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Monströse Welten 2: Hobbs Land

Monströse Welten 2: Hobbs Land

Titel: Monströse Welten 2: Hobbs Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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dem Fußboden gesehen. Lilla war auch dort, und ich soll dir sagen, daß sie dich liebt.«
    Die Leute, die vor ihm zurückgewichen waren wie vor einem wilden Tier, kamen nun kopfschüttelnd näher und stützten ihn.
    »Seine Mutter«, flüsterten sie. »Er wußte nicht, daß sie hier war. Seine Mutter.«
    »Du hattest recht, Mam. Du hast mich aus gutem Grund von hier weggebracht. Ich habe dich geliebt, Mam.« Dann versagte ihm die Stimme.
    »Sam Girat«, ertönte ein leises Stimmchen. Er schaute nach unten und sah Nils und Pirva an seiner Seite. »Sam Girat. Komm mit uns.«
    »Das ist meine Mutter«, sagte er mit ausdruckslosem Gesicht. »Meine Mutter. Man nannte sie die Liebliche Sängerin von Scaery.«
    »Das wissen wir, Sam. Komm mit uns. Unsere Leute werden sie herunterholen. Wir haben noch Gottessubstanz, die wir auf ihren Körper legen, Sam.«
    »Ich habe nach euch gesucht«, sagte er zu ihnen, wobei er sich fragte, was sie überhaupt hier wollten. »Ich habe nach euch gesucht.«
    »Wir haben Maire gesucht. Sie haben sie von einem Ort entführt, den wir für sicher hielten. Wir sind einen Tag zu spät gekommen, Sam. Komm mit uns.«
    Er folgte ihnen. Kleine Leute erschienen mit einer Leiter und einem Seil, um Maires Leichnam von der Mauer zu entfernen. Sie und die anderen, die dort hingen. Die Gharm nahmen sie alle herunter und legten sie auf einen Wagen, mit Ausnahme von Maire Manone. Ihren Körper wuschen sie, hüllten ihn in edles Tuch und legten ihn auf die Stufen der Zitadelle.
    »Vor langer Zeit«, flüsterten sie. »Sie hat unserem Volk bei der Flucht geholfen. Vor langer Zeit hat sie die Freiheit besungen.«
    Am Nachmittag brachen ein paar Männer einige große Steine aus dem Burghof und hoben ein flaches Grab aus. In der Nacht wurde Maire bestattet. Nils, Pirva und Lilla waren nicht imstande, Sams Schmerz zu lindern.
    »Ich habe es ihr nie gesagt«, sagte er. »All die Jahre habe ich ihr nicht geglaubt. Ich dachte, sie hätte mir den Vater genommen. All die Jahre habe ich ihr nie gesagt, daß ich sie liebte. Ich habe ihr nie richtig zugehört…«
    Er schaute über das Grab zu der Stelle, an der früher der ausgeglühte und verzogene Transmitter gestanden hatte; er sah wohl, daß er nicht mehr da war, aber die Weiterungen dieser Tatsache vermochte er nicht zu erfassen.
    * * *
    Jedes Vorkommnis in Voorstod wurde von Spionen, die zum Teil schon seit Generationen dort aktiv waren, Kommandeur Karth gemeldet. Die Prozessionen mystischer Tiere, der Exodus der Propheten, die Delinquenten an den Burgmauern, alles wurde Karth wenige Stunden nach Eintritt des jeweiligen Ereignisses gemeldet. Außerdem erreichte ihn die Kunde vom Tod Maire Manones, von ihrem Begräbnis und der Tatsache, daß sie als Grabbeigabe Gottessubstanz erhalten hatte. Mit dieser letzten Meldung indes wußte er nichts anzufangen. Er vermutete, daß es sich um ein religiöses Ritual handelte, von dem er bisher noch nichts gehört hatte. Er machte sich auch nicht die Mühe, den Kindern davon zu erzählen. So weinten sie bitterlich, des Trostes beraubt, den diese Mitteilung ihnen gespendet hätte.
    »Armer Sam«, sagte Samstag. »Eine solche Schlechtigkeit hätte er Phaed nie zugetraut. Nicht einmal als er mit mir in Wolke war, wollte er zur Kenntnis nehmen, daß sein Vater in diese schrecklichen Dinge verstrickt war.«
    Der Kommandeur räumte ihnen eine angemessene Trauerfrist ein. »Was hat es mit diesen Fabelwesen auf sich?« fragte er sie dann beim Abendessen.
    Zunächst klärte Jep ihn ausführlich über den Begriff Tchenka auf. Schließlich hatte er sich lange genug in der Farm oberhalb von Sarby aufgehalten, um sich ein entsprechendes Wissen anzueignen.
    »Und glaubt ihr wirklich, daß es sich bei diesen Wesen um Manifestationen der Götter der Gharm handelt?«
    »Würde Sie das denn wundern?« fragte Samstag, die sich noch nicht schlüssig war, wie sie das Phänomen der Tchenka beurteilen sollte.
    Der Kommandeur mußte einräumen, daß es ihn mit Blick auf die bisherigen Ereignisse eigentlich nicht wunderte. Er hatte auch die Königin von diesen Manifestationen unterrichtet und fragte sich nun, ob sie diese Nachricht wohl genauso gelassen aufnehmen würde.
    In dieser Nacht lagen Samstag und Jep lange wach. Samstag kuschelte sich in Jeps Arm und fragte sich, wobei es sich bei den Tchenka wirklich handelte.
    »Hältst du es für möglich«, fragte Jep, »daß der Gott den Gharm die Fähigkeit verleiht, ihre Träume Wirklichkeit werden zu

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