Werden sie die Suche dann einstellen?«
»Das hoffen wir jedenfalls.«
»Und wo werde ich dann sein?« fragte Maire erschöpft. »Falls ich nicht vorher tot umfalle vor Erschöpfung.«
»Es ist nicht mehr weit«, sagte der Führer. »Eine warme und trockene Höhle. An diesem Ort herrschen manchmal starke Winde,
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