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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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Fahrrinnen, und die Taube hielt auf die Markierungen zu, wobei der am Steuer stehende Kapitän Gebete murmelte, während die tückische Strömung die Taube mitriß. Nachdem das Schiff in den Kanal eingefahren war und die Strömung hinter sich gelassen hatte, reagierte es präziser auf die Ruderbewegungen.
    »Hau-la« (Ruhe), riefen die Ruderer. »Hau-la. Hau-la.« Die Ruder wurden durchgezogen, aus dem Wasser gehoben, wieder durchgezogen.
    Hinter ihnen ertönte ein Klirren und ein Schrei.
    Der Kanal war mit einer Kette gesperrt worden. Zumindest dieser Ausweg war ihnen nun blockiert.
    Curvis und Danivon schauten sich vielsagend an.
    »Was war denn das?« fragte Fringe.
    »Psst«, sagte Danivon.
    Als sie am Pier anlegten, sprangen ein paar Besatzungsmitglieder an Land, um das Schiff festzumachen. Auf dem Dock stapelten sich mit Stroh umwickelte Bündel, Kisten und Fässer, bei denen es sich um Importe und Exporte handelte. Weißgekleidete Leute huschten durch die Gegend, schoben Karren, transportierten Fässer auf der Schulter und priesen ihre Waren mit erstaunlich hoher und quengelnder Stimme an. »Die Murrey«, sagte der Kapitän und spuckte aus. Inmitten der Kleinwüchsigen bewegten sich größere Leute, die wie Paradiesvögel gekleidet waren, Sonnenschirme trugen, einander zuwinkten und sich in schrillen, zwitschernden Tönen unterhielten. »Die Houm.«
    Hinter dem Hafengelände lagen die Vororte der Stadt, zwischen deren niedrigen Gebäuden Kopfsteinpflasterstraßen verliefen. Mit zunehmender Entfernung vom Delta stieg das Gelände an; je fester der Boden wurde, desto höher ragten die Gebäude empor.
    Danivon trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen; der Gestank überwältigte ihn. Er schien ihn regelrecht anzuspringen.
    »Was ist los?« fragte Fringe nach einem Blick in sein schmerzverzogenes Gesicht.
    Sachte schüttelte er den Kopf. Jede abrupte Bewegung verursachte ihm Schmerzen. »Ich weiß nicht. So etwas habe ich noch nie gerochen. Ich wünschte, wir müßten hier nicht anlegen.« Er erinnerte sich an Boarmus’ Botschaft. Beide Botschaften. Der Ort stank wie Boarmus’ Botschaften. Nach Schrecken. Nach Tod.
    Fringe erinnerte sich auch an die Nachricht. Obwohl sie den Inhalt nicht kannte, ging allein schon aus der Art der Übermittlung hervor, daß es nur eine Warnung gewesen sein konnte. Sie warf einen Blick über die Schulter, doch die Leute von Nirgendwo waren nicht zu sehen. Sie waren unter Deck und wollten offensichtlich auch dort bleiben.
    Sie drehte sich wieder zur Reling um, als die Signale einer Trommel hinter den Gebäuden am Dock ertönte. BUMM-bum, BUMM-bum, dann ein Wirbel. BUMM-bum-BUMM-bum-BUMM-bum. Bei den Trommlern handelte es sich weder um die kleinwüchsigen noch die großgewachsenen Leute, weder um die Weißgekleideten noch die Paradiesvögel mit den neckischen Sonnenschirmen. Diese Gestalten hatten langes, wirres Haar und Narben an den Schultern und Armen, die bis hinunter zu den Fingerspitzen tätowiert waren. Sie grunzten im Takt der Trommeln, während sie schlurfend weitergingen: HA-ghn, HA-ghn, HA-ghn, und jagten die Murrey auseinander, wie ein Hai einen Heringsschwarm aufscheucht. Die zerbrechlichen Houm wurden optisch von ihnen erdrückt.
    »Weder die Murrey noch die Houm«, murmelte Curvis in Fringes Ohr. »Das sind die Chimi- Hunde, von denen Ghatoun gesprochen hat.«
    Das hatte sie aber auch schon aus den Waffen geschlossen, die sie trugen. Fringe war froh, daß sie den Breitstrahler im Gürtelholster trug und die Reservewaffe im Stiefel steckte, die beide wesentlich besser waren als alles, was die Chimi- Hunde hatten.
    »Kapitän«, knurrte der Hundeführer mit spöttischem Unterton. »Kap-täng.«
    »Chef.«
    »Hast du Passah-giere an Bord?«
    »Keine für Derbeck. Fracht, aber keine Passagiere.«
    »Ich will die Passah-gier-liste sehen, Kap-täng.«
    »Wie du willst«, sagte der Kapitän, wobei er die übrigen Hunde, die auf der Pier herumlungerten, nervös betrachtete. Er führte den Chimi- Hundzu seiner Kabine. Die restlichen Hunde gingen gemächlich auf der Pier auf und ab, starrten die Frauen an und tauschten untereinander obszöne Gesten aus.
    »Nela«, murmelte Fringe. »An deiner Stelle würde ich unter Deck gehen. Bertran.«
    Die Zwillinge hatten bereits kehrtgemacht, wobei sie sich so locker wie möglich bewegten.
    Fringe, Danivon und Curvis drehten den Chimi- Hunden den Rücken zu und gingen zur gegenüberliegenden Reling.
    »Boarmus hat gesagt, wir sollen

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