Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Monströse Welten 2: Hobbs Land

Monströse Welten 2: Hobbs Land

Titel: Monströse Welten 2: Hobbs Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
Vom Netzwerk:
Sam. »Sie arbeitet in der Kinderkrippe, und die Arbeit macht ihr Spaß. Wir hatten sie auch zum Abendessen eingeladen, aber sie sagte, nach dem Streß mit den Kindern sei sie zu müde für gesellschaftliche Aktivitäten. Einige der älteren Siedler erwägen den Bau eines Altersheims, nachdem wir das Landrecht erhalten haben; vielleicht im Norden der Siedlung, wo es schön ruhig ist.«
    »Oben bei den Tempeln«, regte Harribon an.
    »Oder im Westen, aber noch in ihrer Nähe.«
    »Ich war heute dort.«
    »Wirklich?« fragte Sal. »Wie weit sind die Kinder denn mit dem Verputzen?«
    Harribon war verdutzt; er hatte nicht erwartet, daß sie davon wußte. »Sie machen gute Fortschritte.«
    »Ja, die Vorstellung, für einen Gott zu arbeiten, beflügelt sie regelrecht«, sagte Sam. »Wie Birribat Shum und Vonce Djbouty es taten. Haben sie dir auch erzählt, sie seien Diejenigen Welche?«
    Harribon nickte. »Sie sagen, jeder würde mithelfen.«
    »Ja, natürlich. Wenn etwas Besonderes anliegt. Aber die meiste Arbeit tun die Kinder. Das ist auch gut so. Dadurch lernen sie nämlich, eine Arbeit zu planen und zu Ende zu bringen. Reguläre Arbeit dürfen sie sowieso noch nicht verrichten, weil in der Siedlung Kinderarbeit verboten ist; also verschaffen sie sich auf diese Art ein Erfolgserlebnis.«
    Dann herrschte Schweigen, bis Harribon schließlich unbehaglich schluckte und sagte: »Ich wußte gar nicht, daß ihr einen neuen Gott habt, Sam.«
    Sam hob eine Augenbraue und starrte düster in sein Glas. »In die Zeitung gesetzt haben wir es nicht, das stimmt.«
    »Hätte zuviel Staub aufgewirbelt«, sagte Sal und schnitt eine Grimasse. »Stell dir mal die Reaktion von Zilia Makepeace vor, wenn sie wüßte, daß wir einen neuen Gott haben: ›Wer hat euch einen neuen Gott genehmigt?‹, ›Weshalb wurde das Büro für Umwelt- und Naturschutz nicht über diesen neuen Gott in Kenntnis gesetzt?‹« Sie lachte. »Und was würde Jamice Bend wohl dazu sagen? ›Welche persönlichen Implikationen resultieren aus dem Umstand, daß ihr einen neuen Gott habt?‹ Das wollten wir eben vermeiden. Eines Tages werden sie es sicher herausfinden, doch dann sagen wir ihnen: ›Zilia, Jamice, er steht schon seit Jahren hier. Wozu sich also jetzt noch aufregen?‹«
    »Woher… woher habt ihr ihn denn?«
    »Die Kinder haben ihn gefunden«, erwiderte Sam. »Und weil sie den Tempel schon renoviert hatten, haben wir ihn natürlich gehoben.«
    »Gefunden? Gehoben?«
    »Er hat unter der Erde gelegen«, sagte Sam und sah seinen Kollegen nachdenklich an. »Ist das ein Problem für dich, Harri?«
    »Zerbrich dir nicht den Kopf deswegen, Harri«, sagte Sal und schaute ihn mit ausdrucksvollen Augen an.
    »Das ist nicht fair«, rief er, wobei er sich in einen Wutanfall hineinsteigerte. »Das ist nicht fair!«
    Da ertönte ein leises Geräusch an der Tür, und als sie sich umdrehten, sahen sie Samstag und Jeopardy Wilm dort stehen.
    »Entschuldigung«, sagte Samstag. »Ich störe euch nur höchst ungern, aber ich bringe etwas für Topman Harribon.«
    »Für mich?« Der Zorn, der ihn gepackt hatte, war sofort wieder verflogen, und er spürte nur noch eine innere Leere und Scham. Verständnislos betrachtete er die Tüte, welche das Kind ihm reichte. Er wußte nicht mehr, weshalb er so überreagiert hatte. Er wußte nicht, wem sein Zorn überhaupt galt. Er wußte nicht, wieso er hier mit einer Plastiktüte in der Hand stand, in der sich etwas Weißes befand. Plötzlich war ihm alles egal.
    »Liegt in der Siedlung Drei jemand im Sterben?« fragte Samstag.
    Die Worte blieben Harribon im Hals stecken. »Meine… meine Mutter«, sagte er schließlich. »Woher weißt du das?«
    Samstag nahm ihn beiseite, redete leise auf ihn ein, übergab ihm die Tüte und streichelte ihm die Wange. Jep klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter.
    »Es wird alles gut werden«, sagten die Kinder. »Wir, Diejenigen Welche, wissen es. Du wirst sehen.« Dann waren sie verschwunden.
    »Was ist denn da drin?« fragte Sal neugierig, nahm Harribon die Tüte aus der Hand und schaute hinein.
    Harribon traute seinen Augen nicht. »Ein Gott für die Siedlung Drei«, sagte er schließlich. »Sie wußten, was ich davon halte, daß nur die Siedlung Eins einen Gott hat. Also haben sie mir auch einen Gott für die Siedlung Drei gegeben.«
    * * *
    Elitia Kruss starb in der sechzehnten Stunde der Nachtschicht, drei Tage nach Harribons Rückkehr von der Siedlung Eins. Sie schlief friedlich ein. Harribon, der

Weitere Kostenlose Bücher