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Monströse Welten 2: Hobbs Land

Monströse Welten 2: Hobbs Land

Titel: Monströse Welten 2: Hobbs Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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was er tun will. Und wenn man etwas tut, das ein anderer will, ist man ein Sklave. Weil es eben Dinge gibt, die getan werden müssen, die aber niemand tun will, muß ein freier Mann diese Dinge von Sklaven erledigen lassen. Die Voorstoder sagen, mit der Sklaverei würde Gott sein Wohlwollen gegenüber seinem Volk zum Ausdruck bringen. Sklaverei ist nicht nur erlaubt, sondern geradezu ein Muß!« Sie stieß ein zorniges Knurren aus und fuhr sich über die Stirn. »Zum Glück bestand die Familie meines Vaters nicht nur aus Voorstodern. In Green Hurrah findet schon seit Generationen eine Vermischung der Stämme statt.«
    »Und wie hast du den Absprung von den Ringen geschafft?«
    »Nach Mutters Tod verbot Authority meinem Vater, mich allein im Wohncontainer zu lassen. Jugendschutz heißt das. Das fand ich ziemlich lustig. Ehefrauenschutz ist von Authority nämlich nicht vorgesehen – ebensowenig wie bei den Voorstodern. Womöglich betrachten sie die Frauen noch als Konsumgüter. Und wenn die Frau noch ein Kind hat, kann man gleich beide mißhandeln, ohne daß jemand sich dafür interessiert. Wenn Mama aber stirbt und ein kleines Mädchen hinterläßt, dann wird Authority plötzlich aktiv. Wahrscheinlich eine Art Inzestverbot, denn Authority würde sicher keine Religion dulden, die das gutheißt. Also hat mein Vater mich wieder zu Großmutter Makepeace zurückgeschickt, und ich habe sie verlassen, sobald ich dazu in der Lage war. Das ist nun fünfzehn Jahre her.«
    »So lange schon.«
    Sie nahm den Life-Timer ab, den sie an einer Kette um den Hals trug, öffnete mit einem Fingerschnippen den Deckel und las die Digitalanzeige ab. »Als ich die Monde verließ, zeigte er sechzehn an. Nun sind es schon dreißig. Fast fünfzehn Lebens-Jahre.« Resigniert verstummte sie.
    Darauf erwiderte er nichts, sondern schaute nur aus dem Fenster. Dunkelheit senkte sich auf das Land. Allmählich beruhigte sie sich wieder. Nachdem das Küchenpersonal saubergemacht hatte, gingen die Leute, wobei ein Mann den Kopf zur Tür hereinsteckte und fragte, wann sie frühstücken wollten.
    »Wir wollten doch einen Spaziergang machen«, erinnerte Spiggy sie, nachdem der Küchenbulle verschwunden war.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich halte es für ziemlich riskant, im Dunkeln einen Ort aufzusuchen, an dem ein Siedler von einem unbekannten Räuber überfallen wurde.«
    Er nickte. »Da ist was dran. Hättest du dann eher Lust auf ein Spiel? Vielleicht Schach? Oder Mensch-ärgere-dich-nicht?«
    Sie schüttelte nur den Kopf, erhob sich und trat zu ihm ans Fenster. »Was sagst du denn zu dem Tempel? Den die Kinder wiederaufgebaut haben. Den sie angeblich wiederaufgebaut haben.«
    »Bezweifelst du das etwa?«
    Sie dachte darüber nach, wobei sie versuchte, sich nicht von ihrer üblichen Skepsis leiten zu lassen. »Im Grunde nicht. Nur glaube ich nicht, daß es allein ihre Idee gewesen ist.«
    »Wie kommst du denn darauf?«
    »Wegen der enormen Arbeit, die darin investiert wurde. Ich habe mir in der Siedlung eine Tempelruine angeschaut. Das Mosaik umfaßt schätzungsweise eine Fläche von zweihundert Quadratmetern, wobei auf jeden Quadratmeter ungefähr fünftausend Mosaiksteinchen entfallen. Dann wäre da noch das Dach mit einer Fläche von etwa zweihundert Quadratmetern, das mit einer mehrere Zoll starken Lehmschicht überzogen wurde. Die gesamte Arbeit…«
    Spiggy schüttelte grinsend den Kopf.
    »Weshalb grinst du?«
    »Als ich elf Jahre alt war, hatte ich in Serena auf Thyker zusammen mit sechs Freunden ein Clubhaus gebaut. Wir gruben einen über sechs Meter langen Tunnel, stützten ihn ab und kleideten ihn mit Spanplatten aus, die wir auf einer Baustelle geklaut hatten. Dann schachteten wir eine Höhle mit einer Seitenlänge von sechs und einer Höhe von zwei Meter fünfzig aus. Wir benötigten über ein Jahr, wobei wir jede freie Minute investierten. Nicht nur, daß niemand uns dazu gezwungen hätte, es wußte auch niemand davon. Als wir dann fertig waren, benutzten wir die Höhle ein paarmal, bis sie schließlich bei einem Unwetter einstürzte. Zum Glück hatten wir uns zu diesem Zeitpunkt nicht dort aufgehalten. Kinder machen eben solche Sachen. Wenn die Eltern uns eine vergleichbare Arbeit aufgetragen hätten, hätten wir das wohl für Sklaverei gehalten. Zum Teil liegt der Reiz natürlich auch in der Geheimhaltung.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das mag wohl stimmen, Spiggy, aber der Unterschied besteht darin, daß der Tempel eben nicht

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