Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
Vom Netzwerk:
getan?« fragte Nela Danivon.
    »Ich stellte mich auf die Treppe der Großen Rotunde und meldete ihn, wie man es mich in Fällen von Machtmißbrauch gelehrt hat.«
    »Und was geschah dann?« fragte Fringe, die wider Willen Interesse verspürte.
    »Paff beging Selbstmord, kurz bevor ich Toleranz verließ.«
    »Ich verstehe nicht, wieso du damit jemandem auf die Zehen getreten bist«, rief Nela. »Sie hätten doch froh sein sollen, daß du dieses üble Verhalten enthüllt hast.«
    Curvis warf Nela einen langen Blick zu, dessen Ausdruck sich von Verärgerung in Belustigung verwandelte. Er wandte sich Danivon zu und sagte launig: »Anscheinend hast du unseren Gästen noch nicht unsere Sitten und Gebräuche erklärt.« Dann drehte er sich wieder zu Nela um. »Der Innere Kreis wußte schon über den alten Paff Bescheid. Die ganze Zeit.«
    »Bitte«, rief Nela. »Das verstehe ich nicht. Du sagst, eure Regierung wußte, daß dieser Mann ein Kindermörder war. Und sie hat nichts unternommen. Was ist das für ein Land? Habt ihr keine Gesetze?«
    »Hier«, sagte Fringe und tippte sich gegen die Brust.
    »Ihr seid das Gesetz?«
    »Die Beauftragten sind Schild und Schwert des Gesetzes«, sagte sie. »Ich, Danivon und Curvis. Und der Rat ist die Stimme des Gesetzes. Wenn es eine Lage gibt, die der Klärung bedarf, klären wir die Lage!«
    Das darauffolgende Schweigen wurde von Nela unterbrochen, die mit leiser Stimme fragte: »Und was seid ihr drei dann? Exekutoren?«
    »So ungefähr«, sagte Bertran mit tonloser Stimme. »Killer. Männliche und weibliche.«
    »Beauftragte«, sagte Fringe steif; die Ressentiments, die sie in ihren Stimmen gehört hatte, verletzte sie, denn sie hatte keine Erklärung dafür. »Es ist eine ehrenvolle Aufgabe. Und wir müssen die Ehre schützen.« Sie wünschte sich das Verständnis, um das indes kein anderer Beauftragter gebettelt hätte.
    Nela ignorierte diese unausgesprochene Bitte. »Wie äußert diese Ehre sich denn?«
    Fringe versteifte sich. »Die Ehre äußert sich darin, daß wir keinen Hinterhalt legen. Wir töten nur dann, wenn es notwendig ist. Und selbst dann verstümmeln und foltern wir nicht. Wenn wir verdeckt töten, dann nur, um die Leute nicht zu beunruhigen und die öffentliche Ordnung nicht zu gefährden. Wenn die Umstände es zulassen, fordern wir den Gegner von Angesicht zu Angesicht. Ehrenvoll.«
    »Ach, nett«, sagte Nela ärgerlich. »Zwölf Uhr mittags.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Ihr schießt es aus, ihr und die anderen? Um zu sehen, wer der schnellste Revolverheld ist. Ist es das?«
    Fringe wurde zornig bei dieser Mißachtung der Heiligkeit des Waffenträgers. In Enarae sagte man nicht ›Revolverheld‹, noch dazu in diesem verächtlichen Ton! »Wenn der Aufsichtsrat es befohlen hat, dann ja.«
    »Dann befolgt ihr also Befehle«, sagte Bertran.
    Fringe schaute die beiden kalt an. »Ihr scheint mir auf einmal unfreundlich gesonnen zu sein, aber ich weiß nicht, weshalb.«
    Nela schüttelte den Kopf. »Bertran will damit sagen, in unserer Zeit gab es auch böse Menschen, die schreckliche Dinge taten, und als sie dann vor Gericht gestellt wurden, brachten sie zu ihrer Verteidigung vor, daß sie nur Befehle befolgt hätten, und wenn schon keine Befehle, dann zumindest die Wünsche ihrer Vorgesetzten. Mit diesem Klischee wurden damals alle Verbrechen entschuldigt.«
    »Wenn sie Befehle befolgten, verübten sie ja auch keine Verbrechen, und sie waren auch nicht böse«, widersprach Fringe hitzig. »Wenn die rechtmäßigen Autoritäten uns einen Auftrag erteilen und wenn wir als vernünftige Menschen uns den rechtmäßigen Autoritäten unterordnen, weshalb…«
    »Ich vermute, in eurer Zeit war das nicht so«, unterbrach Danivon sie neugierig.
    »Nein«, bestätigte Bertran und klopfte Nela beruhigend auf die Schulter. »Jedenfalls nicht ganz. Wir waren wohl verschiedener Meinung, wodurch rechtmäßige Autoritäten sich auszeichnen. Viele vertraten den Standpunkt, daß die natürlichen Menschenrechte Vorrang hatten vor der Autorität des Staats.«
    »Menschenrechte?«
    »Das Recht der Unverletzlichkeit der Wohnung, Schutz vor willkürlicher Verfolgung, Verhaftung und Folter, Meinungsfreiheit, Versammlungsfreiheit und Religionsfreiheit. Wenn ich so höre, was ihr mir da erzählt, gibt es auf Woanders keine Menschenrechte.«
    Nela schüttelte verwirrt den Kopf. »Aber das kann nicht sein, nicht wenn Danivon diesen Mann angezeigt hat, weil er Kinder umbrachte…«
    »Nein«,

Weitere Kostenlose Bücher