Monströse Welten 2: Hobbs Land
meine Sachen, und dann verließen wir Scaery auf Nebenstraßen. Nach dem Tod meines Vaters hatte Phaed sein Haus geerbt, und deshalb waren wir von Wolke nach Scaery gezogen. Nachts marschierten wir, und tagsüber versteckten wir uns. Wir gingen nach Süden und durchquerten die Steinwüsten von Wander und Skelp, bis wir schließlich Green Hurrah erreichten, mit seinen lieblichen Wäldern; und dann gingen wir über die Grenze nach Jeramish, wo die Farmen wie Bauklötze über das Land verteilt sind. Dann erreichten wir die Stadt Fenice und gingen durch den Transmitter. Und nun sind wir hier, Mädchen.«
Als Samstag in Maires Augen schaute, nahm sie den Schmerz der Frau fast körperlich wahr. Sie dachte an Jep und fragte sich, wie sie sich wohl fühlen würde, wenn Jep getötet würde. Oder Freitag, ihr Bruder. Oder sonst ein Bewohner der Siedlung Eins. Sie legte die Hände auf Maires abgearbeitete Hände. Maire ließ den Tränen freien Lauf.
»Es ist vorbei, Maire«, sagte sie. »Es wird nicht wieder geschehen.« Es war nur ein Trost, kein Versprechen. Es stand gar nicht in ihrer Macht, ein solches Versprechen zu geben, und dennoch empfand Maire es als Versprechen, nicht nur für dieses Land, sondern auch für alle, die sie in Voorstod zurückgelassen hatte.
4
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In der Siedlung Drei hatten die Auseinandersetzungen zwischen den Produktions-Teams Topman Harribon Kruss fast den ganzen Nachmittag in Anspruch genommen. Ein Mitglied von Team Zwei hatte sich abfällig über ein Mitglied von Team Vier geäußert. Und besagtes Mitglied von Team Zwei war nicht irgend jemand. Es handelte sich um Jamel Soames. Jamel Soames, der noch von fünf Soames-Brüdern unterstützt wurde. Und dann hatte Team Vier mit Fäusten und Werkzeugen zurückgeschlagen. Team Zwei hatte sich mit einer zu einem Wasserwerfer umfunktionierten Bewässerungspumpe zur Wehr gesetzt, und dann war der Kampf schnell eskaliert. Ein Feld war in eine Schlammparzelle verwandelt worden und mußte trockengelegt und rekultiviert werden. Ein weiteres Feld hatte kurz vor der Ernte gestanden, was sich nun erübrigt hatte. Ein Siedler hatte einen Kieferbruch erlitten; an weiteren Verletzungen waren Knochenbrüche, Abschürfungen, Prellungen und Schnittwunden zu verzeichnen.
Aufgrund der diversen Anschuldigungen (welche die jeweilige Partei als Zeugenaussagen deklarierte), mit denen Topman Harribon Kruss konfrontiert wurde, traf er Schuldzuweisungen und verhängte Geldstrafen. Jamels Äußerung, die den Aufruhr überhaupt erst verursacht hatte, bezog sich auf die angebliche Arroganz von Team Vier, das sich ›für die Siedlung Eins hielt und sich allen anderen überlegen fühlte‹, oder so ähnlich. Auf jeden Fall war die Siedlung Eins explizit erwähnt worden, und es war nicht das erste Mal in dieser Woche, daß Harribon solche Äußerungen zu Ohren kamen. ›Siedlung Eins und ihr verrückter Topman.‹ Das war Jamel Soames’ Lieblingsspruch.
Eigentlich hatte Harribon an diesem Nachmittag seine Mutter im Pflegeheim besuchen wollen. Als er den letzten Kombattanten, Jamel selbst, abgeurteilt und ihm noch ein paar deutliche Worte gesagt hatte – die letzten, wie sich alsbald zeigte –, stellte er fest, daß er den vereinbarten Termin nicht würde einhalten können. Als er schließlich das Zimmer seiner Mutter betrat, schaute Elitia Kruss betrübt drein.
»Du kommst spät, Harri«, monierte sie und sah ihn mit großen, klaren Augen an. Sie hatte einen guten Tag, was indessen immer seltener vorkam. »Was hat dich aufgehalten?«
»Es gab Zoff, Mama. Die Leute haben sich gekloppt, mit Steinen beworfen und mit Wasser aus Hochdruckschläuchen bespritzt. Zum Glück ist niemand umgekommen.« Er setzte sich neben sie aufs Bett und wedelte mit der Hand, um ihr zu verdeutlichen, wie heiß es hergegangen war. »Ich habe Jamel Soames rausgeschmissen. Er soll die Siedlung verlassen und woanders hingehen. Er wird wahrscheinlich seine fünf Brüder mitnehmen, und vielleicht auch noch Dracun, aber das schadet auch nichts.« Er schüttelte den Kopf und fragte sich, was nun ungünstiger war: die Soames’ hierzubehalten oder neue Leute anzulernen. Das war nämlich auch kein Vergnügen.
»Das wird Dracun Soames aber gar nicht gefallen«, sagte sie mit Blick auf die Schwester der streitsüchtigen Brüder, die gleichzeitig auch Harribons Assistentin war.
»Das
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