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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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ihn um eine weitere Chance anflehte, nur noch eine Chance. Er würde lächeln. Er würde den Kopf schütteln. Zu spät.
     
    …am Tag, an dem die Große Frage
beantwortet wird…
Die Große Frage, die einzige Frage,
mit der Brannigan sich beschäftigt.
Die Frage, auf die sie sich gründet,
die sie übertragen und neu interpretiert hat
und auf die sie hingebungsvoll die Antwort sucht.
Die Große Frage, welche die Menschen umtreibt,
seit sie vor Urzeiten von den Bäumen
heruntergekommen sind…
… erfüllte Leidenschaft…
… vor Urzeiten von den Bäumen herunter…  
WAS IST DAS LETZTENDLICHE SCHICKSAL DER MENSCHHEIT?
     
    »Genug«, sagt Seppel794DZ. »Wir wissen genug. Das bringt uns nicht weiter. Er ist weder Techniker noch Ingenieur. Er hat weder an Woanders noch an den Kern gedacht.«
    Die anderen Dinks stimmen ihm zu. Die Gehirn-Dinks als eine Klasse haben keine große Gefühlstiefe. Sie hatten nur wenig von dem verstanden, was sie in Orimar Breaze gefühlt hatten. Niemand wußte, weshalb gerade diese Erinnerung gespeichert worden war. Sie zogen sich von Orimar Breaze zurück und suchten nach etwas, mit dessen Verständnis es nicht so haperte.
    Boarmus bewegte sich im Schlaf.
    »Wie wär’s mit dem hier«, sagte Seppel794. »Er heißt Cling.«
    Die erste Wahrnehmung, mit der sie konfrontiert wurden, versetzte sie auf eine Art Straße. Allerdings bestand die Straße nicht aus einer dauerhaften Substanz, die zu einer langen und mehr oder weniger zusammenhängenden Trasse ausgewalzt war, was sogar die Bewohner von Stadt Fünfzehn normalerweise mit dem Begriff ›Straße‹ verbanden. Im Kern war ›Straße‹ jedoch ein unscharfes Konzept. Die Teile vermittelten durchaus die Anmutung einer Straße, obwohl sie sich nur sporadisch zu größeren Abschnitten zusammenfügten. Seppel und seine Kollegen spürten, wie sie sich (virtuell) von einem gummiartigen Brocken zum nächsten bewegten, die ihre relative Position zueinander veränderten und sich abstießen, als ob sie sich wirklich berührt hätten. Es gab keinen Maßstab für Entfernungen, und die ›Richtungs‹-Bestimmung war reine Ermessenssache.
    »Was ist das?« fragte ein Dink.
    »Ein Traum«, sagte Seppel. »Cling träumt, und er hat den Traum aufgezeichnet.«
    »Weshalb hat er das getan?«
    »Vielleicht möchte er den Traum im Detail nachvollziehen und bedient sich dazu dieser Methode. Weitermachen! Vielleicht gibt uns selbst ein Traum irgendeinen Hinweis.«
    Also machten sie weiter. Sie sahen eine Eruption in einer tieferen Schicht, einen Schwall von Wörtern in mehreren Sprachen, sowohl archaischen als auch gebräuchlichen. Sie besagten, daß sie sich dem Lehen/Königreich/Residenz des Großen Gottes Sowieso näherten. Die Worte wurden sowohl visuell als auch akustisch dargestellt. Sie sprossen wie Pilze entlang des Wegs und verliefen dann wie Tintenkleckse zwischen Strukturen, die mehr oder weniger systematisch in der Gegend verstreut waren.
    Bei diesen Strukturen handelte es sich vielleicht um Gebäude, Schornsteine, Berge oder Bäume. Im weiteren Verlauf des Traums entzerrten die Objekte sich, so daß man sie schließlich fast definieren konnte. Sie bewegten sich durch eine dimensionslose und öde Wildnis, die so aussah, als ob ein Kind mit einer begrenzten Farbpalette eine Zeichnung auf schmutzigem Papier angefertigt hätte: Ocker, Graubraun, Giftgrün – die Farben, die noch übrig sind, wenn die helleren und gängigeren Farben schon verbraucht sind.
    Je weiter sie gingen, desto materieller wirkten die Dinge. Weitere Wörter verkündeten die Ankunft des Großen Gottes Sowieso. Die Anmutung der Umgebung veränderte sich; sie entwickelte Konturen und Perspektiven. Sie stießen auf eindeutige Gewächse mit spürbaren Dornen, und schließlich hatten die Dinks den Eindruck, einen Höhenzug aus rostigem Eisen zu erklimmen, von wo aus sie auf eine detaillierte Landschaft hinabblickten.
    Aus dem Tal drangen dumpfes Geheul, Trommelwirbel und das dissonante Knallen von Zimbeln herauf. Eine schemenhafte Prozession schlängelte sich den Höhenzug hinab, in Richtung eines annähernd kreisförmigen Abgrunds, aus dem schwarzer Rauch wallte. Über diesen Abgrund spannten sich Stege, die sich nach allen Seiten hin auffächerten und über die weitere Prozessionen marschierten. Durch die diesige Luft drangen die Trauergesänge der nebelumwaberten Wanderer.
    Mitten im Abgrund schien ein steinernes Plateau im Dunst zu treiben, ein Felsen, der kaum groß genug war,

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