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Monströse Welten 2: Hobbs Land

Monströse Welten 2: Hobbs Land

Titel: Monströse Welten 2: Hobbs Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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Reflexion seiner Handlungen und Gedanken.
    Diese Neigung zur ›Selbstautopsie‹ bestimmte auch sein Berufsleben. Jeder Bewerber für einen Platz in Churrys Brigade, auch Leute mit standesgemäßem Hintergrund und guten Umgangsformen, wurde von Churry penibel unter die Lupe genommen, so wie er selbst hätte geprüft werden wollen. Churry legte keinen Wert auf Mitarbeiter, die nur Dienst nach Vorschrift machten. Er glaubte nämlich, es sei Gefahr im Verzug, sofern sie nicht schon eingetreten war, und daß der Overmind deshalb die Einsatzbereitschaft und das Engagement seiner Komponenten testete. Dessen war Churry sich sicher. Seine eigenen Beobachtungen, die offensichtlich mit denen des Overmind übereinstimmten, waren der Beweis. Gefahr war im Verzug. Irgendwo dort draußen dräute Unheil.
    Shan Damzel verkündete nun erregt, er sei Angehöriger eines Familienteams, das auf Hobbs Land einen Auftrag auszuführen hätte. Offiziell handele es sich um Vermessungsarbeiten, doch in Wirklichkeit gehe es um eine unbestimmte Gefahr, die eine paranoide Frau sich wahrscheinlich ausgedacht habe. Als Churry das vernahm, vergaß er alle Bedenken und rieb sich angesichts der Möglichkeiten, die sich hier eröffneten, im Geiste die Hände. Von allen Wörtern, die Shan Damzel artikuliert hatte, hatte Howdabeen Churry nur Hobbs Land und Gefahr als operative Parameter selektiert.
    Churry hatte ein persönliches Interesse an Gefahrenpotentialen. In den letzten zwei Jahren hatte er eine geheime Einsatzgruppe aufgestellt, einen Verband aus mehreren hundert gleichgesinnten Baidee, die noch zu jung für den regulären Militärdienst waren, es aber kaum erwarten konnten, an die Front geschickt zu werden. Ältere und vernünftigere Baidee hätten diese Truppe, so sie von ihrer Existenz gewußt hätten, sicher als Bande dummer, junger Heißsporne bezeichnet. Für Churry hingegen handelte es sich um den ›Arm der Prophetin‹. Dieser Arm sollte alles beschützen, wofür die Baidee standen. Seine Leute hatten den Auftrag, Überraschungsangriffe durchzuführen und sich blitzschnell wieder abzusetzen.
    »Sei vorsichtig«, sprach Churry im Tonfall eines besorgten, wenn auch überlegenen Freundes zu Shan. »Sobald du dort eingetroffen bist, mußt du äußerst vorsichtig sein. Du darfst niemandem vertrauen.«
    »Eigentlich sollen wir nur Baudenkmäler katalogisieren und die Augen offenhalten«, erwiderte Shan, dem Churrys übertriebener Enthusiasmus ein wenig auf die Nerven ging. »Die meiste Zeit werden wir ohnehin allein sein.«
    »Wenn ihr auf Siedler stoßt, registriert jede ihrer Äußerungen und Handlungen, Shan. Achtet auf Anzeichen mentaler Beeinflussung. Aber das weißt du ja schon. Schließlich haben wir es auf den Brigadekonferenzen immer wieder besprochen. Die Anzeichen der letzten Invasion waren deutlich und für jeden erkennbar gewesen. Beim nächstenmal werden sie sicher subtiler vorgehen. Der Overmind stellt uns auf die Probe, Shan.«
    »Ja, Lehrer«, sagte Shan kühn.
    Churry lächelte geschmeichelt. Er fand durchaus Gefallen am devoten Gebaren des stattlichen jungen Damzel, obwohl er Shan im Grunde seines Herzens für einen Schwächling hielt. Daß er noch immer an den Nachwirkungen der Studien auf Ninfadel litt!
    »Leidest du noch immer unter Alpträumen?« fragte er, was nun von seiner Seite recht gewagt war. Das war nämlich ein Thema, mit dem man Shan Damzel besser nicht konfrontierte.
    »Ich bekomme es in den Griff«, erwiderte Shan spontan. »Die Ärzte sind wirklich sehr gut. Sie haben mir einige exzellente Techniken gezeigt.« Dabei ignorierte er den kalten Schweiß, der ihm beim Wort Träume sofort ausgebrochen war.
    »Diese Frage habe ich dir noch nie gestellt«, sagte der andere neugierig. »Hattest du während deines Aufenthalts auf Ninfadel das Gefühl, daß die Porsa vielleicht eine Bedrohung für uns darstellen?«
    Das verschlug Shan schier die Sprache. Die Augen traten ihm leicht aus den Höhlen. Er schloß sie und nickte, als ob er im Geiste einen rhythmischen Gesang rezitierte. Nach einiger Zeit schlug er die Augen wieder auf, und es gelang ihm, folgenden Satz zu artikulieren: »Nein. Nicht so, wie du meinst. Nein.«
    Die kaum verhüllte Furcht in Shans Augen beschämte Churry. Er hatte den Jungen nicht auf diese Art bloßstellen wollen. Er wandte sich ab und tat so, als ob er Shans Reaktion nicht bemerkt hätte. »Sei vorsichtig«, sagte er lahm. »Melde dich bei mir, sobald du zurück bist.«
    Nach ein paar

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