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Monströse Welten 2: Hobbs Land

Monströse Welten 2: Hobbs Land

Titel: Monströse Welten 2: Hobbs Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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Tiere in ihre neue Heimat mit«, sagten die Zuschauer. »Weit weg.«
    Sam überflog die Gesichter der Treiber. Phaed war nicht unter ihnen. Dann suchte er ihn unter den Gläubigen, die noch immer am Tor versammelt waren. Dort war er auch nicht; allerdings schauten im Grunde alle Gläubigen so aus wie Phaed. Sie sahen alle aus wie Phaed, Mugal Pye oder die Männer, die er in Sarby auf der Straße gesehen hatte. Sie wirkten irgendwie massiv, selbst der Kleinste von ihnen, wie steinerne Skulpturen. Maire hatte sich einmal so ausgedrückt. Ohne daß er wußte weshalb, traten Sam Tränen in die Augen. Er wischte sie sich aus dem Gesicht und setzte die Beobachtung fort.
    Als nur noch ein paar Fahrzeuge übrig waren und die Herden bereits in einer großen Staubwolke die Straße hinunterliefen, stürmte eine Handvoll langhaariger Gläubiger wieder in die Zitadelle. Die Umstehenden hörten Schreie und nach einiger Zeit das Bersten von Holz und das Rumpeln von Steinen: Indizien für eine gewaltsame Suche.
    »Sie suchen nach Juwelen«, flüsterten die Leute. »Und nach Gold. Sie schauen nach, ob jemand etwas zurückgelassen hat!«
    Schließlich fuhren auch die letzten Fahrzeuge vom Hof und schlossen sich dem Treck an. Sam und ein Dutzend anderer Neugieriger gingen durch das offenstehende Tor in den Hof der Zitadelle. Hier hatte er schon einmal gestanden, zusammen mit Samstag Wilm.
    Der Anblick war noch der gleiche, bis auf die Körper an den Mauern. Die meisten hingen erst seit kurzem dort; das Blut war noch feucht. Ansonsten war der Burghof leer. Doch dann sah Sam einige Männer die Treppe herunterkommen. Mugal, Preu und Epheron, die Dreierbande, die freudestrahlend eine schwere Kiste abtransportierten.
    Angewidert wandte Sam sich ab.
    Von der über ihm hängenden Leiche tropfte Blut auf ihn herunter. Er schaute hoch. Zuerst reagierte er fast verlegen, als ob er sagen wollte: ›Entschuldigung, Sie können nichts dafür.‹ Und dann erblickte er das lange, graublonde Haar, das ihr fast bis auf die Knie hing. Der Kopf war nach hinten gedreht und auf einen Haken gespießt. Das Gesicht verbarg ein Schleier, den jemand darübergeworfen hatte. Dann bauschte der Schleier sich unter einem Windstoß, und er sah sie von unten, wie er sie als Kind so oft gesehen hatte.
    »Maire!« schrie er. »Mam!« Er rannte gegen die Wand und versuchte sie zu erklimmen.
    Einer der Umstehenden kam zu ihm gelaufen und hielt ihn zurück. Dann rannten Gharm über den Platz und legten die Hände auf ihn.
    »Maire!« schrie er wieder. »Oh, Maire.«
    Das Herz drohte ihm zu zerspringen. Der Atem stockte ihm. Die Augen tränten. Dann drehte er sich in unbändigem Zorn zu den drei Männern um, die die Kiste trugen und ihn mit großen Augen und offenem Mund anstarrten. Er stürzte sich auf sie und entwickelte dabei eine solche Kraft, daß es einer ganzen Kompanie bedurft hätte, ihn aufzuhalten. Er ging Mugal Pye sofort an die Kehle.
    »Ihr seid nicht die ersten Ungeheuer, gegen die ich kämpfe«, schrie er, oder zumindest kam es ihm so vor; die Umstehenden indes hörten nur einen unartikulierten Wutschrei. Mugal Pye setzte dem Angriff keinen Widerstand entgegen, und dann ging er mit gebrochenem Genick zu Boden; der Kopf stand in einem grotesken Winkel ab, und der Mund war noch immer offen, als ob er fragen wollte, was überhaupt los sei.
    Epheron Floom wollte fliehen, doch Sam setzte ihm nach und brach ihm ebenfalls das Genick. »Geh heim zu deinem Gott!« schrie er.
    »Nein, Sam«, rief der dritte alte Mann, Flandry; er stand mit dem Rücken zur Wand und hatte die Hände vors Gesicht geschlagen. »Nein, Sam, wir waren es nicht. Die Söhne des Awateh hatten sie zusammen mit den Frauen in die Wälder geschickt. Der alte Mann hatte überhaupt nicht mehr an sie gedacht. Nein, Sam, wir haben es nicht getan. Wir waren es nicht!«
    »Wer?« brüllte Sam. »Wer war es dann, Flandry?«
    »Es war Phaed! Der Awateh zürnte ihm und nannte ihn einen Abtrünnigen. Deshalb sagte Phaed dem Awateh, sie müsse erledigt werden, bevor wir gingen. Es war Phaed, dein Vater. Nachdem er aus Sarby gekommen war, eilte er zum Propheten.«
    Sam holte zum Schlag aus, und der alte Mann sank auf die Knie und beteuerte erneut: »Nein, wir waren es nicht, Sam.«
    Sam drehte sich wieder zu der Toten an der Mauer um; Blut tröpfelte von ihr herab, und das Haar fiel ihr wirr ins Gesicht.
    »Ich bin in Scaery gewesen, Mam«, sagte er. »Ich habe dein Haus gesehen. Ich habe die Blutspritzer auf

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