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Monströse Welten 2: Hobbs Land

Monströse Welten 2: Hobbs Land

Titel: Monströse Welten 2: Hobbs Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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einstürzen wird. Kinder sind durchaus zu beachtlichen Leistungen imstande, doch in der Regel unterlaufen ihnen dabei Fehler, wie es bei dir und deinen Freunden schließlich auch der Fall war. Den Tempel indes, den wir heute besichtigt haben, hätten die Siedlern unter fachkundiger Anleitung nicht besser restaurieren können. Ich glaube, er ist eine detailgetreue Kopie des Originals. Wo haben die Kinder diese Fertigkeit nur erworben?«
    »Die Archive?« spekulierte er.
    »Ach was, die Archive! Als feststand, daß wir die Siedlung Eins besuchen würden, hatte ich die Archive nach dem Gott, den Erloschenen und den Ruinen befragt. Es ist nie eine architektonische Studie des Bondru-Dharm-Tempels angefertigt worden. Bei der Ankunft der ersten Siedler war der Tempel noch belegt gewesen, und das Büro für Umwelt- und Naturschutz hatte einen Erlaß herausgegeben, wonach der Gott nicht gestört werden dürfe. Alles, worüber die Archive verfügten, waren einige Außenansichten des Gebäudes, eine Skizze des Bodens und die Kommentare der Xenologen. Sonst nichts. Entweder gibt es ein unbesungenes Genie unter den Kindern, oder…«
    »Oder die Siedler lügen«, sagte er.
    »Oder die Siedler lügen«, pflichtete sie ihm bei. »Jemand hat den Kindern geholfen. Jemand hat die Kinder benutzt.«
    »Wetzt du schon wieder die Krallen?« fragte er milde. »Wen hast du im Visier, Zilia?«
    Sie drehte sich zu ihm um, breitete die Arme aus und setzte ein schiefes Grinsen auf. »Ich weiß, wie ihr alle über mich denkt, Spiggy. In der Zentralverwaltung hält man mich für verrückt, und im Büro für Umwelt- und Naturschutz glaubt man das auch. Aber von dir denken die Leute das gleiche, mit deinen ewigen Stimmungsschwankungen. Und Jamice gilt schlichtweg als Kotzbrocken. Horgy dürfte wohl der einzige von uns sein, der keine Macke hat, bis auf dieses kleine Satyr-Problem, mit dem er sich laufend an seine Freunde und Bekannten wendet.«
    »Und Dern«, sagte Spiggy grinsend. »Vergiß Dern nicht.«
    »Und Dern. Der immer inkognito in den Siedlungen herumläuft und glaubt, die Leute würden ihn nicht erkennen. Im Grunde ist Tandle die Chefin der Zentralverwaltung, und wer das nicht zur Kenntnis nimmt, muß entweder blind, taub oder blöde sein. Also sind wir alle auf die eine oder andere Art bekloppt.«
    »Eigentlich wollte ich nur wissen, auf wen du es abgesehen hast.«
    »Schon als Kind habe ich gelernt, daß manche Menschen andere ständig ausnutzen, sofern sie damit durchkommen! Mein Vater hat meine Mutter ausgenutzt. Meine Großmutter hat ihre Kinder und Enkelkinder ausgenutzt; und die Voorstoder tun das gleiche mit den Gharm. Ich wollte kein Opfer mehr sein, nur weil ich als Mädchen geboren wurde. Ich wollte auch nicht, daß andere Menschen zu Opfern werden. Also habe ich eine Kampagne gegen Völkermord und Ausbeutung ins Leben gerufen, wobei ich jedesmal auf die Reaktionen der Leute gespannt bin. Aber ich akzeptiere keine Ausflüchte. Großmutter hatte auch immer eine Ausrede parat. Und in Voorstod haben sie gleich einen ganzen Katechismus an faulen Ausreden. Ich bin nicht gewillt, das Verschweigen der Wahrheit zu tolerieren.«
    »Welche Wahrheit?«
    »Daß die Erloschenen vielleicht gar nicht ausgestorben sind. Hobbs Land wurde zwar kartographiert, aber niemand hat behauptet, daß es auch gründlich erforscht worden wäre. Vielleicht sind ein paar von ihnen in der Siedlung Eins aufgetaucht, und ihre erste Handlung bestand darin, einen ihrer Tempel wiederaufzubauen.«
    »Weit hergeholt, aber möglich.«
    »Vielleicht sind die Erloschenen auch gar nicht in der Siedlung erschienen, sondern haben sich in die Berge zurückgezogen, und die Siedler haben den Tempel wiederaufgebaut, um sie anzulocken.«
    »Um sie anzulocken?«
    »Um sie als Zwangsarbeiter einzusetzen.«
    »Auch weit hergeholt. Hast du schon einmal einen Owlbrit gesehen? Da könntest du ebensogut versuchen, einen Ackergaul zum Rennpferd zu machen.«
    »Das mag vielleicht stimmen. Aber ich halte es für genauso absurd, einen Tempel der Erloschenen ohne plausiblen Grund zu restaurieren, vor allem dann, wenn ich höre, daß Kinder es getan hätten! Hinter dieser Sache steckt noch mehr, Spiggy. Verlaß dich drauf!«
    »Was hast du also vor?«
    Erneut zuckte sie die Achseln und breitete die Arme weit aus, als ob die Lösung zum Greifen nahe wäre. »Welche Möglichkeiten habe ich denn schon? Aufzeichnungen machen. Beim Büro für Umwelt- und Naturschutz anfragen, ob sie einen

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