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Monströse Welten 2: Hobbs Land

Monströse Welten 2: Hobbs Land

Titel: Monströse Welten 2: Hobbs Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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würden sie die Geisel etwas verstümmeln müssen, um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen; da stellte sich natürlich die Frage, ob das betreffende Kind auch robust genug war, um diese Behandlung für eine unbestimmte Zeit zu überstehen.
    »Er oder sie muß von Hobbs Land weggeschafft werden, entweder mit einer List oder unter Gewaltandrohung«, sagte Mugal Pye. »Das bedeutet, daß das Kommando aus mindestens drei Leuten bestehen muß. Weshalb entscheiden wir nicht direkt vor Ort, wen wir als Geisel nehmen? Es empfiehlt sich nämlich, zuerst das Terrain zu sondieren, bevor man sich auf eine Taktik festlegt.«
    »Und wer führt den Auftrag aus?«
    »Wir drei«, erwiderte Epheron, »und vielleicht noch ein Verwandter von Maire, um unseren Erkundigungen Glaubwürdigkeit zu verleihen.«
    »Keine Sorge, wir finden schon jemanden«, sagte Preu. »Einen Bekannten von Maire oder zumindest jemanden, von dem sie schon einmal gehört hat.«
    »Was ist mit Phaed?«
    »Nein, den lieber nicht.«
    Lachend begossen sie das Projekt und setzten so eine Ereigniskette in Gang, die mit der Verschleppung und vielleicht sogar der Ermordung eines Kindes enden würde, dessen Mutter fern der Heimat lebte, ohne Liebe und Hoffnung.
    Vielleicht würden die Dinge aber auch erst dann ihren Lauf nehmen.
    * * *
    Dicht unter dem Erdboden, in der Nähe des Tempels der Siedlung Eins, verdichteten einzelne Fasern sich zu fedrigen Strukturen und diese wiederum zu gazeartigen Gebilden, die sich unter den Häusern der Siedlung und den alten Tempeln verzweigten und als feines, baumwollartiges Gespinst ins offene Gelände ausgriffen. Dieses faserige Netz erstreckte sich von den Tempeln im Norden der Siedlung bis zu den Feldern im Süden. Unter den Straßen und Pfaden, wo Menschen gingen und Fahrzeuge rollten, verdichtete das Gewebe sich zu einer filzartigen Substanz, um dem Druck standzuhalten, der von den Menschen und ihren Gerätschaften ausgeübt wurde. Unter den Feldern wucherte das Netz in zufälligen Strukturen, die immer wieder in sich zurückliefen.
    Während das Gewebe expandierte, traf es auf die Kanäle und Austrittsöffnungen früherer, ähnlicher Netzwerke. Winzige Kanäle durchzogen den lehmigen Boden. Die massiven Wurzeln der Steineichen waren schon vor langer Zeit von einer Million Fäden perforiert worden. Alle Anzeichen sprachen dafür, daß andere Netze bereits diesen Weg genommen hatten, doch das neue Netz kümmerte sich nicht darum. Es nahm den leichtesten Weg, den Weg des geringsten Widerstandes, den andere ihm schon vor langer Zeit gebahnt hatten. Das Netz, das sich früher in diesen Tunnels erstreckt hatte, war alt und schwach gewesen und kaum noch imstande, sich und seine Umgebung zusammenzuhalten. Schließlich war es gestorben. An einigen Stellen, wo das alte und morbide Netz des Bondru Dharm verlaufen war, hing noch der Geruch des Todes im Erdreich, und es waren noch Fragmente des Vorgängers vorhanden. Das Netz des Birribat hingegen war jung und dynamisch. Es hielt sich nicht mit Betrachtungen über die Vergangenheit auf, sondern schaute in die Zukunft.
    Auf dem Hügel, wo die ersten Siedler den Friedhof angelegt hatten, sandte das Netz neugierige Ableger aus, die prüfend an alten Knochen entlangwuchsen, sich durch Totenschädel schlängelten und dabei immer wieder auf Textilfetzen und Fragmente aus organischem Material stießen. Nichts Neues. Nichts Interessantes. Nichts Brauchbares.
    Unter dem Tempel, den die Kinder renoviert hatten, unter dem Podest, auf dem vor langer Zeit ein Gott gesessen hatte, sandte das Netz durch haarfeine Risse im Stein Fasern an die Oberfläche. Als sie fast mit der Oberfläche der Steine abschlossen, stellten die Fasern das Wachstum ein und verpuppten sich zu ovalen Kokons, die so hart wie Stein waren und so winzig wie Grassamen.
    Und in dem dicken, filzartigen Gewebe, in dem Birribat einst geruht hatte, wurde der harte, merkwürdige Nukleus immer größer, bildete neue Moleküle aus und wuchs unmerklich wie ein Stalaktit. Er hatte alle Zeit dieser Welt. Im Mittelpunkt dieser Masse nahm etwas Gestalt an, wobei das Wachstum sich mit zunehmender Größe beschleunigte.
    * * *
    Maire Girat und Samstag Wilm fuhren hinaus aufs Land, um Samstags Stimme zu schulen. Normalerweise sang Samstag in der Gemeindehalle, doch Maire hatte ihr gesagt, daß ein Sänger nur in der freien Natur zu echter Demut finden könne, wo die Stimme vom Wind davongetragen wurde.
    Nachdem Samstag ihr Pensum erfüllt hatte,

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