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Monströse Welten 2: Hobbs Land

Monströse Welten 2: Hobbs Land

Titel: Monströse Welten 2: Hobbs Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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nun mit dem Tempel geschehen, nachdem ihr ihn wieder aufgebaut habt?« fragte der Häßliche. Die gleiche Frage hatte Gotoit Quillow schon vor Monaten gestellt. Damals wie heute wußte niemand eine Antwort. Samstag sah den Sprecher unter gesenkten Lidern an und zuckte die Achseln. Jeopardy warf Willum R. einen Blick zu.
    »Hättest du Lust, heute abend beim Siedlungs-Sportfest zuzuschauen?« fragte Willum R. Spiggy lächelnd, wobei er eine ausladende Geste machte, die signalisierte, daß diese Einladung an alle Besucher gerichtet war. »Wir spielen gegen Siedlung Drei, und der Sieger tritt dann im Halbfinale gegen Siedlung Vier an.«
    * * *
    Die Gästequartiere der Siedlung Eins befanden sich, wie in allen Siedlungen, im Obergeschoß des Logistik- und Verwaltungsgebäudes: ein halbes Dutzend Zimmer mit Bad und WC, eine Küche und ein komfortabler Gemeinschaftsraum, in dem einige Computer mit diversen Spiel- und Anwendungsprogrammen standen. Wie bei Besuchen von Mitarbeitern der Zentralverwaltung üblich, waren auch diesmal einige Köche abgestellt worden, die für das leibliche Wohl der Gäste sorgten.
    Nachdem die Besucher ein opulentes Abendessen genossen hatten, trennten sie sich: Horgy und Jamice folgten der Einladung von Willum R. und schauten sich den Wettkampf an; Spiggy und Zilia ließen verlauten, sie würden einen Spaziergang zu der Stelle machen, an der Sam angegriffen worden war. Nachdem Horgy und Jamice verschwunden waren, fanden die beiden jedoch eine Ausrede, sich vor der Ertüchtigung zu drücken, und machten sich statt dessen über den restlichen Käse, die Pasteten und das Dörrobst her.
    »Was ist denn das?« fragte Spiggy.
    »Früchte der Pflaumenweide«, sagte sie. »Sie wachsen hier und in der Nähe der Siedlung Fünf.«
    »Erstaunlich«, murmelte Spiggy. »Ich lebe nun schon seit über fünfzehn Jahren hier, die letzten sechs in der Zentralverwaltung, und ich lerne noch jeden Tag etwas dazu. Dafür, daß du erst seit kurzem hier bist, weißt du aber erstaunlich viel.«
    »Mein Vater sagte immer, ich würde schnell lernen. Und überhaupt lebe ich nun schon seit zwei Jahren hier.«
    »Du stammst von Ahabar, nicht wahr?«
    »Woher weißt du das denn?«
    »Du hast das Wort Vater gebraucht. Das tut nur jemand, der von Ahabar kommt.«
    »Ich wurde auf Ahabar geboren, in einer südlichen Region von Voorstod. Der Name war Green Hurrah. Aber aufgewachsen bin ich auf den Celphischen Ringen.«
    »Ich war noch nie auf den Ringen.«
    »Dort geht auch niemand hin, der noch halbwegs bei Verstand ist.«
    »Und weshalb bist du dann dorthin gegangen?«
    »Mein Vater war sicher, daß er Mondgemmen finden würde, wo andere Leute keine gefunden hatten. Vater war immer davon überzeugt, daß er dort Erfolg haben würde, wo andere versagten. Das Scheitern anderer Menschen betrachtete er als gutes Omen. Wenn sie es nicht schafften, dann mußte er eben ran. Und wenn andere Leute dennoch erfolgreich waren, so interessierte Vater das nicht. Er mußte sich einfach an Dingen beweisen, bei denen die anderen versagt hatten. Also war sein Leben und auch unseres eine einzige Abfolge von Katastrophen und Enttäuschungen. Auf dem Ring lebten wir in einem Wohncontainer mit einer defekten Wiederaufbereitungsanlage. Vater schürfte die meiste Zeit nach Feueropalen und verpflegte sich im Außenposten, doch Mutter verhungerte schließlich. Ich wurde auch sehr krank.«
    »Eure Familie hatte eine Ehe-Tradition?«
    »Wie alle Voorstoder. Mutter stammte nämlich von dort.«
    »Und was hältst du von dieser Tradition?« fragte er neugierig.
    »Nachdem ich mit angesehen habe, wie Mutter auf den Ringen zugrunde gegangen ist? Die Ehe hat für mich große Ähnlichkeit mit Sklaverei und Völkermord«, knurrte sie. »Was übrigens auch in der Tradition von Voorstod steht. Weshalb fragst du überhaupt? Wolltest du mir vielleicht einen Ehevertrag vorschlagen?«
    Er lachte gekünstelt; ihre heftige Reaktion hatte ihn überrascht. »Nein, ich war nur neugierig. Kulturen mit Ehe-Tradition sind eine solche Ausnahmeerscheinung, daß ich sie fast schon exotisch finde. Das ist alles. Ich stamme von Thyker, und die Thykeriten betrachten die Ehe als eine Form der Sklaverei. Und ich weiß auch, daß es in Voorstod eine alte Stammesreligion gibt, die Sklaverei gestattet.«
    »Die auf Sklaverei besteht.« Sie spie die Worte regelrecht aus. »Sie hat eine interessante Doktrin. Die Propheten sagen, ein Mann sei erst dann ein freier Mann, wenn er nur das tut,

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