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Monströse Welten 2: Hobbs Land

Monströse Welten 2: Hobbs Land

Titel: Monströse Welten 2: Hobbs Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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hast ja recht«, sagte Samstag beruhigend.
    »Was gibt’s Neues von Stenta Thilion?« fragte Jep.
    Maires Augen füllten sich mit Tränen. »Sie ist gestern gestorben. Sie hat das Bewußtsein nicht wiedererlangt. Als die Königin von ihrem Tod erfuhr, wollte sie Voorstod sofort ausradieren. Ich habe sie persönlich um Geduld gebeten. Um der Gharm willen.«
    Sie hob ihren Rucksack auf und ging zur Tür hinaus. Dann drehte sie sich noch einmal um. »Ich habe der Königin vorgeschlagen, Stentas Leichnam für eine Weile aufzubahren, bis die Gharm in Green Hurrah ein Mausoleum für sie errichtet haben. Ich weiß nicht, ob sie mir das abgenommen hat, aber zumindest ging es ihr dann etwas besser.«
    Hinter der Barrikade wartete Preu Flandry.
    »Bringst du mich zu meinem Sohn?« fragte Maire mit rauher Stimme.
    »Er ist bei Phaed«, rief Preu. »Das gibt sozusagen eine Familienzusammenführung.«
    Maire umarmte Samstag und Jep; dann überquerte sie die Grenze und ging zum Gleiter.
    »Du hast also Wort gehalten, Maire Manone«, konstatierte Preu Flandry.
    »Das tue ich immer«, erwiderte sie. »Was man von manch anderen in Voorstod nicht gerade behaupten kann.«
    * * *
    Auf Authority hatte Rasiel Plum dem Religionsrat vier Fragen von Cringhs Liste vorgelegt. Der Religionsrat interessierte sich brennend dafür, mit welcher Motivation er solche Fragen stellte, worauf Rasiel – nach eindringlicher Befragung – erwidert hatte, sein Interesse an dieser Thematik sei erwacht, als das Büro für Umwelt- und Naturschutz sich mit den Erloschenen von Hobbs Land befaßt habe. Rasiel gelang es, dem Rat den Konnex zwischen Thyker und Hobbs Land plausibel zu machen. Zilia Makepeace hatte nämlich Fragen über die Tempel und Götter von Hobbs Land gestellt, und kürzlich hatte ein Baidee Fragen über Götter gestellt. Der Bezug zwischen beiden Vorgängen war klar; mithin nahm Plum an, daß Cringhs Fragen wirklich im Zusammenhang mit Hobbs Land und den Erloschenen standen.
    »Aber die Owlbrit sind doch alle tot«, gaben mehrere Mitglieder des Religionsrats zu bedenken. »Und ihre Götter sind ebenfalls tot.«
    »Richtig«, sagte Rasiel. »Die Fragen sind rein hypothetisch. Aber in meiner Eigenschaft als Vorsitzender des Büros für Umwelt- und Naturschutz bin ich dennoch an eurer Meinung zu diesem Thema interessiert.«
    Nun entspann sich eine Diskussion, die bis in die Nacht hinein dauerte und auch während der kommenden Tage fortgesetzt wurde. Die Räte suchten in den Archiven nach historischen Parallelen. Sie zitierten aktuelle und alte Götter sowie heilige Persönlichkeiten verschiedener Völker. Nur um schließlich zu der Erkenntnis zu gelangen, daß es für die Götter auf Hobbs Land keinen Präzedenzfall gäbe. Nirgendwo sonst hatte es bisher existente Götter gegeben, die in keinem Zusammenhang mit den Völkern der betreffenden Welt standen.
    Mit Erstaunen nahm Cringh zur Kenntnis, daß ausgerechnet die Exegeten von Phansure es durchaus für möglich hielten, daß ein Gott ein Volk ›adoptierte‹ und daß es mit fast hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit auf das Wirken dieses Gottes zurückzuführen war, wenn besagtes Volk bald darauf heilig wurde. Gemäß der Lehre der Phansuris herrschte kein Mangel an Göttern, die so etwas bewerkstelligten. Auf Phansure gab es in jeder Stadt und in jedem Dorf mindestens einen Gott: anspruchslose Götter, die jedoch für Gebete empfänglich waren, Götter, die den Menschen Lebensfreude vermittelten und Götter, an deren schierer Ästhetik man sich ergötzte. Jedes Haus auf Phansure besaß mindestens einen Schrein. Die Götter von Phansure waren mächtig, auch wenn sie wie die Menschen manchmal irrten; und genau das machte sie fast schon wieder menschlich. Außer den vielen Göttern hatten die Phansuris natürlich auch noch ein ganzheitliches und universales ethisches Konzept, doch dafür interessierten sich im Grunde nur die Ethiker und Philosophen. Die Exegeten der Phansuris vertraten nämlich die Meinung, daß man angesichts der Komplexität des Alltagslebens nicht auch noch nach der letzten Erkenntnis streben müsse.
    Ein Ratsmitglied von Voorstod, der Prophet, meldete sich mit einem Zwischenruf zu Wort: Die von Phansure vertretene Lehrmeinung sei Unsinn. Schließlich seien die Phansuris dafür bekannt, daß sie mit ihren Göttern und ihrer Religion Schacher trieben! Heiligkeit, so der Prophet, definiere sich dadurch, daß Gottes Wille, der durch die Propheten verkündet werde, geschehe.

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