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Monströse Welten 2: Hobbs Land

Monströse Welten 2: Hobbs Land

Titel: Monströse Welten 2: Hobbs Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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Chagrun. Schließlich gelang ihm die Flucht, und später kehrte er zurück, wurde König und zeugte viele Söhne.
    »In diesen Legenden werden ziemlich viele Söhne gezeugt«, kommentierte Sal mißbilligend. »Die Geschichten handeln fast nur von Söhnen und Königen, Tod und Gewalt, aber fast nie von Onkels und friedlichem Zusammenleben. Wir sind eine matrilineare Gesellschaft, Sam, und das aus gutem Grund.« Sal war eine überzeugte Vertreterin der bestehenden Gesellschaftsform, aber schließlich kannte sie auch keine Alternativen.
    »In einigen Legenden ist durchaus von Onkels die Rede«, hatte Sam widerwillig entgegnet, wobei er sich streiflichtartig fragte, weshalb er Sal überhaupt etwas von diesen Legenden erzählte. Sie war so kompromißlos… weiblich! Raffiniert, wie Theseus sich ausgedrückt hatte. Nicht das geringste Verständnis für die Belange der Männer.
    »Wenn die Kinder in den Archiven herumstöberten, würden sie zu den gleichen Erkenntnissen gelangen«, hatte Sal noch einen draufgesetzt; sie fragte sich noch immer, weshalb Sam sich mit diesen Dingen beschäftigte.
    Sam hatte sich nicht die Mühe gemacht, sie zu widerlegen. Es war nicht damit getan, einfach in den Archiven herumzustöbern. Sie würden wohl auf die Biographie des Helden stoßen und konnten sie dann mit hundert ähnlichen Legenden vergleichen, die Symbolik der Legende entschlüsseln und die Bedeutung der Ungeheuer erkennen, sie mochten zwar die psychologische Signifikanz der Spannungen zwischen dem Helden und dem König dechiffrieren, aber der eigentliche Kern würde ihnen verborgen bleiben. Es war Sam gewesen, der die Legende ›restauriert‹ hatte, indem er sie aus dem Korsett des Kommentars befreit und ihr die ursprüngliche Kraft und Lebendigkeit zurückgegeben hatte. Wenn jemand die authentische Version kennenlernen wollte, dann mußte er eins von Sams Büchern in die Hand nehmen und es lesen.
    Wo er nun am Wein nippte und mit der Hand über die weichen Einbände strich, wurde Sam bewußt, daß er Sals Frage nach dem ›Weshalb‹ noch nicht beantwortet hatte. Die Antwort war ganz einfach: Es war ihm ein Bedürfnis, die Vergangenheit festzuhalten und die Legenden zu bewahren; er wollte sie nicht verlieren, wie es der Fall gewesen wäre, wenn sie in den Archiven verblieben wären, er wollte sie nicht verlieren wie seinen Vater und die Peitsche, als er nach Hobbs Land gekommen war. Menschen starben, und ihre Geschichten starben mit ihnen oder wurden unter tausend anderen Dingen verschüttet. Es reichte nicht, daß sie in den Archiven gespeichert waren. Manche Dinge blieben für immer in den Archiven verborgen, wie eine geologische Schicht von der nächsten überlagert wird und nie wieder zum Vorschein kommt. Hier im Regal indes lagen die alten Geschichten wie Skelette, die sich wieder in lebendige Menschen aus Fleisch und Blut zurückverwandelt hatten. Wenn er es schon nicht für seinen eigenen Sohn tun konnte (was ihn schmerzte), dann zumindest für Sals Söhne. Wenn sie alt genug waren, um hier bei ihm im Bruderhaus zu wohnen, würden sie die Bücher gemeinsam lesen. Das verschwieg er Sal aber.
    Mit Theseus hatte er jedoch darüber gesprochen, wenn er sich nachts mit ihm im Tempel traf. Nach dem Tod von Bondru Dharm hatte Sam den Helden ziemlich lange nicht mehr gesehen, doch eines Tages tauchte er nördlich der Siedlung wieder auf, stärker und selbstbewußter als je zuvor. Theseus wußte, welche Bedeutung die Bücher, Legenden und Sagen hatten. Er hatte Sam geraten, in den Büchern nach Geschichten zu suchen, die von Ungeheuern handelten, denn sicher gab es hier auf Hobbs Land ein paar Monster, gegen die Sam antreten konnte; so würde er sich in Form bringen für die eigentliche Suche.
    Sam bezweifelte zwar, daß es hier Monster gab, aber an der großen Anzahl wuchtiger Felsbrocken zum Umkippen, auf die Theseus ihn hinwies, gab es nichts zu deuteln. Manchmal wachte Sam am frühen Morgen im freien Gelände auf, zerschlagen und erschöpft von der nächtlichen Anstrengung.
    »Geduld«, sagte Theseus lachend. »Die Zeit wird kommen.«
    Sam trank den Wein und fuhr mit der unverletzten Hand über die Buchrücken. Bei der Suche nach Bildern von Ungeheuern und Heroen vergaß er die lästigen Phansuri-Ingenieure und hoffte, daß sein Schicksal sich erfüllen würde, solange er noch die Kraft hatte, sich ihm zu stellen.
    * * *
    Das Lieblingsspiel der Kinder der Siedlung Eins war eine Zeitlang ›Die Erforschung von Ninfadel‹

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