Monströse Welten 2: Hobbs Land
Gespür, um zu erkennen, daß ihr Gegrunze rhythmisch war und Kontrapunkte zum Gesang der Mädchen setzte. Auf jeden Fall ergab sich ein beachtlicher Synergieeffekt.
Sechs Katzen tauchten im Gras auf, gruppierten sich im Kreis um einen Erdhaufen und verharrten neugierig. Der Graben wurde zusehends tiefer, und das Arbeitstempo der Kinder verlangsamte sich immer mehr, bis sie schließlich öfter pausierten als arbeiteten. Willum R. war der erste, der die Arbeit einstellte, gefolgt von Deal und Gotoit. Sie sahen zu, wie Jep und Samstag unermüdlich weitergruben.
»Hier«, sagte Gotoit und reichte Samstag einen Pinsel. »Den wirst du brauchen.«
Den konnte Samstag wirklich gut gebrauchen. Und wer sonst hätte einen Pinsel mitbringen sollen, wenn nicht Gotoit, denn ihre Mutter war Hobby-Künstlerin. Samstag bückte sich und entfernte die Erde. Es kam ihr so vor, als ob sie auf eine dicke, filzartige Schicht gestoßen wäre, wie eine Matratze. »Messer«, sagte sie.
Willum R. gab Jep sein Messer; es hatte eine sehr scharfe Klinge. Willum R. hatte es am Vorabend gründlich geschärft. Jep bohrte die Klinge in den Filz und schlitzte ihn von der Kante des Grabens bis zum Boden auf. Dann machte er ein Dutzend kreuzförmiger Einschnitte, und schließlich schnitt er fünfzehn handtellergroße Stücke aus der Matte heraus und gab sie Samstag. Sie packte die Stücke in die Plastiktüten und verstaute dann alles im Rucksack.
»Nun?« fragte Gotoit.
Samstag und Jeopardy zogen die faserige Matte zurück. Dahinter verbarg sich etwas Undefinierbares. Dunkel. Hart. Schwach funkelnd. Mannshoch, oder noch größer.
»Es ist zu schwer«, sagte Gotoit.
»Laß gut sein«, sagte Jep.
»Hat jemand etwas zu essen dabei?« fragte Samstag.
»Wir«, ertönte plötzlich eine laute Stimme. Sabby Quillow und die Tillan-Brüder waren unbemerkt von den anderen zwischen den Bäumen erschienen. Thash und Thurby hatten Hähnchen, Salat und Brot mitgebracht, und Sabby steuerte Obst bei.
»Worauf warten wir denn noch?« erkundigte Thurby sich mit vollem Mund.
»Es ist zu schwer«, sagte Samstag. »Wir haben das Ding freigelegt, aber wir schaffen es nicht, es anzuheben.«
»Wie schwer wird es wohl sein?«
»Sehr schwer«, erwiderte Jep. »Es wiegt so viel wie vier Männer, vielleicht noch mehr.«
Sie hatten das Mahl fast beendet, als Verstärkung eintraf: Sam Girat, Jebedo Quillow und die beiden anderen Quillow-Onkels, Quashel und Quambone, gefolgt von Thash’ und Thurbys Onkel, Tharsh Tillan. Wenig später erschienen auch noch die drei Wilm-Onkels: Asia, Australia und Madagascar. Damit waren die stärksten Männer der Siedlung versammelt; sie nickten den Kindern zu und betrachteten den Inhalt des Lochs.
»Wo sollen wir es denn hinstellen?« fragte Sam, als ob er bereits Bescheid wüßte. Gestern abend hatte Theseus ihn nämlich schon aufgeklärt. Der exakte Wortlaut der Unterhaltung war ihm zwar nicht mehr präsent, aber er wußte zumindest noch so viel, daß Theseus gesagt hatte, man würde seine Hilfe benötigen.
Samstag zeigte auf den Tempel. Wohin denn sonst.
Die Männer hatten Stricke und Balken mitgebracht. Sie setzten die Hebel an, schoben die Stricke unter dem Ding durch und hoben es dann an. Niemand kam indes auf die Idee, eine Maschine einzusetzen. Statt dessen legten die Männer sich selbst ins Geschirr und schleppten das schwere Ding über die kurze Entfernung bis zur Tür des Tempels. Dann wuchteten sie den Klotz durch die Tür, wobei sie bei jedem Schritt ein rhythmisches Grunzen ausstießen. Schließlich hatten sie die Zentralkammer erreicht und stellten das Gebilde aufrecht in ein Netz aus Tauen. Dann hievten sie das Ding in einer Gewaltanstrengung auf den Sockel in der Mitte der Kammer.
»Hievt!« sagten die acht Männer im Chor und zogen an, wobei die Stimmen wie ein ferner Donner in der Kammer widerhallten. »Hievt!«
Sie neigten das Gebilde zur einen Seite, dann zur anderen, um die Stricke unter ihm zu entfernen, und dann rollten sie die Stricke zusammen und verließen plaudernd den Tempel, wobei Sam mit Teamleiter Jebedo Quillow Verbesserungsvorschläge bezüglich der Gewächshäuser erörterte. Draußen schütteten alle Kinder außer Samstag und Jeopardy das Loch wieder zu und ebneten die Stelle ein. In der Zentralkammer säuberten die Cousins derweil mit Gotoits Pinsel das Ding und beseitigten die restlichen Gewebefetzen, die sofort zu Staub zerfielen. Als sie fertig waren, traten sie zurück und betrachteten
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