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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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sich so weit über die Reling beugten, daß Fringe schon glaubte, sie würden über Bord gehen. Sie packte Jory am Hemd und zog die alte Frau zurück. Es ertönte ein Klirren, als die Ankerkette sich abwickelte, ein Klappern, als die Ruder eingezogen wurden und ein Schaben, als ein Fallreep an der Bordwand hinabgelassen wurde. Dann kletterte Ghatoun über die Reling und sprach leise und eindringlich mit dem Kapitän.
    »Die Späher sagen… Chimi- Hunde durchkämmen das Schilf… diese beiden… nicht aus Derbeck. Vielleicht Grenzverletzer… vielleicht Supervisoren. Will keinen Ärger…«
    Fringe neigte den Kopf auf die Seite und schaute Nela und Bertran an. Der andere Mann und die Frau kletterten mühsam über die Reling; sie bewegten sich wie alte Leute oder jemand, der müde war bis an den Rand der Erschöpfung.
    »Cafferty!« rief Jory. »Und Latibor!«
    »Jory«, flüsterte der Mann mit einem verzerrten Lächeln.
    »Gehören diese Leute zu Ihnen?« fragte der Kapitän die alte Frau.
    »Aber ja«, sagte Jory. »Unsere lieben Freunde! Sie müssen in Lebensgefahr geschwebt haben.«
    Die beiden nickten und ließen den Blick über die an Deck versammelte Mannschaft schweifen, wobei er sich jedoch immer wieder mit einem Ausdruck des Erstaunens und der Zufriedenheit auf Jory richtete.
    »Was für ein Glück, daß wir mitgekommen sind!« rief Jory. »Ihr beiden kommt mit mir nach unten. Ihr müßt euch hinlegen. Ihr müßt etwas essen.«
    »Sie haben schon gegessen«, beschwerte Ghatoun sich. »Und ausgeruht haben sie sich auch. Für ein paar Tage. Und sicher brauchen sie noch ein paar Tage, aber sie können nicht länger im Dorf bleiben, wo die Chimi- Hunde auf der Pirsch sind. Der Alte Vater ist tot, und in dem ganzen Chaos schwärmen die Hunde aus und suchen die Flußufer ab.«
    Jory schaute Asner vielsagend an, während sie die beiden Fremden unter Deck brachte.
    »Ihre Umsicht und Güte sollen belohnt werden«, sagte Asner. »Was sagen Sie? Hundert Derbecki? Tausend?«
    Ghatoun lief rot an. »Hundert wären mehr als genug für ihre Unterbringung. Tausend würden wahrscheinlich meinen Tod bedeuten.«
    »Dann eben hundert.« Asner kramte in den Taschen und brachte eine Handvoll Metallplättchen in allen Formen und Größen zum Vorschein. Er durchsuchte den Stapel, bis er zwei passende, silbrige Münzen gefunden hatte. Die gab er Ghatoun.
    »Werden Ihre Leute etwas sagen, wenn die Chimi- Hunde kommen?«
    »Und riskieren, abgeschlachtet zu werden? Machen Sie sich nicht lächerlich, Mann. Wir hätten kein Jahr überlebt, wenn die Leute so dumm wären.«
    »Das höre ich gern«, sagte Asner mit einem Lächeln. »Friede und Glück, Ghatoun.«
    »Unwahrscheinlich bei den Chimi- Hunden!« sagte der Anführer. »Legt jetzt ab, damit niemand euch hier ankern sieht und dumme Fragen stellt! Und haltet diese Leute versteckt, während ihr in Du-you seid; nur für den Fall, daß man sich in Derbeck für sie interessiert.«
    Ghatoun stieg wieder ins Boot und war schon die halbe Strecke zum Ufer zurückgerudert, bevor der Anker gelichtet und die Ruder ins Wasser gelassen waren. Das kleine Boot verschwand im Schilf, während die Taube flußabwärts gen Du-you segelte.
    Asner wandte sich den drei Beauftragten zu, die ihn düster anschauten.
    »Grenzverletzer?« fragte Danivon. »Sind sie Grenzverletzer, Asner?« Danivon war der Panik nahe. Er roch etwas, und das stank nach Schrecken, Verstümmelung und Alter. Er roch den Tod und wußte nicht, was er dagegen tun sollte.
    Asner schüttelte den Kopf. »Nun, genau weiß ich’s nicht. Als ich sie zum letztenmal gesehen hatte, waren sie flußabwärts in Richtung Flachwasser unterwegs. Flachwasser ist ein Freihafen, also stand dieser Weg ihnen offen. Vielleicht sind sie auch nur Parias. Das ist schließlich nicht verboten.«
    »Und woher kamen sie?« fragte Fringe. »Als Sie sie zuletzt gesehen haben.«
    »Sie reisten flußabwärts und kamen vom Oberlauf«, sagte Asner. »Ist doch offensichtlich. Dort waren wir nämlich zu diesem Zeitpunkt.«
    »Thrasis? Bohnenfelder?« fragte Curvis.
    »Noch etwas weiter oben.«
    »In der unerforschten Region?«
    »Das haben Sie gesagt. Wir glauben nicht, daß die Gegend unerforscht ist. Wir wissen ziemlich genau, was dort oben vorgeht; immerhin waren wir schon ein paarmal dort.«
    »Und wo?«
    »Nirgendwo. Das sagte ich doch schon. Nirgendwo.
    Der Ort hat keinen Namen. Weshalb müssen die Menschen jedem Ort einen Namen geben? Das ist anmaßend. Wäre

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