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Monströse Welten 2: Hobbs Land

Monströse Welten 2: Hobbs Land

Titel: Monströse Welten 2: Hobbs Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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existieren hier keine Zeugnisse der Erloschenen, jedenfalls nicht auf der Oberfläche von Hobbs Land«, murmelte Zilia. »Außer einem Tempel des mutmaßlich Toten Gottes, den ein paar Kinder zur Zeit wiederaufbauen.«
    Nachdem sie den Bericht beendet und alle Fragen der Baidee beantwortet hatte, wartete sie auf Resonanz der Besucher. Weil sie eine Form des Zwangs zumindest impliziert hatte, was den Baidee grundsätzlich zuwider war, mußten sie irgendwie reagieren.
    »Haben Sie Grund zu der Annahme«, fragte Volsa schließlich, »daß die Kinder zum Wiederaufbau dieses Tempels gezwungen wurden?«
    Ratlos schüttelte Zilia den Kopf. Das konnte sie wirklich nicht beurteilen.
    »Und haben Sie Grund zu der Annahme, daß sie von irgend etwas gezwungen wurden, den Tempel wiederaufzubauen?«
    Neuerlich schüttelte sie den Kopf. »Ich habe nur so ein Gefühl«, sagte sie. »Das Gefühl, daß irgend etwas nicht… nicht stimmt.«
    »Hmm«, sagte Bombi. »Nun, ich beschaffe mir auf jeden Fall im Büro der Zentralverwaltung zuverlässige Karten, und dann werde ich einen Plan für die Untersuchung aller historischen Bauten auf Hobbs Land entwerfen. Deshalb sind wir schließlich hier. Zuerst gehen wir ins Hinterland, dann in die Zivilisation. Die Tempel konzentrieren sich in einem Dorf, nicht wahr? In der Siedlung Eins? Schau’n wir mal, was wir dort herausfinden. Vielleicht wird Ihr ›Gefühl‹ ja bestätigt.«
    »Soll ich mitkommen?« fragte Zilia, wobei sie nicht einmal sicher war, ob sie das überhaupt wollte.
    »Vielleicht. Aber zuerst möchten wir uns allein ein wenig umsehen«, sagte Shan. »Vielleicht verzichten wir auch bei der Inspektion der Siedlung Eins auf Ihre Begleitung. Wir wollen nämlich den Anschein einer Einflußnahme vermeiden; Sie verstehen.«
    Sie lächelte; sie hatte durchaus verstanden. Dann verließ sie die Baidee und suchte ihr Appartement im Personalquartier der Zentralverwaltung auf. Die ganze Nacht kaute sie an den Nägeln und fragte sich, ob sie langsam durchdrehte. Was ging hier eigentlich vor? Sie wußte es beim besten Willen nicht.
    In der Zwischenzeit hatte die Damzel-Gruppe Spiggy Fettle ausfindig gemacht und ihn zum Abendessen eingeladen. Er war in Begleitung eines Kollegen, wobei der Kontakt mit den Baidee nur über die Audio-Leitung erfolgte. Das war ganz im Sinne von Spiggys Kollegen.
    »Ich bin nicht gläubig«, erklärte er Shan, der seinerseits über den Video-Kanal zu sehen war. »Ich besitze weder einen kamrac noch einen zettle. Ich wäre nicht einmal imstande, einen Turban zu wickeln, wenn mein Leben davon abhinge, und ich esse auch Eier.«
    »Aber doch nicht bei der Arbeit«, sagte Shan lachend. »Und was den Rest betrifft, so zieh dir meinetwegen einen Lendenschurz an; aber wir müssen unbedingt miteinander reden.«
    Spiggy, der sich gerade in einer Phase der Euphorie befand, hielt es für eine großartige beziehungsweise lächerliche Idee, mit einer Truppe Thykeriten zu Abend zu essen; aber auf jeden Fall würde er etwas zu lachen haben. Außerdem war sein Kollege an diesem Abend anderweitig beschäftigt.
    Wie sich indessen herausstellte, waren die Damzels durchaus keine Witzfiguren, sondern konfrontierten ihn mit ernsten Fragestellungen. Nein, erklärte er ihnen beim Nachtisch, er war nicht der Ansicht, daß Zilia verrückt sei.
    »Eigentlich mag ich sie«, sagte er. »Trotz ihrer Paranoia. Sie hat mir von ihrer traumatischen Kindheit erzählt, und ich bin zu dem Schluß gekommen, daß sie im Grunde höchst sensibel ist. Sie registriert selbst die kleinste Nuance. Ich glaube auch nicht, daß sie den Bewohnern von Hobbs Land wirklich unterstellt, sie seien für das Aussterben der Erloschenen verantwortlich, aber sie spürt, daß irgend etwas vorgeht, und diese Ungewißheit prägt nicht nur ihr Leben, sondern sie projiziert sie auch auf ihre Mitmenschen. Jeden Vorfall bezieht sie gleich auf sich. Ich kenne sonst niemanden, der ein harmloses Techtelmechtel zwischen zwei Siedlern als Bedrohung der Ureinwohner interpretiert.«
    »Dann glauben Sie also auch, daß hier etwas vorgeht?« fragte Volsa.
    »Ich weiß, daß etwas vorgeht. Kennen Sie Chanigers Arbeit zur Kolonisation auf der Basis der Gäa-Hypothese?«
    Achselzuckend schaute Bombi zu Shan, der seinerseits achselzuckend zu Volsa schaute. »Er war einer unserer Ausbilder auf Phansure«, sagte sie.
    »Er postuliert«, sagte Spiggy, wobei er Volsas skeptischen Tonfall ignorierte, »daß das Erscheinen einer fremden Spezies

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