Monströse Welten 2: Hobbs Land
diese Visite als ausgesprochene Zeitverschwendung.
Als sie den Fluß im Norden der Siedlung überquerten, schlossen Kinder sich dem Zug an: die beiden Tillan-Jungen, die vier Quillow-Kinder sowie Jeopardy und Samstag Wilm – also die ganze Wolfszedern-Bande. Horgy und Zilia führten den Trupp beim Aufstieg zum Tempel an, dicht gefolgt von Spiggy und Jamice.
Obwohl die Repräsentanten der Zentralverwaltung schon aus größerer Entfernung das reparierte Dach gesehen hatten, äußerten sie sich erst dann dazu, als sie so nahe herangekommen waren, um eine Fata Morgana auszuschließen. Es war Zilia, welche die Frage, die alle umtrieb, als Vorwurf formulierte:
»Wer hat die Genehmigung zum Wiederaufbau des Tempels erteilt?«
Mit offenem Mund starrten Jebedo und Fearsome das Dach an; dann schüttelten sie den Kopf und sagten, daß sie nicht wüßten, wer die Erlaubnis erteilt und wer die Arbeiten ausgeführt hatte. Sal war gleichermaßen ahnungslos. China indes wußte mehr; sie erinnerte sich an eine entsprechende Äußerung von Africa. »Die Kinder waren es«, sagte sie mit milder Stimme. »Im Rahmen einer pädagogischen Freizeitaktivität.«
»Mit wessen Genehmigung?« fragte Zilia zitternd vor Erregung. »Wer hat ihnen die Erlaubnis erteilt?«
»Sie haben nicht um Erlaubnis gefragt, und ich glaube auch nicht, daß sie das hätten tun müssen«, sagte China völlig ruhig und emotionslos, ohne den geringsten Anflug von Angst. »Du hast niemanden gefragt, Jep, oder?«
»Nein, Ma’am. Wir dachten, daß es niemanden interessieren würde«, erwiderte Jep im gleichen beiläufigen Tonfall. »Der Tempel liegt außerhalb der eigentlichen Siedlung, aber noch innerhalb der Gemarkung; also mußten wir die Zentralverwaltung auch nicht fragen. Wir haben es in unserer Freizeit getan; also brauchten wir auch nicht die Erlaubnis der Schule. Weil es sich um einen Wiederaufbau und nicht um einen Abriß handelte, brauchten wir auch nicht die Genehmigung des Büros für Umwelt- und Naturschutz. Die Vorschriften des Büros für Umwelt- und Naturschutz besagen nämlich, daß Restaurierungen nicht genehmigungspflichtig sind. Was ich aber getan habe, war, Tante Africa um Rat beim Aufsetzen des Dachs zu bitten, und ein paar Erwachsene haben uns dabei geholfen.«
»Sie waren schon fast fertig, als die Leute überhaupt merkten, was sie da machten«, sagte Sal im gleichen desinteressierten Tonfall wie China.
»Ihr könnt eure Kinder doch nicht einfach…«, nörgelte Zilia, als Spiggy ihr beruhigend die Hand auf die Schulter legte.
»Komm schon, Zil. Es ist doch gar nichts passiert. Um Himmels willen, Mädchen! Der Junge hat recht! Die Kinder haben dem Büro für Umwelt- und Naturschutz nur die Arbeit abgenommen, nicht wahr? Er hat genau das getan, womit du selbst das Büro beauftragen wolltest. Also hör mit dem Genöle auf und schau dir den Tempel an.«
»Schaut nur, wie schön sie das gemacht haben«, rief Jamice vom Tempeleingang. »Sieh dir nur dieses Mosaik an, Zilia. Die Künstler von Phansure hätten es nicht besser restaurieren können. Und seht nur, wie ordentlich die Kinder die Dachbalken verlegt haben.« Die Arbeit in höchsten Tönen lobend, betrat sie den Tempel; die anderen kamen hinterdrein.
Die Kinder setzten sich auf den Erdboden. Sie waren auf die Reaktion der Erwachsenen gespannt, sagten aber kein Wort. Nach einiger Zeit verließen die Besucher wieder den Tempel, gefolgt von ihren Begleitern. Die Siedler machten einen leicht verwunderten, aber alles andere als besorgten Eindruck.
Die Kinder erhoben sich artig, als ob man sie gelehrt hätte, beim Erscheinen von Erwachsenen aufzustehen.
»Wollt ihr noch einen weiteren Tempel restaurieren?« fragte Jamice mit honigsüßer Stimme. Sie hatte die Kinder ins Herz geschlossen; zum einen, um ihrer Verachtung für Zilia Makepeace Ausdruck zu verleihen, zum anderen wegen ihres ausgeprägten ästhetischen Empfindens. Daß die Kinder das komplexe Muster des Mosaiks so professionell wiederhergestellt hatten, hatte sie enorm beeindruckt.
»Nein, Ma’am«, antwortete Samstag ausgesucht höflich. »Das haben wir nicht vor. Es war ein hartes Stück Arbeit, und wir haben so ziemlich alles gelernt, was es bei diesem Handwerk zu erlernen gibt.«
Einer der Männer beobachtete sie; er war ein ziemlich häßlicher Mann. Als er ihr zulächelte, errötete sie; plötzlich wußte sie, wer das war. Er war aber nicht annähernd so häßlich, wie Africa ihn beschrieben hatte.
»Und was soll
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