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Monströse Welten 2: Hobbs Land

Monströse Welten 2: Hobbs Land

Titel: Monströse Welten 2: Hobbs Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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wobei je zwei Bögenstümpfe auf der Außen- und Innenmauer ruhten. Samstag fand, daß das Gebäude von innen wie die Krapfen aussah, die Africa manchmal backte, wenn sie gerade Lust dazu hatte.
    »Gehen wir dorthin, wo der Gott lebte«, schlug Jeopardy vor. Dann rutschte er auf dem Hinterteil den abfallenden Boden hinunter und krabbelte auf der anderen Seite wieder empor. Dabei lösten sich Fragmente des alten Mosaikbodens und rieselten in die Senke hinab. An der Ringmauer angekommen, spähte er durch ein Gitter und wartete, bis Samstag zu ihm aufgeschlossen hatte. Dann umrundeten sie im Uhrzeigersinn die Mauer und gingen durch die einzige Tür. Im Innern der Zentralkammer sahen sie, daß Flugsand und Blätter sich an dem im Mittelpunkt befindlichen Podest abgelagert hatten. Die Mauern ragten in den Himmel. Vom Dach war nichts mehr übrig.
    Das Aroma stieg ihnen schon in die Nase, noch bevor sie den glaffis- Busch an der Wand entdeckten, dessen ölig glänzende Blätter sich in der Thermik wiegten.
    »Schau«, krähte Jep. »Wie ich dir gesagt habe. Mom sagt, das Zeug wächst in natürlichen Kaminen entlang des Hochplateaus. Es gedeiht vor allem dort, wo die Luft aufsteigt und den Geruch verbreitet, so daß die Bestäuber die Pflanzen leicht finden.«
    Samstag holte eine Plastiktüte aus der Tasche, schnippte ein paar Blättchen fort und verstaute das Kraut. »Und was willst du nun tun?« fragte sie und schnupperte an den Fingern. Glaffis roch aromatisch; nicht süß, sondern sehr angenehm. Africa, Samstags Mutter, hängte oft glaffis- Zweigeüber den Kamin, damit die warme Luft den Duft im ganzen Schwesternhaus verbreitete. Da Samstag das Kraut nun gerochen hatte, kam der verfallene Tempel ihr plötzlich vertraut vor, und am liebsten wäre sie noch etwas geblieben. Es war kühl und schattig unter dem Gewölbe, und es roch gut; weshalb sollte sie also gehen?
    Sie verließen die Zentralkammer und rutschten wieder die Mulde hinunter. Diesmal kletterten sie aber nicht wieder hinauf, sondern umrundeten den Tempel in der Senke, wobei sie die kleinen Steinchen herumkickten, aus denen der Mosaikboden bestanden hatte. Als sie zu einem erhaltenen Abschnitt des Mosaiks kamen, kniete Samstag sich hin und betrachtete es eingehend.
    »Wie schön«, sagte sie. »Schau, das hier ist ein Blattmuster. Blätter, Ranken und Früchte. Und dies ist eine Weide, und das eine Wolfs-Zeder.«
    »Wo sind denn die Früchte?« fragte er und kniete neben ihr nieder. »Ach, da sind sie ja. Das sind aber Nüsse.«
    »Und du willst der Sohn eines Botanikers sein. Nüsse sind Früchte.« Dann klaubte sie die überall verstreuten Steinchen zusammen und begab sich an die Restaurierung der angrenzenden Flächen. »Jep, könntest du vielleicht Klebstoff besorgen?«
    »Welchen Klebstoff? Für Baustoffe oder Maschinenteile?«
    »Um die Steinchen festzukleben.« Sie hatte bereits ein Blatt restauriert sowie den langen Zweig, an dem es hing. »Ich möchte diese Stelle reparieren. Das macht sicher Spaß.«
    Jep, der an einem anderen Abschnitt arbeitete, grunzte nur. Als sie den Tempel nach mehr als einer Stunde wieder verließen, hatten sie mehrere Blätter und eine Ranke restauriert. Am nächsten Nachmittag kamen sie wieder. Jep hatte diverse Klebstoffe mitgebracht, von denen einer geeignet war, die Mosaiksteinchen auf den Pflastersteinen anzukleben. In der darauffolgenden Woche hatten sie aus den Kindern der Siedlung ein Dutzend Helfer rekrutiert.
    Die zehnjährigen Miffe-Zwillingsmädchen, die keine Lust hatten, auf dem Boden herumzukriechen, schlossen sich den von ihnen verehrten Tillan-Brüdern an, die elf beziehungsweise zwölf Jahre alt waren, und halfen ihnen beim Saubermachen des Tempels: Sie rupften die in den Ritzen des Bodens wachsenden Gänseblümchen und Disteln aus, beseitigten den Staub, der sich kniehoch an den Wänden abgelagert hatte und entsorgten den von Menschen zurückgelassenen Abfall. Als sie damit fertig waren, beschlossen die Mädchen, die Mosaiksteinchen nach Größe und Farbe in Behälter zu sortieren, um den Restaurateuren die Arbeit zu erleichtern. Die ausgeblichenen Steinchen, die mehr oder weniger die gleiche Form hatten, waren von einer großen Farbenvielfalt: hell- bis dunkelgrau, mehrere Grüntöne, beige und weiß, diverse Roseabstufungen. Zum Sortieren der Steinchen war jeder Ort geeignet, so daß die Miffle-Mädchen sich ständig in der Nähe der Tillan-Jungen hielten.
    Am Ende der dritten Woche war die Rekonstruktion

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