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Monströse Welten 2: Hobbs Land

Monströse Welten 2: Hobbs Land

Titel: Monströse Welten 2: Hobbs Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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beziehungsweise das Verschwinden einer einheimischen Spezies gravierende Veränderungen in der planetaren Psyche bewirkt. Die Menschen halten sich nun seit mehr als dreißig Jahren auf Hobbs Land auf, und wenn Chaniger recht hat – wobei ich seinen Theorien schon immer ein hohes Maß an Plausibilität konzediert habe –, ist damit zu rechnen, daß die Individualität von Hobbs Land sich verändert. Diese Veränderung wird aber nur marginal sein. Wir haben erst eine winzige Fläche des Planeten besiedelt und räumen dem Schutz der einheimischen Flora und Fauna hohe Priorität ein. Dennoch finden Veränderungen statt, und Zilia registriert diese Vorgänge anscheinend, auch wenn sie noch so subtil sind. Wie ein Tier, das schon vorab auf klimatische oder tektonische Veränderungen reagiert.«
    »Eine interessante Theorie«, sagte Bombi emotionslos.
    »Natürlich sind die Erloschenen innerhalb der letzten dreißig Jahre ausgestorben«, murmelte Volsa. »Wenn es sich bei ihnen wirklich um eine dominierende Spezies handelte, dann wird ihr Abgang möglicherweise zu beträchtlichen Verwerfungen in der planetaren Ökologie führen. Ich muß Sie allerdings darauf hinweisen, daß die Hoch-Baidee die Vorstellung, wonach Planeten oder Planetoiden eine Psyche besitzen, nicht unterstützen. Das würde nämlich implizieren, daß Welten über ein Bewußtsein verfügen, und die Lehre der Baidee…«
    »Dessen bin ich mir durchaus bewußt«, sagte Spiggy lachend.
    »Schließlich bin ich auf Thyker aufgewachsen. Ich habe lange genug dort gelebt, um alles über den Overmind und die Prophetin der Baidee zu lernen. Ich bin sehr wohl mit der Lehre von Morgori Oestrydingh vertraut, aber meine Einstellung zu diesen Dingen – wobei ich mich gegen die Bezeichnung rückständig verwahre – ist dennoch eine andere. Ich ziehe es vor, mir selbst ein Bild von den Dingen zu machen, anstatt mich an vorgefertigten Meinungen zu orientieren. Nun, Sie haben mir eine Frage gestellt, und ich habe Ihnen eine Antwort gegeben. Es steht Ihnen frei, das Konzept zu verwerfen oder es in Ihre Terminologie zu übertragen. Das macht das Selbstverständnis der Baidee schließlich aus, nicht wahr? Die Freiheit des Geistes und die Aufgeschlossenheit gegenüber anderen Ideen.«
    Er verhöhnte sie, und die drei wußten es. Die Prophetin hatte einst gelehrt, das Festhalten an absoluten Wahrheiten sei eine Sünde, doch die Skrutatoren behaupteten, auf religiöse Wahrheiten, von denen sie im Lauf der Jahrhunderte einen ganzen Kanon erstellt hatten, träfe das nicht zu.
    »Wenn Sie sich schon nicht mit dem Konzept einer planetaren persona anfreunden wollen«, sagte Spiggy, »dann denken Sie wenigstens in Begriffen einer sich verschiebenden Ökologie. Ohne Zweifel erzeugt auch das einen gewissen Spannungszustand. Im Grunde möchte ich Sie nur davon abbringen, Zilias Bedenken als reine Paranoia abzutun. Sie ist sicher paranoid, wie es anscheinend für viele zutrifft, die durch das Erbe von Voorstod belastet sind, aber das heißt noch lange nicht, daß ihre Befürchtungen gegenstandslos sind.«
    »Wären Sie interessiert, uns auf der Expedition zu begleiten? Falls Sie dafür freigestellt würden?« Bombi hatte diese Frage eher rhetorisch gemeint, aber Spiggy nahm sie durchaus ernst.
    »Nein«, sagte er nach einiger Überlegung. »Wenn ich mitkommen würde, dann wäre es aus reiner Neugier; ich würde Ihnen mehr schaden als nutzen. Grundsätzlich wäre ich aber schon interessiert. Außerdem möchte ich Sie darauf hinweisen, daß es in den Siedlungen einen großen Markt für Ihre Aufzeichnungen gäbe, falls Sie welche anfertigen. Die Siedler interessieren sich nämlich sehr für die unerforschten Gegenden von Hobbs Land.«
    Anhand der hochgezogenen Augenbrauen schloß er, daß man seine Einlassungen zumindest berücksichtigen würde. Nun schlüpfte er wieder in die Rolle des Gastgebers. Er bot ihnen an, die Zentralverwaltung zu besichtigen, sie auf ein Bier im Verwaltungskasino einzuladen, die Sportanlagen zu benutzen oder die Archive zu durchstöbern. Nachdem sie noch ein paar Banalitäten ausgetauscht hatten, ging er, und die Besucher vertieften sich in den für die Baidee charakteristischen Zustand aus Konversation und Kontemplation.
    »Personae …«
    »… eher unwahrscheinlich, aber…«
    »Daran haben sie nicht einmal gedacht…«
    »…macht einen aufgeweckten und intelligenten Eindruck…«
    Dann trat ein langes Schweigen ein.
    »Morgen«, sagte Shan schließlich.
    Mit

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