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Monströse Welten 2: Hobbs Land

Monströse Welten 2: Hobbs Land

Titel: Monströse Welten 2: Hobbs Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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aus der Dunkelheit entgegen.
    »Daß alle Lebewesen ihn anerkennen«, rief Sam.
    »Und wie soll dieses erreicht werden?«
    Sam schüttelte den Kopf und brüllte: »Indem die Lernwilligen belehrt und alle anderen getötet werden.«
    Die Maschine ratterte an ihm vorbei, wobei die Sensoren auf einen virtuellen Heiligen gerichtet waren. Sie war nicht darauf programmiert, jemanden zu belehren; also würde sie töten.
    Die Soldaten hielten ihn nicht auf. Nachdem er ihre jeweiligen Fragen beantwortet hatte, ließen sie ihn passieren. Nach den Soldaten würden die Propheten kommen, und anschließend ihre Gefolgsleute. Er würde ihnen auflauern. Er zählte die stiebenden Funken. Ein Großverband traf ein, der aus mehreren hundert Reihen zu je hundert Soldaten bestand. Genug, um jeden Bewohner von Hobbs Land zehntausendmal zu töten. Er marschierte mitten durch die Soldaten hindurch und beantwortete ihre Fragen, ohne daß er den Schritt verlangsamt hätte. Die Beine schienen sich ohne sein Zutun zu bewegen.
    Es war ein seltsamer Anblick. Der eine hatte Beine, einen Rumpf und ein Gesicht. Der nächste sah aus wie ein mit Haut bespannter Roboter. Die Teile waren gehorsam und taten ihre Pflicht. Manchmal traten zwar Defekte auf wegen der starken Beanspruchung, aber sie wurden nie aufmüpfig. Verglichen mit diesen großen Kampfmaschinen waren die Menschen lächerlich schwach. Was blieb ihnen da noch anderes übrig, als auf den Tod zu warten? Was konnten Arme gegen diese Monster ausrichten? Wie schnell waren Beine in einem Rennen gegen den Tod?
    Angenommen, es gab darauf keine Antworten. Angenommen, es gab nur den Tod, wie es immer schon gewesen war. Das unvermeidliche Ende. Das Ende der Menschheit, wie auch von allem anderen. Wenn die Arme versagten, wenn die Beine zu langsam waren und wenn die Augen kein Versteck mehr fanden, wozu war der Mensch dann überhaupt noch gut? Wozu brauchte man dann noch Helden? Was sollte ein Mensch noch tun, wenn es nichts mehr gab, was ein Mensch tun konnte? Weshalb marschierte er dennoch unbeirrt weiter, in einer Gratwanderung zwischen Überleben und Untergang?
    Aber der Tod war nicht überall.
    »Birribat Shum?«
    »Ja?«
    »Elitia Kruss?«
    »Ja.«
    »Horgy Endure?«
    »Ja, hier.«
    »Der Gott weiß, was ich weiß«, sagte er sich. Einer Antwort bedurfte es nicht. Der Gott wußte alles von jedem und kannte jeden. Und wenn Sam einen Propheten oder Gläubigen fand und ihn lange genug zum Stillhalten bewog, dann würde der Gott auch herausfinden, was er wußte.
    Falls die Zeit dazu reichte.
    »Wo ist der Platz der Frauen bei der Erschaffung des Einen Gottes?« brüllte ein Monster aus einer Entfernung von mehreren hundert Metern.
    »Für Frauen gibt es keinen Platz«, rief Sam. »Sie sind keine Gefolgsleute Gottes, sie sind nur Hilfsmittel, die Gefolgsleute gebären.«
    Diesen Status hatte Maire auch innegehabt. Phaed hatte ihm vom Paradies der Gläubigen erzählt, wo man in leiblichen Genüssen schwelgte und sich mit Jungfrauen vergnügte. Ein Fest der Sinne für die Männer, die für den Glauben gestorben waren; doch die Frauen waren davon ausgeschlossen. ›Sie haben sich bedeckt zu halten; man muß auf ihre Gesundheit achten, bis sie Kinder geboren haben, und dann darf man sich ihrer entledigen‹, zitierte er im Geiste.
    China Wilm. Samstag Wilm. Maire Manone. Sich aller Frauen entledigen.
    »Wie groß ist die Zahl derer, die dem Einen Gott am Jüngsten Tag Gefolgschaft leisten werden?« trompetete ein riesiges Monster auf Rädern und richtete seine Kanone auf Sam.
    »Und wenn es nur einen Gläubigen gäbe, den letzten Menschen, es wäre genug«, erwiderte Sam.
    Jeopardy Wilm. Willum R. Dern Blass. Spiggy Fettle. Sich aller Menschen entledigen, die nicht zu den Gläubigen gehörten.
    Die Namenlosen. Die Tag für Tag ihrer Arbeit nachgingen. Die Schichtführer. Die Feldarbeiter. Die Architekten. Die in ihrer Freizeit im Gras lagen, Käfer betrachteten oder dem Gesang der Vögel lauschten. Die sich nicht unkontrolliert vermehrten. Die in Frieden und Eintracht zusammenlebten. Sich ihrer entledigen. Damit der letzte Mensch ein Gläubiger war, der mit dem Wort ›Tod‹ auf den Lippen starb.
    Doch ein Gott genügte schon, sagte Sam sich, damit ein anderes Wort ausgesprochen würde.
    Sam marschierte nach Westen. Irgendwo vor ihm war Phaed Girat.
    * * *
    In der Siedlung Eins waren die Evakuierungsvorbereitungen bereits in vollem Gang, als Theor und Emun zurückkehrten. Menschen und Katzen verteilten

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