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Monströse Welten 2: Hobbs Land

Monströse Welten 2: Hobbs Land

Titel: Monströse Welten 2: Hobbs Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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und anderes purpurrotes, scharlachrotes, malvenfarbenes und blaues Getier tanzten vor den Soldaten und den Propheten und lockten sie nach Osten; sie stiegen auf wie Rauch, formten sich in der Luft und vereinigten sich wie Luftspiegelungen. Die Tchenka der Gharm? Die alten Götter der Menschen? Ekstatische Gesänge ertönten zwischen den Sternen.
    »Ich weiß es«, sagte eine Stimme in Sams Kopf. »Ich weiß alles, was Maire gewußt hat.«
    Und dann ertönte Maires Stimme; sie sang, wie er sie seit seiner Kindheit nicht mehr hatte singen hören. Wie ein prophetischer Vogel, die Stimme Gottes.
    »Es sind auch deine Götter, Samasnier Girat!«
    Und da erschienen sie neben ihm und lenkten die Propheten von ihrem Ziel ab, Männer in Rüstungen und mit Helmen, die mit Federbüschen verziert waren; sie schwangen ihre Schwerter und stießen Schlachtrufe aus. »Legenden«, rief Theseus. »All die Legenden.« Kampflieder. Schlachtgesänge.
    Theseus bückte sich über ihn, schlank und stark; seine Haut glänzte wie Bronze, er hatte ein Schwert in der Hand und Sandalen an den Füßen. Er wirkte wie eine Marmorstatue, ein zum Leben erwecktes Monument. »Ich habe den Stein angehoben, Sam. Darunter lagen diese Sandalen und dieses Schwert. Ich habe mein Erbe gefunden. Nun bin ich auf der Suche nach deinem Vater.«
    »Ich auch«, sagte Sam schluchzend. »Ich auch.«
    »Dann kann das Töten beginnen«, rief der marmorne Mann, trat über ihn hinweg und verhielt vor einem Stein. »Darunter«, rief er. »Vielleicht ist es darunter.«
    »Du hast es doch schon gefunden«, rief Sam. »Du kannst mit der Suche aufhören! Du hast es doch schon gefunden!«
    »Vielleicht«, rief der marmorne Mann, »liegt es unter dem nächsten Stein. Oder unter dem übernächsten.«
    Sam eilte voraus, drehte alle Steine um und wurde dennoch nicht fündig. »Phaed«, sagte er. Diese Blutsbande, diese Sehnsucht im Herzen, war stärker als jede Legende und jede andere Verbindung mit der Vergangenheit oder der Zukunft. »Phaed.«
    »Welche Freiheit gibt mein Glaube mir?« brüllte ein großes, gepanzertes Ding auf Rädern, das von einem Kranz aus Klingen umgeben war.
    »Die Freiheit zu hassen!« rief Sam. »Die Freiheit, das zu töten, was ich hasse.«
    Und was hasse ich überhaupt, fragte er sich, wobei er die Antwort schon kannte, denn Samstag Wilm hatte sie ihm gesagt.
    Ich hasse, was ich fürchte.
    Und was fürchte ich?
    »Phaed!« schrie er in die Nacht. »Phaed!«
    * * *
    Auf dem Hochplateau hatten die Türme ihre maximale Höhe erreicht. Der merkwürdige chemische Geruch hatte sich in einen Gestank verwandelt, der die Leute auf Distanz hielt. China Wilm, die kurz vor der Entbindung stand, identifizierte die Substanz, welche diesen Geruch verursachte, als Bestandteil eines gewissen Pilzes. »Gyromitra«, murmelte sie unter Schmerzen. »Stinkmorcheln. Solche Pilze wuchsen auf Menschenheimat. Wir haben verwandte Arten im Pilzhaus. Vor ihrem Verzehr muß der Raketenbrennstoff verdampft werden.«
    »Raketenbrennstoff?« fragte Africa spöttisch; sie glaubte, China läge im Delirium oder machte einen Witz.
    »Ich meine es ernst«, rief China. »Sie sondern Monomethylhydrazin ab. Dieselbe Substanz wird auch in der chemischen Industrie verwendet. Wir verdampfen sie bei der Zubereitung des Pilzes. Es muß sich hier um eine ähnliche Art handeln…« Sie verstummte keuchend.
    »Woher kommt der Geruch?« fragte Africa die Kinder.
    »Von der Basis der Türme«, sagte Samstag. »Hinter den Gittern befinden sich seltsame Wucherungen, die von Röhren durchzogen werden; sie sehen aus wie Gehirne.«
    »Schafft die Leute von hier weg«, rief China. »Das Zeug ist giftig.«
    Der Gestank hatte die Leute jedoch schon vertrieben. Sie wuselten herum und suchten ihre Habseligkeiten zusammen, wie ein aufgescheuchter Bienenschwarm.
    Wolken zogen auf; nur daß es noch keine Regenzeit war. Wolken waren in dieser Jahreszeit zwar kein ungewöhnlicher Anblick, aber sie waren selten. Inzwischen war die Bewölkung so dicht geworden, daß die Sterne nicht mehr zu sehen waren, und Donner rollte über das Hochland.
    Junge Leute informierten nach der Rückkehr von ihren Streifzügen Samstag, die ihrerseits ihre Mutter unterrichtete. »Hinter dem Dorf befinden sich einige Tempel ohne einen Turm in der Mitte. Dort stinkt es auch nicht. Die anderen sagen, die Tempel hätten feste Dächer, und außerdem sieht es so aus, als ob der Regen für längere Zeit anhalten würde.«
    Africa betrachtete den

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