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Monströse Welten 2: Hobbs Land

Monströse Welten 2: Hobbs Land

Titel: Monströse Welten 2: Hobbs Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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Land war Siedlung Eins zweimal Meister geworden und dreimal Zweiter. In Anbetracht der ansonsten durchschnittlichen Leistungen mochte das Zufall sein. Vielleicht auch nicht.
    Interessanter war da schon die Tatsache, daß Siedlung Eins nie am Ende der Tabelle rangiert hatte. Niemals. Ebensowenig wie Siedlung Vier. In den ganzen zweiunddreißig Jahren nicht, in denen die Spiele bereits ausgetragen wurden. Zumindest in dieser Hinsicht hatten die Leute recht. Obwohl Siedlung Eins nicht besser war als die anderen, war sie nicht so schlecht wie manch andere Siedlung.
    Harribon starrte die Wand an und fragte sich, was das wohl zu bedeuten hatte. Falls es überhaupt etwas zu bedeuten hatte. Jemand nahm auf dem Besucherstuhl Platz und riß ihn aus seinen Überlegungen.
    »Dracun«, murmelte er, als er die Frau erkannte, die wie eine große Gottesanbeterin auf dem Stuhl saß, jeden Moment zum Zustoßen bereit. Sie war eingetreten, ohne vorher angeklopft zu haben. Sie hatte das schmale Gesicht in tiefe Falten gelegt.
    »Was hat die Sache mit Jamel zu bedeuten?«
    »Ich habe ihn rausgeworfen, Dracun.«
    »Ich werde mit ihm gehen. Wir werden alle gehen.« Das sollte eine Drohung sein.
    Er seufzte. »Damit habe ich schon gerechnet, als ich ihn gefeuert habe, Dracun. Das sollte dir zu denken geben.«
    Sie errötete. »Ist er wirklich so schlimm?«
    »Er ist so schlimm. Er hat die Toleranzgrenze überschritten. Du und deine anderen Brüder könnt gern bleiben, wenn ihr das wollt. Ohne den Aufwiegler von Jamel sind die Soames’ nämlich kaum schlimmer als die anderen Leute.« Er wollte die Sache ins Witzige ziehen.
    Sie zog es vor, das Thema zu wechseln. »Du sagtest, du wolltest der Äußerung von Vernor nachgehen. Daß die Siedlung Eins falschspielt. Jetzt wirst du mir sicher erzählen, wegen des Kampfes hättest du gar nicht mehr daran gedacht.«
    »Ich bin der Sache sehr wohl nachgegangen«, entgegnete er barsch; ihr Ton hatte ihm nicht gefallen. »Ich habe mir die Statistik ausdrucken lassen und bin sie auch schon durchgegangen. Und wenn ich es wirklich vergessen hätte, Dracun, dann nur deshalb, weil meine Mutter im Sterben liegt. Das passiert nämlich nur einmal. Wegen deiner Brüder haben wir aber fast jeden Tag einen Kampf.«
    Immerhin wirkte sie beschämt, was sie aber nicht davon abhielt, zu fragen: »Nun?«
    Er reichte ihr die Ausdrucke und wies sie auf die relevanten Zahlen hin. Dann wartete er, bis sie sich die Statistik zu Gemüte geführt hatte.
    »Stimmen die Zahlen überhaupt?« fragte sie und runzelte die Stirn.
    Er hob eine Augenbraue, wuchtete seine massige Gestalt vom Stuhl und ging zum Fenster. Dann ließ er den Blick über seine Siedlung schweifen. »Ich habe sie aus dem Archiv.«
    »Und was ist mit den Produktionszahlen?«
    »Nun ja. Sie haben die höchsten Ernteerträge und die niedrigste Kriminalitätsrate. Wenn ich bedenke, wieviel Zeit du und ich heute damit verbracht haben, die Aussagen aufzunehmen und den Krankenstand zu ermitteln, glaube ich, daß ein direkter Zusammenhang zwischen diesen Aspekten besteht.«
    »Durchaus möglich«, sagte sie.
    »Dracun, in diesem Punkt hat dein Sohn sich zwar geirrt, aber das heißt noch lange nicht, daß… nicht trotzdem etwas dran ist an der Sache. Was ist die Ursache für die niedrige Kriminalitätsrate der Siedlung Eins?« Er fuhr sich über den Stoppelbart. »Das ist doch unnatürlich, nicht wahr? Ich weiß aber nicht, wie ich die entsprechende Frage ans Archiv formulieren soll.«
    Nachdenklich ging sie im Zimmer umher und nahm wieder Platz. »Ob es mit Religion zu tun hat? Ich meine, genetische Gründe scheiden wohl aus. Es hat nämlich eine Fluktuation innerhalb der Bevölkerung stattgefunden. Leute sind in andere Siedlungen umgezogen. Andere sind in die Verwaltung aufgestiegen. Wieder andere haben ihre Landgutscheine abgegeben und Hobbs Land verlassen. Leute von anderen Planeten haben sich um die freigewordenen Stellen beworben, manche aus dem Gürtel, manche aus dem System. Stimmt doch, oder?«
    Harribon antwortete nicht sofort. »Für Siedlung Drei trifft das jedenfalls zu.«
    »Und was ist mit Siedlung Eins? Gab es dort auch Zu- und Abwanderung?«
    »Ich weiß es nicht. Ich hatte auch nicht daran gedacht, mich danach zu erkundigen.«
    »Wann wirst du es wissen?«
    »Bald. Und noch etwas, Dracun. Laß mich wissen, ob die ganze Familie Soames mit Jamel geht.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, das wird sie nicht. Du hast recht. Jamel ist selbst für unsere

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