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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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groß?«
    »Mädchen, ich habe schon Exemplare mit einer Länge von zehn Männern gesehen, die bis zur Mastspitze aus dem Wasser ragten. Als ich noch ein Junge war, sah ich, wie einer den Mastkorb abbiß. Natürlich erreichen nur wenige diese Größe, weil sie wegen ihrer Haut gejagt werden, aber ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Trotzdem haben wir Taue unter dem Rumpf durchgezogen, aber es ist kein Gaver da, weder ein Monster noch ein kleiner. Mein halbes Leben befahre ich nun schon mit diesem Schiff den Fluß, und ich weiß, wie es sich bei entsprechender Beladung verhält. Es hat den Anschein, als ob etwas im Laderaum schwerer sei, als es sein sollte. Aber ich habe die Ladung selbst kontrolliert und nichts Ungewöhnliches festgestellt.«
    Sein Ärger war größer als die Besorgnis, und trotzdem setzte er die Inspektion fort, wobei er immer wieder die Wasserlinie überprüfte. Trotz seiner offensichtlichen Sorge hatten die Zwillinge den Eindruck, daß es so schlimm dann doch nicht war. Zu dieser Ansicht schien er schließlich auch zu gelangen, denn er rang die Hände und machte einen Eintrag ins Notizbuch.
    Er wies auf die näherkommende Küste und sagte: »Nach der nächsten Halse, wenn wir uns der Südküste nähern, werden wir wenden und wieder flußabwärts nach Du-you fahren, dem Haupthafen von Derbeck. Zu dieser Zeit des Jahres ist es fast unmöglich, den Floh zu durchqueren oder den Hafen flußaufwärts anzulaufen. Wenn man aus der anderen Richtung kommt, ist das viel leichter für die Leute.«
    »Wieso müssen wir überhaupt in Derbeck anlegen?« fragte Nela, während sie zum Bug gingen, wo die anderen sich befanden.
    »Fracht«, sagte der Kapitän achselzuckend. »Entschuldigen Sie die Verzögerung, aber es geht ums Geschäft. Ich liefere Getreide und Stoffe aus Flachwasser und Dörrfisch aus Salzmarsch an meinen Kommissionär in Houmfon und nehme dafür Obstkonserven aus den Hochlandplantagen an Bord.«
    »Wir hätten ohnehin hier anlegen müssen«, sagte Danivon. »Vor kurzem erhielt ich eine Nachricht von Boarmus. Wir sollen in Derbeck ermitteln. Verdeckt.«
    »Aber wir treten nicht als Beauftragte auf, oder?« fragte Fringe.
    »Nein. Molock war der letzte offizielle Besuch. Von nun an sind wir nur Schausteller.«
    Sie gingen auf Distanz. Er schwieg, sie schwieg, wobei beide (wenn auch aus unterschiedlichen Gründen) sich auf das Flattern der Segel konzentrierten, das Rasseln der Ankerkette, das Pfeifen des Winds in der Takelage. Beide hörten Worte; was er zu ihr gesagt hatte, was sie zu ihm gesagt hatte; was er (sie) statt dessen hätte sagen sollen; was er (sie) nicht wieder sagen würde.
    Die Steilküste von Molock fiel hinter ihnen zurück, wobei die blutroten Lehmufer mit den bleigrauen Wellen des Flusses kontrastierten. Langsam kam das sumpfige Ufer von Derbeck näher, das, so weit das Auge reichte, mit wogenden Gräsern und Schilf bewachsen war.
    Als das Schilf nur noch einen Pfeilschuß weit entfernt war, drehte das Schiff und fuhr wieder flußabwärts, wobei es von den sechs Männern, welche die beiden Heckruder bedienten, auf Kurs gehalten wurde. »Hauuu«, riefen sie, während sie sich gegen die Strömung des Flusses stemmten. »Ruck«, wenn sie die Ruderblätter hoben. Die nächsten beiden Schläge erfolgten schweigend, und dann wurden die Ruder wieder durchgezogen. Es wurde eine quälend langsame, von vielen Pausen durchsetzte Fahrt. »Hauuu-ruck.« Drei, vier. »Hauuu-ruck.« Wieder Stille.
    Der Ausguck auf dem Hauptmast sah das Boot zuerst, das aus dem Schilf auf sie zukam. Es war rund und primitiv, fast wie ein Korakel.
    »Boot ho«, rief er.
    Sie versammelten sich an der Reling und sahen, wie das Boot sich wie ein Wasserkäfer kreiselnd auf sie zu bewegte. Die unkoordinierten Ruderschläge wurden von zwei Leuten ausgeführt, in deren Mitte ein weiblicher Passagier saß. Der eine Mann war stämmig und hatte einen dunklen Teint, während die Frau und der andere Mann schlank waren und sandfarbene Haut hatten; irgendwie wirkten sie vertraut. Der dunkle Mann winkte ihnen zu und rief Worte, die das Rauschen des Flusses kaum übertönten.
    »Ho… Stop… Notfall…«
    »Das ist Ghatoun, Sir«, sagte der Deckoffizier zum Kapitän. »Führer einer Siedlung hier am Ufer. Wir hatten auf der letzten Fahrt Früchte und Getreide gegen Bastmatten eingetauscht.«
    »Ich erkenne ihn. Die Männer sollen den Anker werfen.«
    »Aye, Sir.«
    Jory und Asner sprachen eindringlich miteinander, wobei sie

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