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Monströse Welten 2: Hobbs Land

Monströse Welten 2: Hobbs Land

Titel: Monströse Welten 2: Hobbs Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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Schreck. Das dritte Mädchen starrte Zilia nur an, als ob sie nicht richtig gehört hätte.
    »Zilia«, sagte Dern, »sollte das wirklich stimmen, dann wäre das eine schlimme Sache. Weshalb glaubst du, daß das der Grund ist?«
    »So, wie sie sich verhalten haben, glaube ich nicht, daß sie um den Gott getrauert haben. Ich habe es selbst gesehen. Neunzig Prozent der Leute interessierten sich überhaupt nicht für den Vorfall. Nein, es ist etwas anderes. Ich glaube, daß sie ihn getötet haben.«
    »Und wie haben wir das angestellt?« fragte Sam gefährlich ruhig.
    »Ihr habt ihn verhungern lassen oder vergiftet. Was weiß ich.«
    »Und wer soll das deiner Meinung nach getan haben? Meine Schwester? Vielleicht meine Mutter?« Sam spürte, wie Zorn in ihm aufwallte; er wurde rot und versteifte sich. »Oder ich?«
    »Ich weiß nicht, wer es war. Jeder von euch hatte ein Motiv.«
    »Welche Motive?« schrie Sam; der Heiligenschein, mit dem Zilia sich zierte, hatte ihn in Rage versetzt.
    »Der Gott war euch lästig, weil ihr euch um ihn kümmern mußtet…«
    »Scheiße«, sagte Jamice. »Wie lange müssen wir uns den Stuß von dieser verrückten Person denn noch anhören?«
    Verdammte Paranoiker, sagte Tandle sich. Entweder unterzog diese verdammte Querulantin sich einer Therapie oder machte sich vom Acker.
    Die Lichter im Raum schienen zu pulsieren. Dern atmete tief durch; nun wurde es doch noch interessanter, als er vermutet hatte. Auf jeden Fall hatte die aktuelle Diskussion eine neue Qualität. »Uns liegen keinerlei Hinweise auf ein derartiges Verbrechen vor, Zilia. Vielmehr hat die Siedlung Eins sich unseres Wissens fürsorglich um den Gott gekümmert. Richtig, Sam? Ich halte es im Grunde für ausgeschlossen, daß sie nach fast fünfunddreißig Jahren eine solche Tat begangen haben sollten.«
    Er sah Sam an und schüttelte den Kopf, um ihm eine Entschuldigung zu signalisieren. Dann seufzte er, wie es ein Vater tut, der sich über seinen ungezogenen Nachwuchs ärgert, und fuhr fort: »Was hältst du davon, mein Junge, wenn du dich mit Horgy und Jamice zusammensetzt und ihr euch überlegt, wie wir die Siedlung Eins wieder auf Vordermann bringen. Horgy und Jamice können hinfliegen und sich vor Ort umschauen.« Womit er sie für die nächsten Tage los wäre. Horgy war ein intelligenter und diskreter Mann und somit geeignet, die Siedler über Sam auszufragen. Obwohl er zugeben mußte, daß Sam einen guten Eindruck machte. Das war auch der eigentliche Grund, weshalb Dern Sam herbestellt hatte; er wollte sehen, wie er sich in Gesellschaft verhielt. Dern konnte ihm nichts Nachteiliges bescheinigen. Vielleicht eine gewisse Feindseligkeit, aber die weckte Zilia wohl bei jedem.
    »Ich werde sie begleiten«, sagte Zilia. »Ich muß das tun.«
    »Wenn du möchtest«, erwiderte Dern verärgert. »Warum geht ihr nicht gleich alle. Macht mal Urlaub.«
    »Wenn du mich nicht mehr brauchst…«, murmelte Sam und erhob sich. Er saß schon wie auf glühenden Kohlen.
    Dern nickte; er hatte von allen Anwesenden die Nase voll. »Tut mir leid, daß ich dich aus deiner Arbeit gerissen habe, Sam. Schöne Grüße an deine Familie.« Nachdem Sam gegangen war, sagte er: »Zilia, diese Vorstellung war voll daneben, selbst für deine Verhältnisse. Horgy, sag deinen Tussies, sie sollen sich die Produktionsstatistiken der letzten zehn Jahre zu Gemüte führen. Sie werden erst dann wieder an einer Besprechung teilnehmen, wenn sie Ahnung von der Materie haben. Jamice, du fummelst das nächste Mal nicht mehr an den Dingern im Haar herum. Das geht einem nämlich auf die Nerven. Und, Spiggy, wo wir uns nun ausgiebig über den Produktionsrückgang echauffiert haben, widmen wir uns einmal den Budgetberichten. Was sollen diese lächerlichen Posten unter der Rubrik ›Sonstiges‹?«
    Beim Mittagessen setzte Tandle sich neben Spiggy und versuchte ihn daran zu hindern, unter der Last seines Selbstmitleids im Boden zu versinken. »Was hast du damit gemeint, als du sagtest, das letzte, was die Leute wollen, sei ein Gott, der etwas bewirkt?« fragte sie ihn, nur um das Gespräch in Gang zu halten.
    Er schaffte es mit Mühe, ihr ins Gesicht zu sehen. »Nun«, sagte er. »Früher glaubten die Menschen, es gäbe eine Vielzahl von Göttern, von denen jeder für einen bestimmten Bereich zuständig war, und man müßte sich direkt an sie wenden, um eine Bitte vorzubringen oder einen Dank auszusprechen. Und weil der Götter so viele waren, bestand immer die

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