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Monströse Welten 2: Hobbs Land

Monströse Welten 2: Hobbs Land

Titel: Monströse Welten 2: Hobbs Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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alle ausgestorben oder ausgewandert, doch in der Nähe von Chadnarath und Bajasthan existierten noch größere Kolonien, welche die Tempel der Wahren Verkündung instand hielten und Zeremonien abhielten, die wegen ihrer folkloristischen Tanzeinlagen bekannt waren. Was nun die Hoch-Baidee betraf, so verehrten sie die Prophetin (die sich über die Exegese ihrer Lehre allerdings gewundert hätte), befolgten fleißig ihr letztes und wichtigstes Gebot und betrachteten im übrigen die Gründung ihres Ordens als ausgesprochenen Glücksfall. Und aus diesem Volk stellte das Büro für Umwelt- und Naturschutz nun das Forschungsteam für Hobbs Land zusammen.
    Bei den drei Teilnehmern handelte es sich um Einwohner der Hauptstadt, die noch dazu einer Familie angehörten, den Damzels. Zwei Brüder und eine Schwester: Shanrandinore (Shan) und Bombindinore (Bombi) Damzel, Zwillingsbrüder, die vom selben Erzeuger stammten; und Volsalobinag (Volsa) Damzel, ihre jüngere Schwester, deren Erzeuger nach Angaben ihrer Mutter ein Spender für die Baidee-Samenbank im Tempel des Overmind gewesen war. Alle drei Damzel-Kinder hatten den dreijährigen Wehr- und Gottesdienst abgeleistet und dann eine renommierte Universität auf Phansure besucht. Alle drei hatten sich auf Xenologie spezialisiert, und alle waren sie ausgesprochen orthodox. Shans Eifer (oder Arroganz) war so groß, daß er als Doktorand nach Ninfadel gegangen war, um die Porsa zu studieren; wenn er über diese Zeit sprach, und das tat er oft, hatte man immer den Eindruck, daß er die damaligen Ereignisse gehörig beschönigte. Nach seiner Rückkehr hatte er sich im Tempel der Hoch-Baidee einer zehntägigen Reinigung unterzogen, und er hatte die Technik der Selbsthypnose erlernt, um das Erlebte zu vergessen. Dennoch wurde er nachts immer wieder von Alpträumen geplagt.
    Nachdem die drei instruiert worden waren, suchten sie umgehend den Tempel des Overmind auf, um sich für die Erteilung des Auftrags zu bedanken. Im Sanktuarium der Skrutatoren durften sie an einer feierlichen Lesung der Lehren der Prophetin teilnehmen (zwei Kapitel und ein Dutzend Verse) und wurden zum Schluß mit Instruktionen für die Getreuen des Overmind sowie mit Namen von potentiellen Gefolgsleuten der Hoch-Baidee auf Hobbs Land versehen. Sobald ein junger Mensch in die Pubertät kam, setzten die Hoch-Baidee nämlich einen Rekrutierungsagenten auf ihn an. Ganz oben auf der Liste stand der Name Spiggy Fettle.
    * * *
    Eines Morgens wachte Jeopardy mit einem intensiven Gefühl der Vorfreude auf. Dafür gab es in letzter Zeit nur einen Grund: seine Cousine Samstag. Nachdem er sich angezogen, gefrühstückt und sich im Geräteschuppen einen Spaten besorgt hatte, ging er hinüber zum Schwesternhaus seiner Tante, um Samstag abzuholen. Und wirklich wartete sie schon auf der Treppe; neben ihr lag auch ein Spaten.
    »Hast du Plastiktüten mitgebracht?« fragte sie ihn.
    Er schüttelte den Kopf; erst jetzt wurde ihm bewußt, daß sie Plastiktüten brauchten. Daran hatte er bisher überhaupt nicht gedacht.
    »Schon gut«, sagte sie. »Ich habe fünfzehn dabei. Das müßte reichen.«
    »Wir brauchen die Quillow-Kinder«, sagte er. »Weißt du, ob sie kommen?«
    Sie zuckte die Achseln. Er hatte recht, sie waren auf die Hilfe der Quillow-Kinder angewiesen. Vielleicht würden Willum R., Deal, Sabby und Gotoit kommen, vielleicht auch nicht. Möglicherweise kamen auch Thash und Thurby Tillan. Aber diese Spekulationen waren müßig. Und im Grunde war es auch egal.
    Sie verließen die Siedlung in nördlicher Richtung, gingen den Abhang zum Bach hinunter, durchquerten den Bänderweiden-Hain und erklommen auf der anderen Seite den Hang zum renovierten Tempel. In der Nähe des Tempels stießen sie auf eine flache Mulde, wo sie sich niederließen und einen Schluck aus Samstags Feldflasche nahmen, bevor sie die Grabungen in Angriff nahmen. Sie ließen sich Zeit bei der Arbeit und stapelten den Aushub zu beiden Seiten des Grabens, der die Breite einer Armspanne hatte, zu ordentlichen Türmen.
    »Owee, owee, owee, janga, janga«, trällerte Samstag bei der Arbeit. Die Worte ergaben zwar keinen Sinn, aber es war dennoch ein Genuß, ihrer Stimme zu lauschen. Jeopardy begnügte sich mit einem gelegentlichen Grunzen. Als Willum R., Deal und Gotoit mit Spaten ausgerüstet den Hang heraufkamen, fiel Gotoit in Samstags Gesang ein, und Willum R. schloß sich Jeopardy beim Grunzen an. Sie verfügten indes nicht über das musikalische

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