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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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das komplexe Gebäude zu tragen, das sich darauf befand. Brücken aus schwarzem Metall, ein Kabelgewirr und Ausleger, die in flachen Winkeln vom Zentralplateau ausgingen und sich in die gewundenen Höhenzüge bohrten, verbanden diese isolierte Struktur mit dem zerklüfteten Hinterland. Das Gebäude hing wie eine riesige eiserne Spinne im Zentrum dieses Netzes aus Stegen, und wie bei einer Spinne zuckten die langen Beine in raumgreifenden Krämpfen. Sie schienen sich in ständiger Bewegung zu befinden, wie eine Luftspiegelung, wobei dieser Effekt möglicherweise durch den Rauchvorhang erzeugt wurde, der sich zwischen den Beobachtern und dem Gebäude erhob.
    Hin und wieder spie der Abgrund rote Flammen, die den schmalen Rand zwischen dem Gebäude und dem Abgrund in ein infernalisches Licht tauchten; dort schritt ein monströses sechsbeiniges, insektengleiches Wesen einher, dessen drei Mäuler blutige Ernte unter den Prozessionen hielten, die versuchten, den Rand zu überwinden und in das große Gebäude zu gelangen.
    Und sie waren das Wesen am Rand, das die Marschkolonnen dezimierte.
    »Aus«, murmelte Seppel794DZ. »Das bringt uns auch nicht weiter.«
    Seine Kollegen hatten keine Einwände. Sie zogen sich aus der Aufzeichnung zurück.
    »Das war völlig umsonst«, murmelte ein Dink. »Menschen träumen alle möglichen Dinge. Das gilt sogar für uns. Das war ein Alptraum. Und was haben wir nun davon?«
    »Daß er ihn überhaupt aufgezeichnet hat«, murmelte Seppel794DZ. »Mehr nicht.«
    »Sollen wir mal bei Cling reinschau’n?« fragte ein anderer.
    Also schauten sie bei Cling rein und wurden in eine Landschaft versetzt, mit einer Küste, Felsen und einem Himmel in matten Grundfarben: Die Küste war ein brauner Streifen, das Meer eine grüne Fläche, die Felsen schwarze Gebilde und der Himmel eine blaue Fläche. War es das, was diese Cling gesehen hatte? Oder ein Phantasiegebilde? War das etwa ihre Vision des Lebens?
    Das Bild wich einer anderen Darstellung:
    Kollidierende Sphären, ein tobender Sturm, ein Geräuschorkan, ohne Sinn und Struktur.
    Und dann verschwand auch das.
    Es erschien eine riesige Frau, mit Brüsten wie Berge, die wie eine Sphinx auf einer endlosen Ebene kauerte.
    Die Brüste schwollen an und platzten schließlich, wobei Milch sich über die Ebene ergoß. Sie bildete Pfützen und ein wirbelndes Netz aus glitzernden Tröpfchen, in denen selbst Welten enthalten waren, Welten, deren Sinnhaftigkeit den Dinks verborgen blieb; ein Berg aus glitschigem Schleim. Eine zuckende Gebärmutter. Ein Tentakel, der sich ausstreckte, sie ergreifen und strangulieren wollte…
    »Raus hier«, sagte Seppel794DZ. »Hier ist nichts. Rein gar nichts.«
     
    Boarmus erwachte, setzte sich auf der schmalen Couch auf und kaute für eine Weile an den Fingernägeln. Dann biß er sich auf die Lippe, während Seppel794DZ und ein paar seiner Kameraden summten und klickten. Nach einer Zeitspanne, die ihm sehr lang erschien, gab Seppel ein Geräusch von sich, das an ein Stöhnen erinnerte.
    »Was?« fragte Boarmus.
    Der Dinka-Dschinn schüttelte sich, was Boarmus an einen nassen Hund erinnerte, der sich das Wasser aus dem Fell schüttelt.
    »Was?« wiederholte Boarmus.
    Tentakel entwirrten sich. Boxen lösten sich voneinander. Synthesizer erzeugten Laute wie Stöhnen und Seufzer.
    »Wir haben ein paar der Aufzeichnungen gelesen«, sagte Seppel. »Von Breaze, von Cling und von Thob. Sie haben uns aber nichts gesagt! Nichts! Nur Alpträume, Visionen, Impressionen und pornographische Tagträume. Nichts hat von Woanders oder dem Kern gehandelt. Sie entstanden vor langer Zeit, auf einer anderen Welt!«
    »Und Jordel?«
    »Wir haben noch keinen Zugang zu ihm. Noch nicht.«
    »Es gibt keinen Hinweis auf die aktuellen Ereignisse?«
    »Nicht den geringsten. Wir wissen nicht einmal mit Bestimmtheit, ob diese… Leute überhaupt etwas damit zu tun haben.«
    »Wenn etwas den Namen von einem von ihnen benutzt, dann muß es auch etwas damit zu tun haben«, sagte Boarmus. »Eins der… Dinger, die sich mir als Dame Mintier Thob vorgestellt haben.«
    »Das bedeutet aber nicht…«
    »Ich weiß. Jeder… jeder könnte diese Namen benutzen.«
    »Stimmt.«
    »Ich kann nicht länger bleiben.« Boarmus seufzte. »Ich nehme an, ihr werdet weitersuchen. Hättet ihr irgendwelche Vorschläge, was ich nun tun soll?«
    Seppel794DZ zuckte die Achseln und stieß ein mechanisches Seufzen aus. »Ja, wir werden weitersuchen. Wir haben einige abgeschirmte

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