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Monströse Welten 2: Hobbs Land

Monströse Welten 2: Hobbs Land

Titel: Monströse Welten 2: Hobbs Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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gewesen. Bei Ninfadel handelte es sich um den größten Mond von Ahabar, der von den Porsa bevölkert war, einer der drei intelligenten Rassen des Systems. Bezeichnend für das unerfreuliche Wesen der Porsa war die Tatsache, daß die übrigen Völker bis auf einen Beobachter keine Präsenz auf dieser Welt demonstrierten. Die Erwachsenen hielten dieses Spiel für ausgesprochen degoutant, was es für die Kinder um so attraktiver machte.
    In jüngster Zeit pflegten die Kinder jedoch ein neues Spiel. Es hieß schlicht ›Draußen spielen‹, was schon seit Jahrtausenden als Tarnbezeichnung für diverse andere Aktivitäten verwendet wurde. Die Erfinder dieses Spiels waren die Cousins Samstag und Jeopardy Wilm, die in Freundschaft miteinander verbunden, wenn nicht gar ineinander verliebt waren (auch wenn sie sich das mit ihren vierzehn Jahren nicht eingestanden); auf jeden Fall waren sie unzertrennlich. Nach Schulschluß, wenn Samstag keinen Gesangsunterricht hatte und Jeopardy nicht beim Sport war, unternahmen sie oft Streifzüge durch das im Norden der Siedlung gelegene Gebiet. Die Getreidefelder erstreckten sich in alle Richtungen, doch im Norden befanden sich der Fluß mit dem Bänderweiden-Wäldchen, die Tempelruinen und ein breiter Streifen steiniger, jungfräulicher Wildnis, die zum Hochplateau hin anstieg.
    Obwohl Samstag schlank und großgewachsen und Jeopardy klein und kräftig war, hatten sie doch die gleichen Augen, den gleichen Mund und die gleichen feingliedrigen Hände, die sich zuweilen wie durch Zufall berührten. Sie hatten den neuen Zeitvertreib an einem Nachmittag kurz vor Samstags Geburtstag entdeckt.
    »Hoffentlich finde ich etwas glaffis«, hatte Samstag gesagt. »Ich brauche es als Zutat für die Geburtstagskuchen.« Dann hatte sie den Kopf zurückgeworfen, so daß Wellen durch das dunkle Haar liefen.
    »Du willst die Kuchen mit glaffis verderben!« hatte Jep ausgerufen. »Würg.«
    »Es schmeckt fast wie neuZimt«, hatte sie gesagt. »Und neuZimt ist uns ausgegangen.«
    »Es hat überhaupt keine Ähnlichkeit mit neuZimt. Sondern mit… mit famug.«
    »Aber wirklich, Jep, die Geschmacksknospen hast du wohl in den Ohren. Wann hast du jemals famug probiert? Hä? Deine Mom und meine Mom reden zwar immer von famug, aber die ZV hat kein famug mehr beschafft, seit unsere Moms kleine Mädchen waren. Die Dürre auf Thyker hatte alle famug- Pflanzungen vernichtet, und die Vorräte in den Lagern waren bald aufgebraucht. Wann hast du es also probiert, hä?«
    »Mom hat mir gesagt, wie es schmeckt«, verteidigte er sich, wobei er sich fragte, ob sie es ihm wirklich gesagt hatte.
    »Meine Rede. Deine Geschmacksknospen sitzen in den Ohren.«
    »Gut, aber ich weiß, wie glaffis schmeckt, und ich sage noch immer würg. Erwarte bloß nicht von mir, daß ich den Kuchen esse.«
    »Warte, bis es soweit ist.«
    »Gern.«
    Sie hatten die Siedlung verlassen und überquerten nun ein Weiden-Wäldchen, hinter dem die Ruinen der beiden Tempel in der bernsteinfarbenen Nachmittagssonne lagen.
    »Wenn du das Zeug wirklich willst: Es wächst in einem der Tempel«, sagte Jeopardy.
    Samstag verzog das Gesicht. Sie hatte ab und zu schon mit anderen Kindern in den Tempeln gespielt, aber im Grunde gefiel es ihr dort nicht. Irgendwie verursachten die Gewölbe und die ausgetretenen Böden ihr Unbehagen; wie bei einer bestimmten Art von Musik lief es ihr kalt den Rücken hinunter. Allerdings war die Abneigung auch nicht so stark, daß sie überhaupt nicht dorthin gehen wollte. Vorausgesetzt, sie blieben nicht zu lange.
    Sie wateten durch das Flüßchen, umgingen zwei knorrige Weiden, brachen durch das streifenförmige, ledrige Laub, das die Bäume wie ein Vorhang verhüllte und erklommen langsam den zu den Tempeln führenden Hang. Aus dieser Perspektive wirkten die Tempel wie Bausteine, dicke runde Klötze mit kleineren Aufsätzen.
    »Sie sehen lustig aus«, sagte Samstag. »Wie ein Krapfen mit einer Kerze in der Mitte.«
    »In der Mitte befand sich der Wohnsitz der Götter«, klärte Jeopardy sie auf. »Hier hat auch Bondru Dharm gewohnt. Und die Tempel sehen nur deshalb so komisch aus, weil sie keine Dächer mehr haben.« Sie kletterten über verstreute Steine und Schutthaufen zum Eingang und betraten den engen Vorhof. Der Boden vor ihnen senkte sich in einem flachen Bogen und stieg an der gegenüberliegenden Basis der von vergitterten Bögen durchbrochenen Ringmauer wieder an. Diese Mulde wurde von einem Kreuzgewölbe überdacht,

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