Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
Vom Netzwerk:
doch möglich, daß der Ort schon einen anderen Namen hat!«
    »Wie auch immer er heißt, er unterliegt nicht der Supervision durch Toleranz«, sagte Curvis. »Keine Monitore, keine Systeme, keine Beauftragten, die dort ihren Dienst verrichten…«
    »Stimmt«, sagte Asner und nickte, allerdings nicht gerade wohlwollend. »Das ist aber nicht unsere Schuld. Weder meine noch Caffertys. Auch nicht Latibors oder Jorys. Der Rest von Woanders nimmt Sie doch schon genug in Anspruch. Ich frage mich, was Sie dann noch in Nirgendwo wollen?«
    Danivon schmollte, doch Fringe sagte: »Er hat recht, Danivon. Deine Nase hat dir gesagt, wir sollten sie mitnehmen, und nun kennen wir den Grund. Sie wissen schon, was dort oben vorgeht.«
    »Wie sind Sie überhaupt dorthin gekommen?« fragte Danivon.
    Asner zuckte die Achseln. »Es ist ihre Heimat, Danivon Luze. Cafferty und Latibor sind als Kinder dorthin gekommen.«
    »Nach Nirgendwo?«
    »Richtig. Nach Nirgendwo. Wo auch immer das ist.« Er machte ostentativ eine wischende Geste, als ob er ihr Mißtrauen abschütteln wollte und tappte zum Niedergang, wobei er Jorys Namen rief.

 
9
    •••••••••••••••••••••••••••••••••••••••
     
     
    Als Seppel794DZ zu Boarmus gesagt hatte, daß die Dinks möglicherweise Probleme hätten, die von ihm überbrachten sensorischen Aufzeichnungen zu lesen, hatte er ihm jedoch verschwiegen, welche Geduld und welches Geschick die Operation erforderte. Boarmus war erschöpft. Er schlief tief, trotz böser Träume, und inzwischen waren die Dinks fleißig, wühlten sich durch alte Dateien und fragten alte Systeme ab, bis es ihnen endlich gelang, die uralten Aufzeichnungen zu lesen. Wie Boarmus gesagt hatte, stammten die sensorischen Daten von fünf Individuen: Thob, Breaze, Bland und Cling. Und Jordel von Hamerlane.
    Wie der Zufall es wollte, handelte es sich bei der ersten Aufzeichnung um die von Breaze, Orimar Breaze.
    Sie sahen ihn, wie er sich selbst gesehen hatte. Ein stattlicher, weißhaariger Mann, der im Frühling zwischen altem Gemäuer flanierte. Die Bäume, deren filigranes Geäst sich vor dem Hintergrund der von der Zeit zermürbten Mauern ausbreitete, trieben die ersten Knospen, und das Gemäuer selbst war mit grünen Ranken behangen.
    Er hört Gesang:
     
    ›Brannigan, wir preisen Dich.‹
     
    Wasser spritzt auf ihn. Er berührt die feuchte Wange und spürt jeden einzelnen Tropfen wie Perlen auf der Haut.
     
    ›Brunnen der Vielfalt.‹
     
    »Mein Name ist Orimar Breaze, Vorsitzender des Große-Frage-Komitees, Eider statesman der Wissenschaft, ernannt von den allmächtigen Kanzlern, um das Referendum zur Reform des Curriculums abzuhalten, preisgekrönter Autor des größten erotischen Werks meines Jahrhunderts, Jorub und Andacine.« So sieht er sich selbst und murmelt selbstzufrieden die Worte. »Jorub und Andacine«, wiederholt er. »Eine kreative Arbeit.«
    Die Dinks fühlen, was er fühlt, und hören, was er hört. Sie sind stolz, Orimar Breaze zu sein, der nicht ist wie andere Männer. Oder wie andere Frauen. Der den meisten Menschen turmhoch überlegen ist, selbst vielen Angehörigen der Brannigan-Galaxität, der großen BG.
    Orimar Breaze ist auf dem Weg zur Vorlesung. Heute wird er mit den schönen jungen Leuten in den erblühenden Park gehen. Sie werden sich auf den Rasen setzen, und er wird sich vor sie stellen, mit einer Erstausgabe von Jorub und Andacine in der Hand. Er wird ihnen daraus vorlesen, und seine Stimme wird sie wie ein sanfter Strom mitreißen.
    Oh, Brannigan:
    Sie ist seine Geliebte, sein Weib. Sie ist sein Forum, seine Bühne. Sie ist die Verkörperung seiner selbst.
     
    Riesige Hörsäle hallen wider von Worten
so zeitlos wie die Schrift.
Laboratorien, wo Genies ihr Potential verwirklichen.
Korridore, in denen vitale Jugend
und reifes Alter sich tummeln,
und so weiter und so fort…  
›Brannigan, wir preisen Dich…‹
     
    Augen, strahlende Augen; die jungen, klaren Augen leuchten unter mit Wimpern besetzten Lidern und Stirnen ohne Brauen, die wie Skulpturen aus Marmor schimmern, Münder mit vollen Lippen, die sich zu einer Frage öffnen. Hier sind sie, im Lotussitz auf dem Gras. »Erleuchteter«, rufen sie. »Sag… sag uns… sag uns alles!«
    Er wärmt sich am Klang ihrer Stimmen, läßt sich von ihrer Begeisterung anstecken. Oh, er wird sie Dinge lehren, die niemand sonst sie lehren wird.
    Und er liebt die Namen, die sie ihm geben,

Weitere Kostenlose Bücher