Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Monströse Welten 2: Hobbs Land

Monströse Welten 2: Hobbs Land

Titel: Monströse Welten 2: Hobbs Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
Vom Netzwerk:
die den Nebel vertreiben. Wir haben Lebensmittel deponiert, und in der Höhle gibt es eine Quelle. Wir sind nicht grausam.«
    Anscheinend legten die Gharm Wert darauf, daß Maire ihnen das glaubte. Sie nickte. Als sie die Höhle erreicht hatten, stellte sich heraus, daß der Gharm nicht zuviel versprochen hatte. Sie legte sich auf eine der Matratzen und zog die Decken über sich. Sie war so müde, daß sie sich nicht mehr bewegen konnte.
    »Stimmt«, sagte sie. »Ihr seid nicht grausam.«
    »Schlafen Sie«, sagte der Gharm. »Wir werden über Sie wachen.«

 
5
    •••••••••••••••••••••••••••••••••••••••
     
     
    »Ich kann selbst gehen«, sagte Sam knurrend zu den Männern, die ihn trugen. »Laßt mich runter.«
    »Laßt meinen Sohn runter«, sagte Phaed mit gespielter Überraschung. »Ihr hört doch, daß er selbst gehen kann.«
    Sie befreiten ihn aus dem Netz, fesselten ihm dafür aber die Hände, und dann zog Phaed ihn an einem Strick hinter sich her. Die drei Helfer tauchten im Nebel unter; allerdings wußte Sam nicht, ob sie wirklich verschwunden waren oder nur auf Distanz blieben.
    »Wohin gehen wir?« fragte er; er versuchte ruhig zu bleiben, obwohl er innerlich vor Wut kochte.
    »Nach Sarby«, sagte Phaed. »Ich habe dort ein Haus, in der Nähe des Marktplatzes. Du wirst für eine Weile bei mir bleiben.«
    »Ich würde mich eher wie dein Sohn fühlen, Dad«, sagte Sam zähneknirschend, »wenn du mir die Hände losbinden würdest und wenn ich wüßte, daß es Maire gutgeht. Du brauchst mich nicht zu fesseln, und deine Leute hätten ihr gegenüber nicht handgreiflich werden müssen!«
    »Du hast ja recht, Junge«, erwiderte Phaed. »Das wäre nicht nötig gewesen. Es war eine Überreaktion. Wenn sie sich zurückgehalten hätte, hätten die Männer sie überhaupt nicht berührt; aber Maire hat sich schon immer in Dinge eingemischt, die sie nichts angingen. Im Grunde weiß sie auch, daß sie nicht in Gefahr ist. Ich habe sie nur ein wenig aufgezogen, wie in alten Zeiten. Sie hatte mich schon verstanden. In Voorstod widersprechen die Frauen den Männern nicht, aber das ging nie in Maires Kopf. Manche Frauen sind wirklich stur. Sie lernen es nie…«
    Sam registrierte eine Diskrepanz zwischen Phaeds Worten und seinem Tonfall. Die Worte an sich waren unverfänglich gewesen, aber es hatte ein gehässiger Unterton in der Stimme mitgeschwungen. Was indes noch nicht bedeutete, daß Phaed wirklich ein Schurke war. Sam glaubte, Phaeds Natur erkannt zu haben: Er drückte sich nie klar aus und vermied es, sich festzulegen. Phaed hatte Maire zwar geschlagen, aber in Voorstod war es üblich, daß die Männer ihre Frauen schlugen. Das hatte Maire ihm bereits erzählt. Sam gefiel das zwar nicht, aber zumindest beschränkte diese Unsitte sich nicht nur auf Phaed. Es handelte sich eben um eine kulturspezifische Erscheinungsform. Die Legenden wußten zuhauf davon zu berichten. Im übrigen hatte es keinen Sinn, sich über Dinge aufzuregen, an denen man ohnehin nichts ändern konnte. Er schluckte den Ärger hinunter.
    Die beiden Männer marschierten durch mit hohem, feuchtem Gras bewachsenes Gelände. Dem Klangbild der Schritte nach zu urteilen bestand die den Fluß überspannende Brücke aus Holz. Dann schälten sich die Konturen eines Geländers aus dem Nebel. Das wenig später einsetzende Hallen der Schritte deutete darauf hin, daß sie nun auf einer Kopfsteinpflasterstraße gingen. Unvermittelt lichtete der Nebel sich, und sie erblickten den Marktplatz, wo das Portal der Zitadelle wie ein unersättliches Maul dräute. Sie war zwar nicht so monströs wie die Zitadelle von Wolke, aber dennoch ragten die Türme so hoch auf, daß man von ihnen einen Blick über die ganze Stadt hatte. Hinter den Fenstern bewegte sich ein graues Licht hin und her, als ob jemand in der Dämmerung nach etwas suchte.
    »Die Zitadelle«, sagte Phaed mit einer ausladenden Geste und schaute mit nachgerade hungrigem Blick nach oben.
    »Ich weiß«, entgegnete Sam und folgte Phaeds Blick. »Ich habe die Zitadelle von Wolke gesehen. Und den Awateh, den irren Propheten.«
    Phaed riß am Seil, wodurch Sam stolperte, und schlug ihm ins Gesicht. »Der Awateh ist mein Prophet«, zischte er. »Kein Ungläubiger hat das Recht, ihn zu beleidigen.«
    Sam kniete sich hin und verharrte auch dann noch in dieser Stellung, als Phaed am Seil zog. An den Marktplatz grenzte ein kleinerer Platz mit

Weitere Kostenlose Bücher