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Monströse Welten 2: Hobbs Land

Monströse Welten 2: Hobbs Land

Titel: Monströse Welten 2: Hobbs Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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wieder in Ahabar«, mutmaßte Sam. »Aber etwas Genaues weiß niemand.«
    »Wenn Sie sie wiedersehen, sagen Sie ihr, nun könne ich in Frieden sterben, wo die Tchenka zurückgekehrt sind.«
    »Ich werde es ihr ausrichten«, versprach Sam. »Sobald ich sie sehe.«
    Als Sam gegen Abend wieder im Gasthof eintraf, kursierte in der Stadt das Gerücht, daß Gott den Propheten befohlen habe, nicht nur Scaery, sondern Voorstod überhaupt zu verlassen. Als in dieser Nacht die großen leuchtenden Wesen durch die Straßen zogen, wurde die Prozession nicht von den Propheten auseinandergejagt. Alle Propheten, so war aus zuverlässiger Quelle zu hören, hätten sich nach Wolke zurückgezogen.
    Die Straße zwischen Scaery und Wolke wurde von öffentlichen Verkehrsmitteln bedient. Sam deckte sich mit Reiseproviant ein, löste eine Fahrkarte und machte es sich bequem, während der Bus auf der Küstenstraße Kilometer um Kilometer zurücklegte. Es war ein typischer Voorstod-Tag, so sagten die Leute; der Nebel war zum Schneiden dicht. Dennoch erkannte Sam, als sie die Außenbezirke von Scaery verließen, die unverwechselbaren Konturen eines im Stil von Hobbs Land erbauten Tempels.
    »Gibt’s viele davon?« fragte er seinen Reisegefährten.
    »Sie schießen wie Pilze aus dem Boden«, sagte der Mann. »Ich weiß aber nicht, weshalb. Muß wohl mit den Gharm zusammenhängen.«
    »Den Sklaven«, klopfte Sam auf den Busch.
    »Sklaven… nein.« Der Mann machte einen verwirrten Eindruck. »Das war doch etwas anderes, oder? Aber keine Gharm. Den Gharm hätte das nämlich gar nicht gefallen.«
    Die Fahrt verlief langsam; der Bus hielt an jeder Kreuzung und in jedem Dorf, und als sie in Wolke eintrafen, wurde es bereits Abend. Vom kleinen Tempel am Straßenrand abgesehen, war die Stadt noch so, wie Sam sie in Erinnerung hatte. Die abendliche Brise vertrieb die Nebel und gab den Blick auf die oberhalb der Stadt gelegene Zitadelle frei, die den Eindruck eines zum Sprung ansetzenden Tieres vermittelte.
    »Muß gerammelt voll sein«, sagte Sams Nachbar und zeigte auf das Schloß. »Die Propheten sind schon ziemlich lange dort drin versammelt.«
    »Der Awateh?«
    »Der auch. Zumindest habe ich nicht gehört, daß er woandershin gegangen wäre.«
    In Wolke befanden sich kaum noch Männer mit der für die Sache charakteristischen Kappe. Sam ging in eine Taverne und erkundigte sich beim Wirt, weshalb die Gläubigen ihre Präsenz derart verringert hätten.
    »Haben sich wohl das Haar abgeschnitten«, erwiderte der Wirt gleichgültig. »Ich auch. Die Mähne hat mich nur gestört. Weiß gar nicht mehr, weshalb ich das Haar überhaupt so lang hatte wachsen lassen!«
    »Was tut sich oben in der Zitadelle?«
    »Ich hörte, daß vor kurzem ein Massaker stattgefunden hätte. Die Propheten haben die Gefangenen aus den Kerkern geholt und in Stücke gehauen. Und heute haben sie angeblich die Anweisung erhalten, Voorstod zu verlassen.«
    »Woher stammt dieser Befehl?«
    »Aus Scaery, glaube ich. Von den Propheten in Scaery.«
    »Aber ich dachte, alle Propheten von Scaery hätten sich hier versammelt.«
    »Das dachte ich zunächst auch, aber anscheinend ist es doch nicht so. Um diese Anordnung zu erteilen, mußte mindestens ein Prophet sich noch in Scaery befinden, nicht wahr?«
    Sam pflichtete ihm bei. Die Prozession der Gharm dauerte die ganze Nacht an, und die Straßen von Wolke hallten von Trommelwirbeln wider. Und die ganze Nacht führten die Propheten mit Gongs, Fanfaren, Feldzeichen und öffentlichen Lesungen aus den Schriften Gegenveranstaltungen durch; es waren dieselben Worte, die Sam in der Gefangenschaft auswendig gelernt hatte. Anhand der ausgewählten Passagen schloß Sam, daß die leuchtenden Kreaturen als Dschinns betrachtet wurden, Ausgeburten der Hölle.
    Am Vormittag des nächsten Tages erfolgte der Exodus der Propheten. Das massive Portal der Zitadelle wurde von einem Dutzend schwitzender Männer geöffnet. Geschlossene Fahrzeuge fuhren im Innenhof vor und nahmen die Propheten beziehungsweise ihre Familien auf. Die Gläubigen – die das Haar wieder offen trugen und es mit den glitzernden Coup-Markern verziert hatten – demonstrierten unübersehbar Präsenz. Jeweils einzeln oder zu zweit stiegen sie in die bereitstehenden Fahrzeuge; manche luden Kisten hinein, andere gingen zu den Herden, die schon seit einigen Tagen im Hof warteten. Nachdem die Tore geöffnet worden waren, drängten die unruhigen Tiere hinaus auf die Straße.
    »Sie nehmen die

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