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Monströse Welten 2: Hobbs Land

Monströse Welten 2: Hobbs Land

Titel: Monströse Welten 2: Hobbs Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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haben uns nicht verändert.«
    Dern Blass, der bezüglich Zilia fast über seismographische Fähigkeiten verfügte, enthielt sich eines Kommentars.
    »Doch, haben sie«, sagte Africa freundlich. »Nur daß diese Veränderungen eher subtiler Natur waren. Die meisten von uns waren nämlich ohnehin schon friedliche Leute, die sich gegenüber ihren Familien und Freunden rücksichtsvoll verhielten. Ich glaube, daß die Veränderungen im wesentlichen unsere Reaktionen auf Überraschung und Angst betreffen. Aufgrund meiner Erfahrung und der Managementausbildung weiß ich, daß negative menschliche Verhaltensweisen hauptsächlich durch Überraschung und Angst hervorgerufen werden.«
    »Ich hatte Angst in Voorstod«, sagte Samstag. »Manchmal war ich vor lauter Angst wie von Sinnen.«
    »Wir waren von Birribat Shum getrennt«, sagte Jep. »Außerdem hatten wir wirklich Grund, uns zu fürchten.«
    »Bei realer Furcht greifen die Götter nicht ein«, bestätigte Africa. »Nicht wenn ein Grund dafür vorliegt.
    Wenn man von einer defekten Erntemaschine verfolgt wird, werden die Götter einen nicht an der Flucht hindern.«
    »Interessant«, sagte Theor Close, der Ingenieur von Phansure. »Ein Panik-Suppressor, der zwischen realen und imaginären Ängsten differenziert?« Er hatte den Eindruck, daß es einen chemischen Erklärungsansatz für die ganze Sache gab, wenn die entsprechenden phansurischen Forscher nach Hobbs Land kamen und der Angelegenheit auf den Grund gingen.
    Zilia schüttelte den Kopf. »Willst du damit sagen, die Propheten hätten Angst gehabt?«
    Samstag nickte. »Haben sie immer noch. Vor allem und jedem.«
    »Ich habe gelesen…«, sagte Sam mit ersterbender Stimme.
    Dann herrschte Schweigen.
    »Ich habe von Menschenheimat gelesen. Über diese Vergeltungsreligionen. Sie hatten alle einen pastoralen Hintergrund. In den primitiven Zeiten lauerten in der Dunkelheit potentielle Räuber. Man mußte die Herde gegen mögliche Angreifer verteidigen und sie, wenn möglich, töten. Nachts mußte die Herde in den Pferch getrieben und bewacht werden. Der Schäfer mußte jede Nacht Wache halten, ohne zu schlafen. In vielen dieser Gesellschaften waren Hunde tabu, so daß es auch keine Wachhunde gab. Sie mußten ihre eigenen Hunde sein, immer auf der Hut. Der Schäfer fürchtete sich vor allem…«
    »Ich stelle mir vor«, sagte Africa, »daß in einem solchen System Frauen und Kinder denselben Stellenwert wie vlishes und dermots hatten.«
    »Schafe«, sagte Sam. »Damals waren es Schafe oder Ziegen.«
    »Dann eben Schafe oder Ziegen. Die Tiere waren Besitz, die Frauen waren Besitz, die Kinder waren Besitz, und alles mußte bewacht werden. Und weil sie ein pastorales Volk waren, lebten sie nicht in Höhlen oder Häusern. Sie hatten Zelte. Sie waren auch nicht seßhaft, sondern wanderten als Nomaden im Land umher. Furcht war wahrscheinlich ihre ständige Befindlichkeit. Vermutlich waren sie angespannt und nervös.«
    »Mit der Zeit«, sagte Jep, »überlebten wohl nur jene Leute, die am meisten Angst hatten und deshalb sehr reizbar und aggressiv waren. Vielleicht wurde es zu einem rassischen Merkmal.«
    »Das durch die Religion noch verstärkt wurde«, fuhr Sam fort, wobei er auf seinen Teller starrte. »Das erklärt auch, weshalb so lange unter dem Deckmantel von Religion Gewalt und Krieg praktiziert wurden. Angst und Haß waren einfach rassische Merkmale der Leute, die dieser Religion beziehungsweise diesen Religionen anhingen. Es ist eine logische Erklärung, wenn ich auch nicht weiß, ob sie stimmt oder nicht.«
    »Die Propheten waren… nicht imstande, sich zu ändern; war das der Grund?« fragte Zilia.
    »Es muß genetische Ursachen haben«, sagte Jep. »Ich glaube, daß der Gott durchaus in der Lage war, alle Umwelteinflüsse zu kompensieren. Entweder hat Sam recht, oder diese Leute waren die Abkömmlinge einer Rasse, deren Selektionskriterium Angst war; oder vielleicht werden ab und zu auch Menschen geboren, die auf Haß programmiert sind und andere damit anstecken, Mitläufer, Menschen mit einer schlechten Erziehung oder einer traumatischen Kindheit…«
    »Wie ich«, sagte Zilia sachlich. Plötzlich hatte sie es begriffen.
    »Nun ja. Zumindest hat das auch auf dich zugetroffen. Wie ich bereits sagte, diese Mitläufer folgen dem Anführer, solange er seinen Einfluß ausübt; aber sie können sich ändern. Die Selektierten und die Mutanten hingegen sind dazu nicht in der Lage. Sie sind chronisch mißtrauisch. Sie sind

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