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Monströse Welten 2: Hobbs Land

Monströse Welten 2: Hobbs Land

Titel: Monströse Welten 2: Hobbs Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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Nachrichtendienst, das Forschungsministerium, der Religionsrat und nicht zuletzt das Büro für Umwelt- und Naturschutz mit seinen vier Unterabteilungen: Denkmalspflege, Linguistik, Interkulturelle Beziehungen und Fortgeschrittene Studien. Letztere Abteilung befaßte sich mit indigenen Problemen, die in keines der übrigen Ressorts fielen.
    Entsprechend dünn war die Personaldecke dieser Abteilung; es handelte sich um eine ›geschlossene‹, fast schon inzestuöse Gesellschaft. Ururenkel der ersten Siedler saßen in Büros, die ihre Vorfahren errichtet hatten und arbeiteten an Schreibtischen, die ihre Urgroßeltern von phansurischen Tischlern hatten anfertigen lassen. Trotz der besonderen Umstände waren die Mitarbeiter dieser Abteilung kompetente Leute.
    Als Pansure, Thyker und Ahabar, Welten ohne Ureinwohner, kolonisiert wurden, waren ihre Aufnahmekapazitäten irgendwann erschöpft. Weitere Zuwanderer mußten auf den Gürtel ausweichen, der indes von Einheimischen bevölkert war; also hatten die Bewohner der Schwesterwelten sich mit ihrer Geschichte befaßt und in seltener Einmütigkeit befunden, daß Völkermord und Sklaverei, die für Jahrtausende dunkle Flecken in der Menschheitsgeschichte dargestellt hatten, im System nicht geduldet würden. Sie hatten beschlossen, die Ureinwohner des Systems für alle bereits eingetretenen und zukünftigen Schäden, die durch Menschen verursacht wurden, zu entschädigen.
    Die lauteren Absichten der Menschheit waren allein dadurch schon ersichtlich, daß das Protektorat neben den friedfertigen Osmers und Glothees auch die Ninfadelischen Porsa umfaßte, eine Rasse streitsüchtiger Schleimbeutel, die so bösartig und unleidlich waren, daß selbst graduierte Xenologen, die durch mehrjährige Studien primitiver und sogar aggressiver Gesellschaften gestählt waren, es nach Möglichkeit vermieden, sich eingehender mit den Porsa und ihren Lebensgewohnheiten zu beschäftigen.
    Weil das Büro für Umwelt- und Naturschutz sich also mit konkreten Dingen befaßte, tagte es im Gegensatz zu manch anderen Gremien regelmäßig und erörterte mannigfaltige Fragestellungen und Probleme. Oft handelte es sich dabei um Personalprobleme, ein Ärgernis, das erfahrene Mitarbeiter indes als integralen Aspekt jedweder menschlichen Institution betrachteten.
    »Uns liegt wieder eine Beschwerde über Zilia Makepeace vor«, eröffnete der Abteilungsleiter seinen Leuten. Der Chef war Rasiel Plum, ein gesetzter, älterer phansurischer Gentleman mit einem ruhigen Wesen, der zufällig auch einer der einundzwanzig offiziellen Mitglieder von Authority war.
    »Zilia Makepeace?« sagte einer der neuen Ratsmitglieder leise zu seinem Nachbarn.
    »Auf Hobbs Land«, entgegnete der.
    »Sie beschuldigt die Siedler von Hobbs Land noch immer des Völkermords an den Erloschenen«, sagte Rasiel Plum.
    »Von wem stammt die Beschwerde, Rasiel?« fragte ein jüngeres Mitglied, ein Thykerite. »Ist sie begründet?«
    »Von Dern Blass, Leiter der Zentralverwaltung. Er sagt, normalerweise würde sie diese Vorwürfe nur bei internen Besprechungen äußern, aber vor kurzem soll sie diese Anschuldigungen auch in den Siedlungen selbst erhoben haben.«
    »Also?«
    »Also reiste er als fliegender Händler getarnt in eine Siedlung; dabei hat jemand ihm erzählt, daß Zilia Makepeace die Siedler noch immer beschuldigt, die Erloschenen ausgerottet zu haben.«
    »Und was hat diese Makepeace konkret gesagt?«
    Rasiel hieb in die Tasten des Computers, um die entsprechende Information abzurufen. »Sie sagt, die Kinder der Siedlung Eins hätten einen verfallenen Tempel wiederaufgebaut, was ihr höchst verdächtig erscheint.«
    Die Runde stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, und ein Kichern war zu vernehmen, das jedoch sofort wieder abbrach. Am anderen Kopfende des Tischs pfiff jemand falsch, aber unverkennbar, ein zotiges Lied: ›Die Enthauptung der Sarafin Crowr‹. Vor langer Zeit hatte eine berüchtigte Hexe auf Phansure gelebt, eben jene Sarafin, derer die Siedler sich schließlich entledigt hatten, und das Lied wurde oft angestimmt, vor allem bei Sportveranstaltungen, um die kurz bevorstehende Vernichtung eines Gegners anzuzeigen.
    »Damals, auf Ahabar, hatten meine Kinder und ihre Spielkameraden einmal ein Fort aus Ytong-Blöcken gebaut«, erzählte ein Mitglied, das im Gegensatz zu den meisten anderen nicht sein ganzes Leben auf Authority verbracht hatte. »Es hat mich ein halbes Jahresgehalt gekostet, das Bauwerk abzutragen und

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