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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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im Sessel zu sehen. Verwirrt ging er ins Zimmer, das er mit Curvis teilte. Es war dunkel, und die Stille wurde nur gelegentlich durch ein explosives Schnarchen unterbrochen.
    Das Ding, das sie ihm gegeben hatte, als er sich im Halbschlaf befunden hatte, hielt er in der Hand. Dieses Ding, von dem sie… was gesagt hatte? Daß er es ohne Zeugen abhören sollte. Er ging in eine der Toiletten, die an Auslegern über der Lagune hingen. Der Ort war zwar primitiv, aber privat und wurde von einer an der Decke hängenden Tranfunzel beleuchtet. Immerhin war das Licht so hell, daß er einen normierten Sendewürfel erkannte. Na gut. Er ging wieder auf sein Zimmer, schob den Würfel ins Lesegerät und stöpselte den Hörer ins Ohr.
    ›Danivon, Sie sind in Gefahr‹, sagte eine wimmernde Stimme, die überhaupt nicht wie die von Boarmus klang. ›Es gibt eine gewisse Macht hier auf Woanders, und sie ist hinter Ihnen und Ihren Leuten her. Sie sagt, sie will euch töten. Ich weiß zwar nicht, ob sie euch töten kann, aber sie will es jedenfalls versuchen. Ich habe sie als Geist gesehen. Vielleicht wird sie Ihnen auch als Geist erscheinen. Sie übernimmt Menschen, versklavt Menschen, tötet Menschen, Danivon. Nicht die Götter von Hobbs Land, Danivon. Etwas anderes. Seien Sie vorsichtig.‹
    Das hörte sich gar nicht nach dem kaltblütigen alten Boarmus an. Es klang so irreal, daß es Danivon kalt den Rücken hinunterlief. Boarmus erging sich in Allgemeinplätzen und vagen Hinweisen. Als ob konkrete Aussagen noch gefährlicher wären – aber für wen? Für Boarmus oder für ihn?
    ›Passen Sie auf sich auf‹, schluchzte der Würfel ihm ins Ohr. ›Seien Sie vorsichtig! Ich brauche Sie vielleicht noch.‹
    Wie lang hatte Fringe das Ding schon mit sich herumgetragen? Seit dem Aufbruch aus Toleranz? Weshalb hatte sie es ihm nicht schon früher gegeben? Erschüttert löschte Danivon die Nachricht und legte den Würfel zu den anderen, die sich bei seiner Ausrüstung befanden. Also handelte es sich bei der Gefahr, die er gerochen hatte, nicht nur um eins der üblichen Risiken. Es war etwas viel Schlimmeres. Und was auch immer es war, es war eindeutig nach Flachwasser gekommen. Lichter und Geräusche und Leute, die verschwanden. War die Gefahr ihnen gefolgt? Oder lauerte sie ihnen hier auf?
    Er legte sich aufs Bett und dachte nach. Nichts hatte sich geändert, außer daß er nun wußte, was Boarmus wußte. Er sollte es Fringe nicht verübeln, daß es so lang gedauert hatte, aber er war dennoch verärgert. Er war anscheinend unter falschen Voraussetzungen zu ihr gekommen!
    Am Morgen waren seine Gefühle dann völlig verwirrt; Schlaflosigkeit verquickte sich mit einer erotischen Sehnsucht nach Fringe und Zorn auf sie, weil… weil sie Fringe war! Er ging zu ihrem Zimmer, trat ohne anzuklopfen ein und sah sie am Fenster sitzen.
    »Unhöflich von dir«, sagte sie mit tonloser Stimme.
    »Fringe. Komm schon, wir müssen uns unterhalten…«
    »Worüber, Danivon?«
    »Worüber?« flüsterte er empört; schließlich wußte er, daß Curvis auf der anderen Seite des Lichthofs schlief und daß die Zwillinge draußen am Geländer standen. Er trat näher und griff nach ihr. »Über uns. Über…«
    Sie lehnte sich an ihn und legte den Mund an sein Ohr. »Wir«, sagte sie, noch immer mit tonloser Stimme. »Kollegen. Auf einer gemeinsamen Mission.«
    »Nein.« Er schüttelte sie. »Über uns beide…«
    »Auf einer Mission«, sagte sie beharrlich und schaute ihm kalt in die Augen. »Mehr nicht, Danivon. Auf einer Mission!« Sie machte eine Geste, ein warnendes Fingerschnippen, ein anderes Beauftragten-Zeichen, das zur Vorsicht mahnte.
    Er knurrte und zog sie an sich. »Du meinst, du…«
    »Ich meine, ich sollte es unauffällig übergeben«, zischte sie ihm kaum hörbar ins Ohr. »Und ich wollte genau das tun, und du willst nun alles komplizieren.«
    »Du hast mir nichts vorgespielt«, sagte er leise. »Verdammt, Fringe. Du hast mir nichts vorgespielt. Und ich habe dir auch nichts vorgespielt.«
    Sie hatte ihm wirklich nichts vorgespielt. Er hatte recht. Für einen Moment erschlaffte ihr Körper, und er umarmte sie fester. Dann riß sie sich verzweifelt los. »Wir haben einen Auftrag auszuführen, Danivon.« Angst diktierte die Worte. Sie wollte, daß er ging, sofort, daß er sie in Ruhe ließ, bevor sie verloren war! »Verdammt, Danivon, ich kann mir das nicht leisten!«
    Er ging. Er hatte den Ausdruck in ihrem Gesicht gesehen und war verletzt; er

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